BG Kritik: „Halloween 8 – Resurrection“

12. September 2016, Christian Mester

Laurie (Jamie Lee Curtis) irrte. Die Frau, die meinte, ihren unerbittlichen Bruder getötet zu haben, hat stattdessen einen Unschuldigen ermordet. Drei Jahre nach dem Ereignis kommt ihr Bruder sie besuchen, um es ein für alle Mal zu Ende zu bringen. Bei seiner Rückkehr in seine Heimatstadt darf er feststellen, dass ein Fernsehproduzent (Busta Rhymes) eine Webcam Reality-Show in seinen alten vier Wänden filmt…

Regie: Rick Rosenthal
Mit: Jamie Lee Curtis, Busta Rhymes

Kritik:
Halloween H20 war der bis dahin erfolgreichste Ableger; es stand marktwirtschaftlich also völlig außer Frage, den gerade neu auferweckten Franchise direkt wieder sterben zu lassen. Produzenten fragten daher Fans via der offiziellen Website, ob sie Myers zurück haben wollten – und das taten sie. 8 musste sich nun also eine schlüssige Erklärung aus dem Ärmel schütteln, wie die Figur den Showdown des letzten Films überstanden haben sollte. Das Ergebnis ist nun relativ plausibel und hinreichend akzeptabel, wenn auch der leidige Geruch sinnloser Fortführung nur des Geldes wegen nicht leicht zu übertünchen ist.

Es fängt schon mit der Eröffnungsszene an, die nach kurzem Flashback zeigt, wie Jamie Lee Curtis ihre berühmte, altbekannte Rolle eiskalt beerdigt. Da sie nach dem siebten Teil vermutlich befürchtet hatte, dass man die Figur der Laurie Strode ohne ihr Mitwirken in weiteren Filmen verschandeln könnte, sagte sie unter der Bedingung zu, dass ihre Rolle endgültig sterbe. Dieser reversible Wechsel des Halloween H20 Showdowns liegtrecht schwer im Magen, da das dortige Ende nahezu perfekt saß. Das nun alles sinn- und nutzlos war und der Kampf seit 1978 letztendlich in die Leere führte, stimmt unzufrieden. Es ist unfair, macht vieles irrelevant. Es ist, als würde Sauron in einem eilig hinter her geschobenen Herr der Ringe 4 doch plötzlich gewinnen und Frodo verspätet sterben.

Das mag nur die ersten zwanzig Minuten des Films betreffen, aber leider ist der folgende Rest kein bisschen angenehmer. Der Kader der „Guten“ fällt zahlreich bestückt aus, damit Myers auch möglichst viel zu tun bekommt. Der Bodycount ist folglich hoch und soll damit auch nicht die einzige Erinnerung an Slasherkollege Freitag der 13te bleiben. Ähnlich wie in den Filmen um den wortlosen Goalie sind die Good Guys hier durch die Bank weg schrecklich uncharismatisch. Neben einer blass bleibenden Hauptaktrice (die nicht einmal schreien kann und dafür auch im O-Ton synchronisiert wurde) gibt es ausschließlich blanke Schwachmaten. Katee Sackhhoff (Starbuck aus Battlestar Galactica) unter anderem spielt eine blonde Dumpfbacke, Thomas Ian Nichols aus der Sexkomödie American Pie einen notgeilen Grabscher, Model Tyra Banks eine Managerin und der Freund von Julia Stiles aus Save the Last Dance einen Koch, der Michael Myers mit Pfeffer bewirft und der Meinung ist, Myers sei durch schlechte Diät böse geworden. Unterstützt werden sie dabei von einem externen Beobachter des Internet-Fernsehens, der den Helden per SMS hilft (anstatt die Polizei zu rufen).

