BG Kritik: „Die Simpsons – Der Film“

16. Juli 2007, Christian Mester

Eigentlich ist es ein ganz normaler Tag in Springfield, bis Lisa wieder mal eine ihrer ungeheuren Ideen hat. Weil der See von Springfield täglich mit Müll zugeschüttet wird, fordert sie von den Bürgern, umzudenken und den See in Ruhe zu lassen. Siehe da, alle Bewohner finden die Idee gut und halten sich daran. Alle, bis auf einen: Homer. Aus seiner idiotischen Aktion wird eine Nationalkrise, die dafür sorgt dass die Stadt mit einer Glaskuppel hermetisch abgeriegelt wird. Von den Leuten aus Springfield verstoßen, muss Homer eine Lösung finden…

Die Simpsons – Der Film
The Simpsons Movie (2008)
Regisseur: David Silverman
Cast: –

Kritik:
Das erste, was einem in der Kinofassung der Simpsons auffallen wird, ist die etwas abgeänderte Optik. Obwohl der Style relativ gleich geblieben ist, wurde alles mit 3-D Material aufgepeppt, was der Welt der Simpsons überraschende Tiefen verleiht. Selbstverständlich ist es kein echtes 3-D, aber vor allem Bewegungen und Kamerafahrten sehen nun nicht mehr so platt aus wie noch
am Bildschirm. Gut sieht es aus, aber das auch nur wirklich mit mittelmäßigen Ansprüchen. Der Simpsons-Film kann sich da mit Pixar nicht messen und sieht eher nach Beavis & Butthead: Der Film als nach Ratatouile aus. Mal ehrlich, die Stories der Simpson-Folgen gaben noch nie viel her und waren wie je und eh immer nur Sandkasten für einen Sketch nach dem anderen. Die Übertragung einer solchen Serie ins Spielfilmformat kann da schnell in Schwierigkeiten kommen, wie zuletzt die beiden Kinofilme zu Mr Bean zeigten. In der kurzen Serie einfach grandios, hat Homer es auf der Leinwand ebenso schwer wie Mr Bean, über die lange Laufzeit zu begeistern. Genau wie bei dem schrägen Engländer wird man plötzlich in eine schlechte und vor allem vorhersehbare Story gepackt, die zwar Platz für gute Sketche bietet, dazwischen aber schnell langweilt.

Zum Beispiel gibt es einen langen Abschnitt, in dem die Simpsons Springfield und damit all die herrlichen Charaktere verlassen, die die Serie überhaupt so lebendig machen. Überhaupt kommen eigentlich alle Nebenfiguren viel zu kurz, vor allem der eigentliche Serienbösewicht Mr Burns. Die Figuren haben zwar alle kurze Auftritte, aber man hat mehr oder weniger den Eindruck, als wären sie nur drin um drin zu sein, nicht weil man sich überlegt hat, wie man sie gut in Szene setzen könnte. Die vielen, vielen Auftritte dürften gerade für Neulinge etwas verwirrend sein. Dazu sind einige Szenen nicht wirklich gelungen, unter anderem der gezwungen wirkende Einbau von Green Day, Tom Hanks und Arnold Schwarzenegger, der als Präsident der USA witzlos verdummbeutelt wird. Das Auftreten eines bösen Politikers erscheint mehr als langweilig, eine familiäre Entwicklung zwischen Marge und Homer wirkt äußerst forciert und unglaubwürdig, und auch das gesamte Ende inklusive Happy End strahlt enormen Kitsch aus. Selbst wenn man absoluter Neuling ist und nie was von den Simpsons gesehen hat (als wenn es so jemanden gäbe), bleibt die Geschichte vorhersehbar und daher, filmisch gesehen, schwach.

Allerdings ist der Film wie auch die Serie mit vielen lustigen, mal mehr, mal weniger deutlichen Hinweisen auf andere Filme und Geschehnisse gefüllt, dass er wahrscheinlich schon deswegen ruhig auch ein zweites Mal gesehen werden kann. Hervorzuheben ist die direkte Parodie auf Al Gore’s Eine unbequeme Wahrheit, bei der Lisa mit der Hebebühne über die Umwelt aufklären will, oder gar die Geiger, die auf dem sinkenden Schiff an Titanic erinnern. Bei all den Lachern bleibt jedoch das Gefühl, dass der Film auch ruhig halb so lang hätte gehen können – und damit wären wir schon fast auf dem Level einer Doppelfolge. Überhaupt stellt sich die Frage, ob Kino hier überhaupt nötig war?

Genau genommen ist der Film exakt das, was jeden Tag im Fernsehen zu sehen ist, nur etwas gestreckt und mit jeder Menge Füllmaterial versehen. Simpsonsfans werden ihn ohnehin lieben und es auch lieben, Homer in aufpolierter Optik mal im Kino zu sehen. Wer mit ihnen nichts anfangen kann, der wird auch den Film nicht ertragen. Wer sie gar nicht kennt, kriegt eine amüsante, aber extrem überladene Comic-Geschichte, die sich aber bei weitem nicht mit Genrekollegen wie Findet Nemo oder Toy Story messen kann. Dafür sieht die Konkurrenz zu gut aus, hat bessere Stories und ein runderes Gesamtpaket.

Fazit:

Simpsons – Der Film ist für die Fans gemacht, und die werden ihn mit inbrünstiger Leidenschaft lieben und zu einem Kultfilm machen. Allerdings nur unter sich, denn für Simpsons-Nichtkenner ist einfach zu wenig und gleichzeitig zu viel da.

6/10

Autor: Christian Mester

Dieser Filmenthusiast (*1982) liebt es, manchmal auch mit Blödsinn, Leute für Filme zu begeistern. Hat BG im Jahr 2004 gegründet und ist dann für Pressevorstellungen, Interviews und Premieren viel rumgereist, hat als Redakteur u.a. für GameStar geschrieben, war dann mal Projektleiter in einer Werbeagentur mit Schwerpunkt dt, Kinostarts und - schaut gerad vermutlich schon wieder was.

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