BG Kritik: „Rampage: Big Meets Bigger“

15. Mai 2018, Christian Mester

Eines Tages stürzt eine Raumstation voller experimenteller Testmittel über den Staaten ab, und zufälligerweise landen drei seltsame Kanister mit zervermutierenden Mutationsgas-Gasen bei einem Albino-Gorilla, einem Krokodil und einem Wolf. Es macht sie wütend, big und bigger, weswegen eine affengewaltige Metropolen-Rampage droht. Zeit für Zoowärter The Rock, die aufgrund biggen Bizepses nichtexistenten Ärmel hochzukrempeln und den Kaijus Einhalt zu gebieten….

(C) New Line Cinema

RAMPAGE: BIG MEETS BIGGER (2018)
Originaltitel: Rampage
Regie: Brad Peyton
Cast: Dwayne Johnson, Jeffrey Dean Morgan, Malin Akerman

Kritik:
2018 ist noch nicht einmal halb rum und da sind mit Pacific Rim 2 und Rampage schon zwei überteure Kaiju-Filme gestartet; mit Tomb Raider und Rampage sind sogar schon zwei ganze Gameverfilmungen angelaufen, und dann war da noch der u.a. mit Mechagodzilla und Overwatch gespickte Ready Player One. Das gibbets nicht oft, und in diesem Fall ist’s dann auch noch ein derart kurioser Fall. Zum einen ist Rampage, der wie der dritte Film der aktuellen Legendary Riesenmonsterfilme (Godzilla 2014, Kong: Skull Island, es folgen Godzilla 2 und Kong vs Godzilla) ausschaut, die Verfilmung eines 32jährigen NES/Atari/Amiga Titels, den wirklich niemand kennt, zum anderen kehrte Dwayne Johnson dafür ins verpönte Gamefilm-Genre zurück, in dem er vor 13 Jahren bereits Schelte für den ersten Doom Film einstecken musste.

Tja, sein Rampage ist genau das, was die Trailer versprachen: hirnloses Riesenviechergekloppe mit minimalistischer „Handlung“, mit Klasse-A Effekten und Dwayne Johnson mittendrin. Man muss Johnson wirklich lassen, dass er den Blödsinn um ihn herum doch noch so ernst nimmt und sogar nach Art der letzten Planet der Affen Titel versucht, eine verständliche, empathieweckende Beziehung zu seinem busenbesten Buddy George, dem bleichen Mini-Kong zu veranschaulichen. Die Freundschaft klappt schon deswegen nicht so recht, da George nicht so human und klug wie Caesar und eher primitiv bleibend Banane ist, aber effektetechnisch ist George fraglos ebenfalls topstens. Ebenso Ralf, der fliegende (?) Wolf und Lizzie, das schier unzerstörbar gepanzerte Krokodil, die im Gegensatz zu George, der aus dem Dschungel kam, auch noch ein bisl weiter weg mutieren dürfen und dann selbstredend nur noch tumbe Killermonster sind, die unaufhaltsam nur noch zerstören und Menschen futtern. Man würde lügen, würd’s keinen Spaß machen, die drei gegen einen etwas lässigeren Godzilla antreten zu sehen.

