BG Kritik: „Freddy vs. Jason“

27. Oktober 2020, Christian Mester

Auch dieses Jahr wollen wir euch mit Horrortipps für den schaurigen Oktober nicht alleine lassen und bieten deshalb täglich einen neuen Beitrag aus unseren Horror-Archiven…und nicht immer muss es ein Tipp sein, sondern auch mal eine Warnung…

FREDDY VS JASON (2003)
Regie: Ronny Yu
Cast: Robert Englund, Ken Kirzinger

Story:
Bei Krueger (Robert Englund) kriselts. Da man ihn in Springwood gezielt aus Erinnerungen streicht und keiner mehr an ihn glaubt, gibt es für ihn keine nutzbaren Albträume mehr. Er sucht sich den unsterblichen Massenmörder Jason (Ken Kirzinger) als Werkzeug, der anstatt seiner in seiner Heimat wüten soll. Der Plan geht anfangs auf, doch als Jason und die potentiellen jugendlichen Opfer ihm auf die Schliche kommen, setzt’s Saures.

Kritik:
Keine Frage – so wie Frankensteins Kreatur, der Wolfsmensch, Dracula, die Mumie, der Unsichtbare etc. in den 40er-50ern zu berühmten Gruselikonen wurden, entwickelten die 80er und 90er Michael Myers, Jason Voorhees, Freddy Krueger, Chucky und Leatherface als neue, unsterbliche Monsterikonen. Schon im Jahr 1943 kam es zu einer ersten Kollision zweier großer Genre-Titanen. In „Frankenstein Meets the Wolfman“ trafen erstmals beliebte Horrorfiguren verschiedener Filmreihen aufeinander und ließen Fans feiern. Eine Idee, die sich in zahlreichen ähnlichen Filmen („Mega Shark vs. Giant Octopus“, „King Kong vs. Godzilla“, „Kramer vs. Kramer“ und, genau 60 Jahre später in „Freddy vs. Jason“ wieder finden sollte.

Die Mischung ist thematisch gut gewählt: der hagere, Sprüche klopfende Traumdämon Freddy trifft auf den stummen, Macheten schwingenden Massenmörder Jason aus der zehnteiligen „Freitag der 13.“-Reihe („Freddy vs. Jason“ ist chronologisch gesehen der 6. „Nightmare“ und 10. „Freitag“, am Ende von „Freitag der 13. IX: Jason Goes to Hell“ sieht man, wie Freddys Klaue Jasons Maske ergreift). Zwei grundverschiedene Horrorgestalten, die gerade wegen ihrer Unterschiede gut zusammen passen.

Die Verknüpfung beider Unholde ist den Autoren prinzipiell geschickt gelungen. Sie schaffen es, die beiden auf nachvollziehbare Weise erst mit-, dann gegeneinander antreten zu lassen und nutzen auf dem Weg dahin viele bekannte und beliebte Elemente beider Filmreihen (Themes, Orte, Motive, Klischees). Das Titel gebende Duell ist dann – wie erwartet und beabsichtigt – das große Highlight des Films. In einem blutigen Zweikampf schlitzen, hacken und prügeln sich die beiden, jeweils auf ihre Art sympathischen Genrelegenden, äußerst spaßig und schwarzhumorig schnaubend gegenseitig die Spucke aus dem Leib. Der Showdown im renovierten Camp Crystal Lake scheut sich dabei nicht vor roter Suppe.

Die Duellierung beider unsterblichen (!) Serienkiller hat jedoch einen gewaltigen Haken: sie lässt eine ganze Stunde auf sich warten. Die ersten zwei Drittel des Films sind bis auf kleinere Auftritte der Titelhelden schier katastrophal. Allen grausig schlechten Schauspielern voran schwächelt Monica Keena (vor und nach „Freddy vs. Jason“ nie wieder in einem größeren Film gesehen) als blondes Survivor-Girl in nassem weißen Oberteil, die 90 Minuten lang unglaubwürdig agiert und den Eindruck hinterlässt, jeden Moment in schallendes Gelächter auszubrechen, weil sie sich selbst nicht mehr länger zusammenreißen kann. Bis auf den ohnehin immer guten Englund, einem soliden Kirzinger und einem irrelevanten Nebendarsteller (Brendan Fletcher) ist die Besetzung ein einziges Debakel. Es zieht die Qualität des Films bis zum unvermeintlich sehenswerten Finale tief in die Knie. Der unlustige Witz dabei ist, dass der Film gezielt mit einer bewusst idiotisch gemeinten Szene anfängt – ein Mädchen entblättert sich und wird filetiert – doch wenn es dann vernünftig weitergehen soll, verpassen es Script, Schauspiel und Regie, merklich aufzurüsten. Nun mag man sagen, dass es in einem Film wie diesem ohnehin nur um das versprochene Duell geht; es sollte jedoch kein Freifahrtschein sein, den Rest achtlos zu verhunzen.

Optisch macht „Freddy vs. Jason“ oberflächlich zunächst einen schicken Eindruck, doch sieht man genauer hin, ist die Arbeit von Yus Team keineswegs lobenswert. Der Schnitt ist oft unharmonisch, es gibt unzählige Continuity-Fehler, sämtliche Sets sind relativ simpel und dafür, dass es mit 30 Millionen Dollar der teuerste aller Freddys ist, fallen sämtliche Albtraumsequenzen unspektakulär und langweilig aus. Vollkommen abwesend ist jegliche Atmosphäre, Bis auf den Kampf am Ende ist das Treiben immer dynamisch, aber austauschbar und platt inszeniert. Es trägt dazu bei, dass „Freddy vs. Jason“ insgesamt wie ein Gimmick wirkt, ein dreißig Minuten langer Kurzfilm, der in 90 Minuten lieblosem MTV-Hochglanz versteckt ist.

Unsinnig ist zudem, dass Jason im Film mit einer starken Wasserphobie dargestellt wird – ein eiliger, einfallsloser Versuch, Jason eine Schwäche zuzuteilen, die keinen Sinn macht, da Jason in mehreren seiner eigenen Filme im See Crystal Lake landet und für gewöhnlich kein Problem damit hat, Schwimmen zu gehen.

Fazit:
Heiterer Spaß für Fans beider Reihen – sinnfrei und dramaturgisch irrelevant, aber durchaus unterhaltsam inszeniert.

5 / 10

Autor: Christian Mester

Dieser Filmenthusiast (*1982) liebt es, manchmal auch mit Blödsinn, Leute für Filme zu begeistern. Hat BG im Jahr 2004 gegründet und ist dann für Pressevorstellungen, Interviews und Premieren viel rumgereist, hat als Redakteur u.a. für GameStar geschrieben, war dann mal Projektleiter in einer Werbeagentur mit Schwerpunkt dt, Kinostarts und - schaut gerad vermutlich schon wieder was.

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