BG Kritik: „Freitag, der 13.“ (2009)

12. September 2011, Christian Mester

Jason (Derek Mears) ist noch ein kleiner Junge, als er mitansehen muss, wie eine Jugendliche eines Nachts seine wahnsinnig gewordene Mutter tötet. Diese hatte nämlich irrtümlicherweise angenommen, ihr Sohn sei wegen Unachtsamkeit der Aufpasser im See ertrunken, was jedoch nicht stimmte. Jason, der durch sein deformiertes Aussehen ohnehin schon litt, versteckt sich daraufhin im Wald und wächst einsam und hasserfüllt auf. Jeder, der nur in die Nähe des alten Ferienlagers kommt, verschwindet auf merkwürdige Weise. Eines Tages taucht schließlich ein junger Mann (Jared Padalecki) auf, der seine beim Camp verschwundene Schwester sucht… dabei stößt er auf eine Gruppe von Stadtschnöseln, die am See eine wilde Party feiern wollen. Beutezeit.

Friday the 13th (2009)
Regie: Marcus Nispel
Cast: Jared Padalecki, Derek Mears

Kritik:
Nimmt man Freddy vs Jason hinzu, kann man nach insgesamt 11 Filmen wohl getrost sagen, dass das Konzept von Freitag der 13te im Grunde sehr einfach ist – einfach und beliebt. Man nehme eine Gruppe junger Leute (zwei vernünftige, viele dumme) und bringe sie in die Nähe eines maskierten Wahnsinnigen, der bis auf eine Überlebende (das Survivor Girl) alle erledigt. Die vielen Sequels und Nachmacher unterscheiden sich dann eigentlich nur noch durch drei Nuancen: a) wo das ganze stattfindet (Camp, Schiff, Weltraum), b) wie originell der Slasher seine Opfer abmurkst (z.B. Tod durch Gitarre, Schlafsack gegen Baum, Kopf in Stickstoff) und c) ob das ganze gruselig oder lustig gemeint ist.

Die ersten drei-vier Teile der legendären Serie setzten damals zunächst auf echten Grusel, denn der jeweilige Killer war eine Art Weißer Hai im Wald, der unentwegt auftauchte und gnadenlos für Schrecken sorgte. Spätestens nach Jasons Tod im vierten Film allerdings war die Ernsthaftigkeit allmählig raus, und so setzten die nachfolgenden Teile verstärkt auf alberne und nervige Figuren, sodass das Unterhaltsamste letztendlich am Film war, wie Jason diese zum Schweigen brachte. Genau wie bei Nightmare on Elm Street war der Killer plötzlich der Held, der zwar keine Witze riss, mit seinen kreativen und überzogenen Kills aber für Applaus und Gelächter in den Kinosälen sorgte.

Nach Teil 6 gingen den Machern aber so langsam die Variationen im Feriencamp aus, weswegen Jason in 7 auf ein telekinetisch begabtes Medium traf, in 8 nach New York reiste, in 9 als eine Art Dämon andere Menschen übernahm und in 10 sogar im Weltraum zu einem halben Roboter wurde.

Nachdem Jason im Jahr 2455 nach Holodecks, Virtual Reality und zerstörten Raumstationen durch Nanopartikel zu Cyborg-Jason geworden war und sein Körper in der Atmosphäre eines anderen Planeten verglühte, musste man sich im Studio jedoch endlich eingestehen, dass die Reihe nicht noch weiter fortsetzbar war; also: Neustart.

Der frische Freitag der 13te macht generell erst einmal jede Menge richtig. Der neue Jason beispielsweise ist einfach großartig. Mears ist zwar ebenfalls groß und muskulös wie all die anderen Darsteller vor ihm (1,96m), aber auch schmal und äußerst drahtig, wodurch sein Jason noch eine Spur gefährlicher wirkt. Es gibt im Film mehrere Szenen, in denen Jason hinter einem Opfer her läuft – und in diesen Momenten will man auch wirklich nicht mit den Opfern tauschen. Was funktioniert, ist dass sie seinen Jason zu einem Rambo-haften Waldkämpfer gemacht haben, der Fallen legt und sogar geschickte Manöver ausführt, um die anderen geschickt hervorzulocken. Fast jedes Auftreten von Jason macht Spaß, so sehr, dass man gegen Ende statt mit den Teenies mit ihm mitfiebert, und will, dass er das ganze überlebt.

Die Sets sind – wie bei einer Bay Produktion zu erwarten war – sehr gelungen und durchaus glaubhaft, mit vielen kleinen Details, die teilweise Easter Eggs für wahre Fans beinhalten (beispielsweise steht im Camp ein verlassener Rollstuhl von einem der Opfer aus Teil 2). Einige der blutigeren Momente sind auch durchaus gut inszeniert und makaber lustig, und insgesamt ist Jason’s Jagd auf die Jugendlichen eigentlich nettes Kurzweil.