Ein Vergleich mit den Transformers Filmen liegt nahe, zumal man sich auch einige infantile Gags traut (Stichwort Rammstein Mutter Album, Track 9), doch was völlig fehlt, ist die Wust einer alles erdrückenden wichtigen Handlung. Hier wird quasi nur mit dem Finger geschnippt: hier, Riesenmonster, ab gehts. Es gibt keine Prophezeiung, keine Alienreliquien, keine Suche nach dem Auserkorenen – hier brauchts einfach nur dicke Arme, generöse Gorillakenntnis und Granatenwerfer, um den Trubel aufzuhalten. Klingt fast nach nem 1A 90er Arnie-Projekt, doch muss man gerade in Hinblick auf Jumanji 2, San Andreas, Reise zur geheimnisvollen Insel, Hercules und Baywatch klar und deutlich schälen, dass Johnson zwar ohne Ende Charisma hat, ihm im Vergleich zu Schwarzenegger und auch Will Smith aber doch die nötige Bodenstämmigkeit fehlt, dass man den Unsinn je glauben kann. Johnson sieht immer aus, als breche er jeden Moment in mitreißendes Gelächter aus. Das ist in Ordnung und auch oder gerade bei einem Film wie Rampage nicht die schlechteste Eigenschaft, doch mit seiner Leichtigkeit schwebt Johnson immerzu hinauf zu Daddy ohne Plan und Die Zahnfee Wölkchen. Es führt dazu, dass er in Filmen wie Rampage nie nervt, man ihn sogar recht gern sehen mag, aber anschließend fällt es doch ungemein schwer, seine Figur nochmal in einem Sequel sehen zu wollen. Oder überhaupt einen Film wegen ihm sehen zu wollen. Da bleibt einfach zu wenig kleben. Zu oft wirkt er wie ein supernetter und motivierter Guide in einer Freizeitparkattraktion, nicht wie ein Schauspieler. Das hat Ex-Wrestlingkollege Dave Bautista amüsanterweise in Blade Runner 2049, Spectre und auch den Guardians Filmen bislang fast besser hinbekommen. Vielleicht, weil er wählerischer ist? Vielleicht würds Bautista auch abhanden kommen, würd er Zac Efron um die Wette pumpen oder in einer Gameverfilmung von Harvest Moon mitspielen.

(C) New Line Cinema

Und sonst? Joe Mangianello, der Deathstroke aus dem Justice League Abspann, darf sich ein bisl als beinharter Elitesoldat zeigen, Marley Shelton und Naomie Harris werden völlig verschenkt, doch Malin Akerman und Jeffrey Dean Morgan haben großen Spaß darin, völlig übertrieben Figuren als böse Chemie-Konzernchefin und als gleichgültiger Agent mit Negan-Grinse zu mimen. Die Action ist passend aufgezogen und spielt jedem in die Arme, dem Godzilla 2014 zu scheu und zu dunkel war, denn hier wird mehrfach und bei hellstem Tageslicht übersichtlich geroyalrumbelt. Aber: Peyton ist nunmal auch kein Visionär, weswegen es hier keine sehenswerten Aufnahmen gibt, keine spannende Inszenierung, kein gekonntes Getease, keine Fuck-Yeah-Momente, keine Gänsehaut. Schlecht ist das nie, aber für einen Film, der eigentlich ausschließlich für seine Effekt- und Actionszenen zu sehen ist, ist es ersichtlich, dass Regie und Konzeption weit weniger talentiert vorgegangen sind als die (vermutlich outgesourcten) Texturierer und Animationskünstler. Immerhin nahmen sie sich nicht so ernst und patriotisch wie die Herrn hinter der ebenfalls absurd teuren Brettspielverfilmung Battleship mit Liam Neeson und Rihanna.

Fazit:
Rampage rauft sich rigoros an Nerdnostalgien vorbei und versucht sich als sanfter Nachmittags-Snack (und Rampage eignet sich wirklich am ehesten für nachmittags, nicht für den Abend) für Fans bigger, seelenloser Hollywoodaction, die sich nicht ernst nimmt und auch nicht viel kann, dafür aber beachtlich aufgezogen ist und kurzweiliger runtergeschluckt als gebissen ist. Für viele ein Film zum Kopfschütteln und weiteres ominöses Zeichen des drohenden Filmuntergangs, für manche ein solider Monsterquatsch.

5/10

Autor: Christian Mester

Dieser Filmenthusiast (*1982) liebt es, manchmal auch mit Blödsinn, Leute für Filme zu begeistern. Hat BG im Jahr 2004 gegründet und ist dann für Pressevorstellungen, Interviews und Premieren viel rumgereist, hat als Redakteur u.a. für GameStar geschrieben, war dann mal Projektleiter in einer Werbeagentur mit Schwerpunkt dt, Kinostarts und - schaut gerad vermutlich schon wieder was.

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