BG Kritik: „Texas Chainsaw Massacre“ (Netflix)

19. Februar 2022, Christian Mester

Knapp 50 Jahre nach den Ereignissen von „Blutgericht in Texas“ a la „The Texas Chain Saw Massacre“ lebt der einstige Massenmörder Leatherface unerkannt in einem Waisenhaus einer verlassenen Kleinstadt. Die Kettensäge muss jedoch wieder anlaufen, als eine Gruppe hipper Junginvestoren samt Kunden auftaucht, die das Städtchen neu verplanen wollen…

Regie: David Blue Garcia
Besetzung: Sarah Yarkin, Alice Krige, Mark Burnham

© Netflix – Screenshot aus Trailer https://youtu.be/j0livad7FbU

Wir machen es kurz: der neue Leatherface ist eine Wucht – man muss nur wissen, worauf man sich da einlässt.

Wenn man sich hier einen Film erhofft, der durchgängig spannend ist, mit charismatischen Figuren, mit denen man mitfiebern kann, mit gelungenen Dialogen und gänzlich realistischen Szenarien, sollte man diesen tunlichst meiden. Auch hat er weder was von der packenden Rohheit des Filmklassiker-Originals, noch die hochwertige Inszenierung des 2003er Remakes.

Wenn man aber schon seit Jahren darauf wartet, dass das juristische Gezanke um den „Freitag der 13te“ Franchise endlich gelöst wird und neue Teile davon kommen können, ist man hier genau an der richtigen Stelle. Ähnlich wie „Halloween Kills“ ist der neue Texas ein geradliniger Slasher, der seine Ikone ständig in den Vordergrund rückt und sich nur wenig um die übrigen kümmert. Der eigentliche Antiheld ist hier ganz klar der dicke Leatherface, der zwar rechnerisch weit über 70 sein müsste, hier aber eher so fit und mobil wie ein sportlicher 50jähriger ist. David Blue Garcia liebt die Figur offensichtlich und inszeniert sie so cool und respektvoll, wie David Gordon Green Michael Myers in den Halloween Filmen. Vor allem verglichen mit „Texas Chainsaw 3D“ hat dieser um Welten bessere Actionszenen und, wenn man es mal nerdy ausdrücken will, wahrscheinlich die besten ‚Kills‘ der ganzen neunteiligen Reihe.

Eine klare Imitation findet sich indes in der Figur der Sally Hardesty, die neben Leatherface ebenfalls aus dem Original wieder dabei ist (mittlerweile von einer anderen Darstellerin gespielt, da die echte nicht mehr lebt). Ähnlich wie die alte Laurie aus den „Halloween“ Titeln sinnt die alte Sally seit Ewigkeiten auf Rache und greift ebenfalls grimmig zur Shotgun, als sie vom neuen Geschehen hört. David Blue Garcia ist aber bewusst, dass diese Figur und auch ihre Schauspielerin bei weitem nicht so beliebt oder interessant sind wie Jamie Lee Curtis und ihre Laurie, und geht entsprechend damit um.

Eine der Hauptdarstellerinnen ist übrigens Elsie Fisher aus dem Indie-Kritikerliebling „Eighth Grade“, die hier mit dunklen Haaren und einige Jahre älter merklich anders ausschaut. Sie und ihre Schwester (Sarah Yarkin) fallen nicht sonderlich auf, sind aber auch nicht schlecht. Eine von beiden ist eine Überlebende eines Amoklaufs an einer Schule und ist davon betroffen, damals vor Angststarre a la „Force Majeure“ nicht reagiert zu haben. Ein mehr als ausreichender Grund, dass sie nicht zu gleichgültig bleibt und den Film zumindest ein klein wenig contra Leatherface tragen kann.

Garcias Regie ist kurzweilig und hochwertig; zwar hat er keinen Carpenter Score wie Green bei seinen „Halloweens“, liefert aber einen Film aber, der durchweg mindestens so gut ausschaut wie „The Strangers“ 1+2.

Fazit:

„Texas Chainsaw Massacre“ ist der beste Freitag der 13te seit langem. Ein rasanter, abwechslungsreicher Slasher nach alter Schule, kurzweiliger Popcornspaß und das auch noch kompetent inszeniert. Ein Film, der die Teile 3+4, sowie The Beginning, 3D und Leatherface lachend überholt.

7/10

Autor: Christian Mester

Dieser Filmenthusiast (*1982) liebt es, manchmal auch mit Blödsinn, Leute für Filme zu begeistern. Hat BG im Jahr 2004 gegründet und ist dann für Pressevorstellungen, Interviews und Premieren viel rumgereist, hat als Redakteur u.a. für GameStar geschrieben, war dann mal Projektleiter in einer Werbeagentur mit Schwerpunkt dt, Kinostarts und - schaut gerad vermutlich schon wieder was.

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