BG Kritik: „Scream 5“
Sidney Prescott hat es nicht leicht, denn yep, zum mittlerweile fünften Mal wird sie in eine Mordserie mit einem Killer im Ghostface-Kostüm verwickelt. Schon 7 (!) solcher Mörder hat sie erledigt, und jetzt will es also wieder jemand wissen…
Regie: Matt Bettinelli-Olpin und Tyler Gillett
Besetzung: Melissa Barrera, Neve Campbell, Courteney Cox
Der Film mag „Scream“ statt „Scream 5“ heißen, ist aber kein Remake. Stattdessen ist es ein Sequel und fühlt sich sogar exakt so an wie die letzten Teile. Wieder gibt’s bedrohliche Anrufe mit dem Stimmverzerrer, wieder wird häufig spannungsgeladen und mit effektiven Jumpscares gemessert, und wieder gibt es einen typischen Showdown mit großer Enthüllung a la Scooby Doo – alles beim alten also.
Dass es nach 4 Teilen erstmals ein anderes Regiegespann ist, sieht man tatsächlich nicht. Der neue Film ist stilistisch so nah an den Filmen von Wes Craven gehalten, dass man den Wechsel gar nicht merkt. Änderungen, Abweichungen gibt es nur minimale. Die Jugendlichen sind dieses Mal ein bisschen mehr badass, die Morde fallen ein wenig derber aus und es wird hier und da visuell an berühmte Horrorszenen erinnert, natürlich auch aus den vorherigen Scream Filmen.
Gewiss darf der Metakommentar auch diesmal nicht fehlen, und so sprechen die Figuren im Film unter anderem darüber, dass Hollywood mittlerweile das Konzept des Reboot-Spagats mag – gleichzeitig eine Fortsetzung zu einem Markentitel zu machen, mit etablierten Figuren und Orten, gleichzeitig aber auch eine komplett neue Geschichte zu erzählen, die für sich stehen kann, wenn man den Rest halt eben noch nicht kennt. Im Idealfall begeistert man so ein neues Publikum, lockt aber auch das alte zurück und verdient doppelt.
„Scream 5“ gelingt das Unterfangen eigentlich recht gut. Die Geschichte der alten Filme und Figuren bilden den Hintergrund der neuen Mordreihe, doch im Mittelpunkt steht dieses Mal nicht Sidney (Neve Campbell), sondern die 30 Jahre jüngere Sam Carpenter (sicherlich benannt nach „Halloween“ Regisseur John Carpenter; außerdem gibt es einen Wes, nach Wes Craven, und eine Tara, die womöglich nach Carmen Electra alias Tara Patrick aus „Scary Movie“ benannt sein könnte). Zwar wuseln Sidney und ihre beiden Compadres Gale (es mag nicht allzu moralisch sein, darüber zu urteilen, aber ihre häufigen Besuche beim Schönheitschirugen irritieren immer wieder: Courteney Cox) und Dewey (sichtlich ausgelaugt: David Arquette) auch durch die Handlung, da ihr Background irgendwie damit zu tun hat, aber mehr noch als bei „Scream 4“ hat man das Gefühl, dass es ein Film für eine andere Generation ist (während der 2018er „Halloween“ ja doch eher auf die 60+ Leuts Laurie und Michael gemünzt war) und die alte Garde nicht mehr so wichtig scheint. Was nach so vielen Teilen irgendwann mal fair ist, allerdings muss man unweigerlich vergleichen – den neuen Cast mit dem von 1996. Leider ist die neue Runde offenbar fast eher nach Aussehen als nach Charisma besetzt worden. Es ist nicht so schlimm wie beim Amazon Prime Serienremake von „Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast“, aber selbst die Besetzung der ersten „Scream“ Fernsehserie schien deutlich markanter und charismatischer.
Clevere andere Slasher gab es seit „Scream“ 1 durchaus, etwa „Detention“ oder „Happy Deathday“. Der neue „Scream“ hat zwar auch seine Metainhalte, doch im reinen Subtext fallen diese eher oberflächlich aus. So werden anspruchsvollere Titel wie „Der Babadook“ oder „The Witch“ genannt – doch allem ist bewusst, dass man da gewiss nicht zugehört. Anders als der kürzliche „Matrix Resurrections“ (BG Kritik) gibt es keine wirklichen Ambitionen, mehrere Ebenen zu durchbrechen. Stattdessen besinnt sich der Film vielmehr auf Nostalgie und Fanservice und holt (per CGI) alte Figuren zurück, besucht alte Orte für neue Handlungen, gräbt noch mehr in Familiengeschichten (hier gibts gleich mehrere, die mit bekannten Figuren aus den alten Filmen verwandt sind) und lässt bekannte Klischeeszenen anders verlaufen. Das mag mitunter wie ein Remix oder gesampelter Song wirken, aber hier wird tatsächlich eleganter intern kritisiert, dass man franchisebedingt an die Wiederholungen und Anknüpfungen gebunden ist, ohne Sidney auf der Toilette zu zeigen und ohne die auffälligsten Elemente zu vernachlässigen. Während man bei Matrix enttäuscht sein konnte, dass die Kampfszenen nicht so gut sind wie bei den alten, kann man hier nicht sagen, dass die Ghostface-Attacken schlechter inszeniert wären als zuvor.
Letztendlich ist die Frage, was man hier erwartet. Wenn die Hoffnung ist, einen typischen xten Franchiseteil im Stil von „Freitag der 13te Teil 3“ oder „Halloween 4“ zu bekommen, liefert der neue „Scream“ genau das paradenhaft ab: schlichtweg mehr vom gleichen. Wer sich aber gerade von dem Filmtitel und dem Regiewechsel eine spannende Neuinterpretation erhofft, bleibt wie Tatum im Garagentor hängen.
Fazit:
Wieso auch irgendwas ändern? Der neue „Scream“ hält sich sehr, sehr nah an seinen Vorgängern und bietet daher ein weiteres Mal rasante Slasherkost mit gelegentlichen amüsanten Seitenhieben auf die eigene und auf andere Horrorfilmreihen. Wenn man schon die Teile 3 und 4 mochte, dann auch diesen hier.
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