BG Kritik: „Dragonball Evolution“

12. September 2015, Christian Mester

Goku (Justin Chatwin) möchte eigentlich nur ein normales Teenagerleben führen, geht aber nicht, da er der auserkorene Retter der Welt ist, der als einziger in der Lage zu sein scheint, den außerirdischen Superdämon Piccolo aufzuhalten…

Dragonball Evolution (2009)
Regie: Neil Blomkamp
Cast: Chow Yun Fat, James Marsters

Kritik:
Es hat schon seine guten Gründe, wieso Wongs US-Fantasy-Actioner letzten Endes nur limitiert in den deutschen Kinos lief. „Dragonball“, so muss man wissen, ist ein wahres Phänomen, das in den 90ern kaum zu übersehen war. Basierend auf den 8.000 Seiten eines beliebten Manga-Comics gab es zwei insgesamt rund 450 Folgen lange Animé-Serien, die Millionen von Fans begeisterten und mit einer gelungenen, wenn auch sehr eigensinnigen Mischung aus krudem Humor, theatralischer Gigantaction und gewitzten Charakteren Must-Have für jeden Fan des Genres wurde. Ein Selbstläufer so gesehen, den man nach derart viel Vormaterial kaum verfehlen müsste.

Weil man in Amerika gerne Konzepte klaut, bzw. sich davon inspirieren lässt oder auch mal direkt übernimmt, was in Sachen verwestlichtem Asia-Material schon mit „Godzilla“ nicht sonderlich funktionieren wollte, ist „Dragonball: Evolution“ jetzt ein dreister Versuch, in neuer Interpretation ähnliche Publikumsmassen (und damit: Dollarmengen) zu erreichen. Das Resultat? Einer der schlechtesten Mainstream-Actionfilme des Jahres, und das nicht nur, weil er sich kaum an die Vorlage hält.

Chatwin, den man bislang aus den Remakes von „Krieg der Welten“ und „Unsichtbar“ kennen dürfte bemüht sich in seiner Rolle und ist als Held Goku sympathisch, aber leider nichts als ein Schneeball im Backofen. Wong steckt ihn in dämliche Dialogwechsel mit einem schrecklich verulktem Chow-Yun Fat, panscht liebloses Liebesgekrösel ala „High School Musical“ hinzu und lässt ihn darüber hinaus im Wichtigsten – in der Action – gnadenlos versagen.

War die Action in der Vorlage immer gewaltig, ausufernd und mit wuchtiger Dramatik versetzt, so bleibt der knapp 50 Millionen Dollar teure Film in jener Hinsicht eine Lachnummer. Die Kämpfe, wenn man sie denn überhaupt so nennen darf, sind albernes Gehampel, man prügelt sich in völlig unecht aussehenden Papplandschaften und weil das so noch nicht reicht, dürfen grausig grottig schlechte Computereffekte natürlich auch nicht fehlen. James Marsters (Spike aus „Buffy – Im Bann der Dämonen“) hat eigentlich ein gesundes Maß an Talent, wird aber vergleichbar schlimm abgestraft. Seine Kostümierung als Bösewicht Piccolo sieht aus wie die S&M Bondage Fassung von Gazoo, dem fliegenden Marsmensch aus „Familie Feuerstein“, womit er sich auch direkt als Bösewicht für die nächste Staffel „Power Rangers“ qualifizieren könnte (er hat sogar ähnlich debile Kohorten in petto).

Insgesamt eine blamable, überzogene Comedy-Action-Mumpitz-Nummer mit MTV Date-my-Mom-Humor, Volltrashactionakrobatik und einer Spannungskurve, die so sprunghaft wie der Herzmonitor eines Verblichenen ausfällt.

Fazit:
Eine der beliebtesten Animeserien als Realfilm – albern, schlecht gemacht, schwach gespielt. Der Dragonball Film ist kein Liebesbrief an seine Fans, kein Versuch, die Story einem neuen Publikum schmackhaft zu machen, sondern ein inkompetenter inszenierter Versuch am bekannten Namen Gewinn zu machen.

2 / 10

Autor: Christian Mester

Dieser Filmenthusiast (*1982) liebt es, manchmal auch mit Blödsinn, Leute für Filme zu begeistern. Hat BG im Jahr 2004 gegründet und ist dann für Pressevorstellungen, Interviews und Premieren viel rumgereist, hat als Redakteur u.a. für GameStar geschrieben, war dann mal Projektleiter in einer Werbeagentur mit Schwerpunkt dt, Kinostarts und - schaut gerad vermutlich schon wieder was.

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