BG Kritik: „Halloween 3 – Die Nacht der Entscheidung“

12. September 2014, Christian Mester

Ein Arzt (Tom Atkins) bekommt eines Nachts Besuch von einem merkwürdigen Mann im Anzug, der wortlos einen seiner Patienten tötet – und sich dann selbst das Leben nimmt. Als am nächsten Tag die Tochter des Ermordeten auftaucht, entschließt sich der Mediziner der Sache auf den Grund zu gehen. Zusammen fahren sie in die Kleinstadt Santa Mira, in der alles unter dem Einfluss eines mysteriösen Maskenherstellers zu stehen scheint…

Kritik:
Nachdem der Mann mit der weißen Maske schon zweimal hinter Laurie Strode her war und weil das Ende des zweiten Films relativ final ausgefallen war, musste man sich für den dritten Teil der Reihe ein gänzlich neues Konzept ausdenken. Man überlegte sich, gänzlich neue Horrorgeschichten zu entwickeln, die ab dann jedes Jahr zur selben Zeit erscheinen und in irgendeiner Form mit besagtem Feiertag zu haben sollten.

Der erste (und letzte) Versuch dieses Unterfangens war Season of the Witch, eine doch sehr seltsame Gruselgeschichte, die allein wegen ihrer absurden Handlung von vielen als der schwächste Nachfolger des Originals gesehen wird. Im Film gibt es Androiden und mysteriöse High Tech, die im Verbund mit Mächten der schottischen Stonehenge-Steine per Fernsehsignalen Kinderköpfe in Insekten verwandeln. Selbst bei genauerer Überlegung macht dieser Plan des Bösewichts keinen wirklich nachvollziehbaren Sinn, der zwar selbst kryptisch erklärt, die Mächte des keltischen Hexenfests Samhaim beschwören zu wollen, doch wofür und warum sich der Autor ausgerechnet derart kompliziert Abstruses hat einfallen lassen, bleibt fraglich.

Es hinterlässt ein wenig den Anschein, als wollte Wallace die Grundpfeiler des Halloween-Mythos mit futuristischen Ideen ala Westworld (1973) verknüpfen, was sich so schon in den Opening Credits andeutet. Gab es bei den ersten beiden Filmen langsame Kamerafahrten auf düster beleuchtete Kürbisse, so sieht man hier einen aus Bildschirmpixel entstehenden Vertreter der wenig schmackhaften Gewächsart. Darüber hinaus erinnern Teile des Filmes an einige der ausgefalleneren Bond-Titel: der Bösewicht hat eine geheime Basis, futuristische Gadgets, Handlanger, die einem gnadenlos folgen und es kommt sogar zu einer Szene, in der der Bösewicht dem Helden seinen Masterplan erklärt und ihn fies lächelnd in eine scheinbar aussichtslose Situation steckt. Das Kraulen einer Katze fehlt nur knapp.

Neben der bizarren und besonders zum Ende hin wirren Handlung liegt Halloween 3 auch aufgrund seine Darsteller hinter den Kollegen zurück. Tom Atkins, der zwei Jahre vorher in Carpenters The Fog – Nebel des Grauens die Hauptrolle gespielt hatte, macht hier einen soliden Job, wenn er auch nicht an Pleasence oder Curtis heran kommen mag. Auch Okkultfanatiker Dan O’Herlihy ist in seinen wenigen Szenen nicht zu verachten, doch der Rest der Besetzung ist schlichtweg katastrophal. Stacey Nelkin spielt besagte Tochter, die sich wie ein Reh im Scheinwerferlicht ständig tumb Gefahr aussetzt und sich inmitten der Mordermittlung ihres Vaters unverständlicherweise um den Hals des verheirateten Arztes schmeißen muss. So holt sie noch eine kleine überflüssige Love-Story mit ins Boot, die anbetracht ihrer Beweggründe so falsch am Platze wirkt wie ein zweiter Kopf.

Halloween 3 ist bei all der Absurdität kein völliger Fehlschlag. Was Wallace auf dem Papier qualitativ nicht zustande bekommt, macht er sodann mit guter Regie wieder gut, die in der ersten Stunde – in der noch wenig vom eigentlich idiotischen Plot erkenntlich ist – für viele spannende Momente sorgt. Das Auftreten der mysteriösen Männer im Anzug ist angenehm mysteriös und der Gore-Gehalt mancher zunächst schwer erklärlicher Szenen überrascht. Auf die Nerven geht der zur Auslösung der Stone-Henge Mächte fabrizierte TV-Werbespot, dessen eingängige Melodie spätestens beim sechsten Mal Ausstrahlung im Laufe der Handlung die Nerven blank legt.

Das Beste am Film ist einmal mehr John Carpenters Mitwirken, der damals als Producer und – viel wichtiger – Musiker beteiligt war. Für den Film schuf er einen seiner berühmten Synthesizer-Soundtracks, der sich zwar an denen der beiden Vorgänger anlehnt, für sich aber ein völlig eigenständiges Werk ist, das durch schaurige Melodien und schleppend schleichende Klangkulisse Atmosphäre schafft.

Teil 3 ist im Vergleich zu allen anderen der Reihe ein widersinniges, unverständliches Exemplar, dessen kreativer Wagemut ein wenig zu weit geht und dessen Verlangen nach Offenheit für neue Ideen derart groß ist, dass sich nur wenige auf diese Geschichte einlassen können.

Fazit:
Die wenigsten Horrorfilme sind kreativ und trauen sich ungewöhnliche Ideen, dieser treibt es aber viel zu weit und endet im Irrsinn.

3,5 / 10

Autor: Christian Mester

Dieser Filmenthusiast (*1982) liebt es, manchmal auch mit Blödsinn, Leute für Filme zu begeistern. Hat BG im Jahr 2004 gegründet und ist dann für Pressevorstellungen, Interviews und Premieren viel rumgereist, hat als Redakteur u.a. für GameStar geschrieben, war dann mal Projektleiter in einer Werbeagentur mit Schwerpunkt dt, Kinostarts und - schaut gerad vermutlich schon wieder was.

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