BG Kritik: „Catwoman“

12. September 2006, Christian Mester

Terror im Schminklabor: als Patience (Halle Berry) aus Zufall entdeckt, dass die neue Gesichtscreme ihres Konzerns steinharte und dann tödliche Ausmaße haben kann, wird sie kurzerhand befördert: als Leiche nach draußen ins Abwasser. Von mystischen CGI-Superkatzen wiederbelebt, kehrt Patience schnurrrstracks zurück, angelt sich Lou Diamond Philipps‘ Klonbruder Benjamin Bratt und macht sich dann im hautengen S&M-Outfit auf, mit Peitsche und Gummiohren Strolche und Sharon Stone zu verhauen.

CATWOMAN (2006)
Regie: Pitof
Cast: Halle Berry, Sharon Stone

Kritik:
Mal davon abgesehen, dass Halle Berry seit 2001 (Monster’s Ball) keinen wirklich guten Film mehr gemacht hat, so kann man nicht ignorieren, dass Halle eine tolle Persönlichkeit ist. Nett, lustig und offen war sie sogar eine der wenigen, die sich ihre goldene Himbeere 2004 für die schlechteste Hauptrolle (Catwoman) im schlechtesten Film (Catwoman) vom schlechtesten Regisseur (Catwoman) abholte. Damit bewies sie Eigenhumor, aber was sie geritten hat überhaupt in dem Ding mitzuspielen bleibt fraglich.

Keine Frage, Halle ist mit Sicherheit einer der attraktivsten Frauen Hollywoods (die 42 glaubt man ihr nicht), aber auch wenn sie das idiotische Stripperkostüm mit tollen Beinen und schicker Oberweite prächtig ausfüllt, bleibt die dezente Erkenntnis, dass nur eine Schwachsinnige so etwas anziehen würde. Das wär ja noch nicht das schlimmste, dann schnurrt und faucht Halle ja noch wirklich im Film, und was bei Michelle in Batman 2 noch anregend wirkte, ist hier so abweisend, dass man ihr am liebsten sofort eine von den Jacken anziehen will, die man nur hinten zumachen kann. Besonders schlimm ist, dass später im Film versucht wird, in jedem Satz eine Anspielung auf Katzen zu bringen. Alles, wirklich alles ist Blödsinn in Catwoman.

Die Story, die Gegner (Sharon Stone spielt eine Frau, deren Haut dank Superschminke steinhart wird, und der Merowinger aus Le Matrikse Deux muss eine Wette verloren haben, anders lässt sich sein Auftritt als schmieriger… Merowinger nicht erklären), die Figuren, die Story, die Action und die Story – alles Quatsch. Niemand kauft Halle die kleine Computermaus ab, die zufällig die Traummodelfigur einer Athletin hat, und auch wenn Halle sehr sportlich ist, ist es nicht übersehbar, dass sie in den katzenstreu-schlechten Actionszenen fast die meiste Zeit von einer digitalen Stuntfrau ersetzt wird (die sich wie einem PSX-Game bewegt). In einer der besten Szenen des Films stürmt Patience (auf dt.: „Geduld“) eine Rockparty beim Nachbarn und zerstört kurzerhand die Anlage. Nach etwas Faucherei lässt man sie unbehelligt abziehen, weil sie so… angsteinflößend war. Aber gut, bei einer Irren, die auf eine Box springt und sich wie eine Katze verhält, ruft man besser den Tierschutz.

Keine Ahnung, ob Regisseur Pitof beim Budget so knapp geknausert hat, dass es zu keinem Nachnamen mehr reichte, aber die Effekte im ganzen Film sind wirklich mehr als unfertig. Vor allem die künstlichen Katzen sehen alles andere als echt aus und der Showdown mit Betonface ist eindeutig ein schlechter Scherz. Nicht, das man schon mit hirnbefreiter Mammutaction auf dem – jetzt kommts – Catwalk genug gelitten hätte, wird dem Film auch noch eine plausible Erklärung mitgeliefert, wieso und überhaupt und wie und warum und warum es ein Sequel zu Batmans Rückkehr sein kann: weil es mystische CGI-Superkatzen schon seit Ewigkeiten gibt und sie hin und wieder eine Nerdmaus mit Brille aussuchen, die dann im Stripperkostüm Katzen nachmacht und sich wie ein aufgeschreckter Hamster ohne Rad fortbewegt. Yep. Wenn man wirklich, wirklich angestrengt mit der Lupe nach Katzenhaaren und Pluspunkten für den Film sucht (neben Halle’s Figur, selbst schauspielerisch verbockt sie Catwoman), und man echt alles andere verzeiht, bleibt das Trostargument, dass der Film zumindest flott ist und keine Längen hat. Und das es in diesem Sonnensystem tatsächlich noch schlechtere Filme als Catwoman gibt.

Fazit:
Catwoman ist so dämlich wie Batman & Robin, ohne aber je dessen Spaß oder Nehmerqualitäten mitzubringen. Kratzbürstig, klobrillenbürstig.

2 / 10

Autor: Christian Mester

Dieser Filmenthusiast (*1982) liebt es, manchmal auch mit Blödsinn, Leute für Filme zu begeistern. Hat BG im Jahr 2004 gegründet und ist dann für Pressevorstellungen, Interviews und Premieren viel rumgereist, hat als Redakteur u.a. für GameStar geschrieben, war dann mal Projektleiter in einer Werbeagentur mit Schwerpunkt dt, Kinostarts und - schaut gerad vermutlich schon wieder was.

Um an dieser Diskussion teilzunehmen, registriere dich bitte im Forum:
Zur Registrierung