Da die „Guten“ belanglos bleiben, bleibt einem selbst nichts anderes übrig als die Sympathien umzuverteilen und sich stattdessen auf Michaels Seite zu schlagen. Der, ganz ordentlich gespielt von Brad Loree, darf dieses Mal aktiver zur Sache kommen und die närrischen Eindringlinge nach und nach über die Klinge springen lassen. Gänzlich schlecht ist das nicht für einen Slasher, aber bei all dem Aufwand eines Spielfilms und vor allem nach dem gepriesenen Comebacks der Qualität im Siebten, ernüchternd wenig.

Trötend unter geht Halloween 8 erst nach rund 70 Minuten, wenn der markanteste von allen auf Michael Myers trifft: Busta Rhymes. Nun gilt Rhymes, sofern man keine generellen Abneigungen gegen ihn oder seine Musikrichtung hegt, für gewöhnlich als ein sympathischer, netter Kerl, allerdings ist sein Einsatz im Film einfach kolossal schlecht (dass das auch anders geht, bewies LL Cool J in H20). Nicht nur, dass er Myers mehrmals albernerweise als „Motherf#cker“ bezeichnet und zuweilen selbst im Michael Myers-Kostüm herum läuft, irgendein Wirrer mit Schreibmaschine kam auch noch auf die Idee, ihn Martial Arts gegen Slasher-Ikone Michael Myers ausführen zu lassen. Davon ab, dass die Grundidee, mit Kampfsport gegen eine Horrorlegende vorzugehen schon schmerzlich dämlich erscheint (s. A Nightmare on Elm Street 4), ist es ein Kick an das prinzipielle Schienbein, dass Busta mit seinen Roundhouse-Kicks tatsächlich gewinnt. Wäre es so wie in Freitag der 13te 8, in dem Jason einem Boxer nach mehreren eingefangenen Hieben den Kopf abhaut wäre es ja okay gewesen, diese gewählte Entscheidung ist letztendlich nur peinlich. Wer weltweit außer seiner Mutter hätte sich schon gewünscht, dass ausgerechnet Busta Rhymes furchtlos gegen Michael Myers besteht?

Schade ist darüber hinaus, dass Rosenthal (der auch Regie bei Halloween 2 führte) nichts aus der Idee der Webcam-Show macht. Zwar schlüren alle Teilnehmer ihre Kameras mit, das eigentliche Gimmick wird aber nie sinnvoll oder effektiv genutzt. Ganz im Gegenteil, es erscheint bedeppert, dass Myers‘ Visage laufend als subversives Kamerabild eingeflackert wird. Handwerklich ist der Film okay, kommt aber komplett ohne Spannungsmomente daher und passiert einfach von Anfang bis Ende. Die einzig interessante Szene findet sich in der Mitte, in der Michael Myers urplötzlich von einem anderen Michael Myers verfolgt wird, was in einem absurden, aber amüsanten Monolog endet. Bis dahin konnte man fast noch hoffen, dass Myers seine Show abzieht und gegen Ende als Gewinner aus dem Ring stapft, so ist es ein K.O. durch – im wahrsten Sinne des Wortes – Tiefschlag.

Letzten Endes ist Halloween Resurrection ein handwerklich solide gemachter Slasher ala Black Christmas oder Valentine, aber an sich ein schwacher Film und schlechter Halloween.

Fazit:
Halloween: Resurrection ist von vorn bis hinten halbgar, blamabel, enttäuschend. Man hätte es ganz offensichtlich besser bei den vorhandenen sieben Teilen belassen sollen.

3 / 10

Autor: Christian Mester

Dieser Filmenthusiast (*1982) liebt es, manchmal auch mit Blödsinn, Leute für Filme zu begeistern. Hat BG im Jahr 2004 gegründet und ist dann für Pressevorstellungen, Interviews und Premieren viel rumgereist, hat als Redakteur u.a. für GameStar geschrieben, war dann mal Projektleiter in einer Werbeagentur mit Schwerpunkt dt, Kinostarts und - schaut gerad vermutlich schon wieder was.

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