Wenn das Wort „eigentlich“ mal nicht wäre. Geht man etwas ins Detail, so fallen einem beim neuen Freitag nämlich durchaus viele Macken und Ungereimtheiten auf, die nicht hätten sein müssen. In erster Linie betrifft das den Ton des ganzen Films, denn auch wenn Nispel und Mears sich Mühe geben, das ganze so ernsthaft wie möglich zu machen, arbeiten Drehbuch und Besetzung erheblich dagegen.

Es gibt wie gesagt zwei Arten einen Jason zu machen: entweder gruselig, und man will dass die Teenies es überleben, oder lustig, und man ist eher für den Mann mit der Machete. Dummerweise gibt es im neuen Film keine klare Linie, denn die Suche nach der Schwester wird so trocken aufgezogen, dass man vermuten muss dass die Autoren wirklich wollten, dass man sich für sie und ihren Bruder interessiert. Das ist aber schier unmöglich, da deren Schauspiel langweiliger nicht hätte ausfallen können. Supernatural-Star Jared Padalecki erscheint erneut absolut blass und emotionslos wie schon in House of Wax und beweist damit einmal mehr, dass seine Hitserie nicht wegen ihm, sondern wegen Kollege Jensen Ackles enorm erfolgreich ist (der mit Blutiger Valentinstag übrigens ebenfalls ein kommendes Slasher-Remake in der Mache hat). Die einzigen wirklich unterhaltsamen Charaktere außer Jason sind ein Schwarzer und ein Asiate, die beide jedoch leider nur kleine Szenen kriegen.

Die anderen Teens sind nur tumbe, silikongefüllte Blondinen und Drogenfreaks, die klischeehafter und leerer nicht sein könnten… was dem Rest des Films vollkommen widerspricht. Während der Film halbwegs versucht, Jason als glaubwürdig und die Schwestersuche als tragisch und dramatisch zu verkaufen, gibt es auf der anderen Seite Szenen, in denen Playmates oben ohne Wasserski fahren.

Auch nicht so gelungen ist der Soundtrack des Films, denn während die Neuauflage der Freitag Theme kaum hörbar im Hintergrund schippert, wird der Film immer wieder von nervigen MTV Musikstücken traktiert. Hier hat man sich offensichtlich keine Mühe gegeben, ganz besonders wenn man es mit dem Texas Remake vergleicht. Das betrifft auch die Optik, denn Nispels Neuling ist kein Vergleich zu seinen Vorfilmen TCM und Pathfinder, die wesentlich besser aussahen.

Fans der Reihe sei dazu gesagt, dass der Bodycount recht hoch ist, im Überblick aber eher sehr unspektakulär ausfällt. Wenn jemand etwa in einer prall gefüllten Werkstatt mit zig verschiedenen Gartengeräten landet und Jason dort dann nur zu einem langweiligen Schraubenzieher greift, dann spricht das Bände. Auffällig ist dagegen der recht hohe Anteil an nackter Haut, denn das Freitag Remake beinhält gefühlt locker mehr Sex und Nacktheit als alle Horrorfilme der letzten 5 Jahre zusammen. Ob das so nötig war, sei mal dahingestellt.

Um es mal so zusammenzufassen: der neue Jason Voorhees als Horrorfigur ist genau so furchteinflößend und gelungen wie Herr Leatherface aus dem Texas Chainsaw Massacre Remake und die Mutanten aus dem The Hills have Eyes Remake, der dazu gehörige Film ist es aber nicht. Er ist schwächer gefilmt, bleibt weit hinter seinem Potential zurück, ist beileibe nicht so popcornig wie Freddy vs Jason und hat Figuren und Dialoge, bei denen man selbst einen deformierten Kopf bekommen könnte. Klang und Optik sind ebenfalls schwächer als bei den Remake-Kollegen, und neben diversen großen Logiklöchern endet der Film auch noch mit einem Twist, der langweilig vorhersehbar ist und nichts mit dem umwerfenden Abschluss des ersten Teils gemein hat.

Fazit:
Der neue Freitag der 13te ist in Ordnung, jedoch längst nicht der erhoffte ultimative Superfreitag, den sich Fans vielleicht erhofft hätten. Natürlich ist er als neuer Teil willkommen, aber für den definitiv kommenden Nachfolger kann man sich getrost Besseres wünschen.

5,5 / 10

Autor: Christian Mester

Dieser Filmenthusiast (*1982) liebt es, manchmal auch mit Blödsinn, Leute für Filme zu begeistern. Hat BG im Jahr 2004 gegründet und ist dann für Pressevorstellungen, Interviews und Premieren viel rumgereist, hat als Redakteur u.a. für GameStar geschrieben, war dann mal Projektleiter in einer Werbeagentur mit Schwerpunkt dt, Kinostarts und - schaut gerad vermutlich schon wieder was.

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