BG Kritik: „13 Geister“ (Remake + Original)

1. Oktober 2020, Christian Mester

Auch dieses Jahr wollen wir euch mit Horrortipps für den schaurigen Oktober nicht alleine lassen und bieten deshalb täglich einen neuen Beitrag aus unseren Horror-Archiven…und nicht immer muss es ein Tipp sein, sondern auch mal eine Warnung…

von Christian Mester

13 Geister / Thir13en Ghosts (2001)
Regie: Steve Beck
Cast: Matthew Lillard, Tony Shalhoub, Shannon Elizabeth

Story:
Arthur (Tony Shalhoub) und seine Familie erben das Haus eines seltsamen Onkels, der angeblich bei der Jagd nach Geistern verschwand. Als er in das seltsame Glashaus einzieht, werden sie  plötzlich eingesperrt. Eine tödliche Falle läuft an, angetrieben von 12 rachsüchtigen Geistern…

Anfang der 2000er gab es ein Filmstudio namens Dark Castle, das sich zum Ziel setzte zum angesagten Haus für Horrorfilme zu werden. Neben den Geistern brachten sie auch noch Haunted Hills 1+2, Gothika, House of Wax mit Paris Hilton, The Reaping und Ghost Ship raus, die ebenso unterschiedlich, wie unterschiedlich gut ausfielen.

13 Geister, wie Haunted Hills ein Remake eines alten William Castle Klassikers, hat im Prinzip nette Einfälle, aus denen man was machen konnte. Die Helden beziehen in diesem Fall ein architektonisch ungewöhnlich gebautes Haus mit durchsichtigen Panzerglaswänden, das wie ein Puzzle aufgebaut ist und ein Geheimnis im Keller beherbergt. Jeder Geist hat cosplayfertig unterschiedliche auffällige Charakteristika, von denen jeder einzelne bereits interessant genug wäre, einen eigenen Film ausreichend zu bespuken. Eine nackte wütende Prinzessin mit Messer, ein Wahnsinniger mit Käfig um den Kopf oder ein Riese mit einem Hammer – jeder einzelne von ihnen ist mit ganz eigenen Hintergrundstory ausgestattet.

Das ist alles schon vielversprechend genug, doch dazu, aus der 50er Vorlage übernommen, gibt es noch ein weiteres effektives Spannungselement. Die Geister lassen sich nur mit speziellen Brillen sehen, die natürlich immer mal wieder fehlen.

Klingt nach einem Bauplan für dezenten Grusel, doch so wirklich halten will das alles nicht. Das größte Manko? 13 Geister ist trotz der ausgefallenen Untotenparade nur zum Teil Horrorfilm mit Schwerpunkt auf, nun, Horror. Zwar gibt es einige nett aufgezogene Momente, insbesondere wenn die Geister jeweils zum ersten Mal auftauchen, doch so vielversprechend sie gestaltet sein mögen, so enttäuschender ist ihr Einsatz. Zwar hat der Film ein R-Rating für Nudity und Violence, aber an allen Ecken und Kanten wirkt es, als halte man sich zurück, als kaschiere man tatsächlich gedrehtes Material, um kinderfreulicher zu erscheinen.

Tatsächlich wirkt gerade die zweite Filmhälfte mehr wie ein flotter Kinderabenteuerfilm, mit Scooby Doo artigen Fluchten vor den Geistern, schwindend geringem Bodycount und einem effektüberladenen Fantasy-Ende. Die 13 Geister, das vermeintlich wichtigste Element des Films der immerhin nach ihnen benannt ist, spielen im Gesamtbild letztlich kaum eine Rolle, agieren relativ hirnlos und verfolgen keine Ziele. Sie sind also nicht sonderlich wichtig, und dürfen wenn, auch nicht sonderlich viel machen. Warum dann überhaupt? Warum überhaupt 13?

Hätte eventuell Spaß machen können wenn die Menschenrollen passen würden, doch während Tony „Monk“ Shalhoub an seiner Rolle des Familienvaters in einem Horrorfilm ebenso verzweifelt wie Shannon Elizabeth aus American Pie als Tochterchen und Rapperin Rah Digga als Haushälterin (die danach nie wieder in einem Film mitgespielt hat), hat nur Matthew Lillard (Stu aus Scream 1, der im übrigen später Shaggy in den Scooby Doo Filmen spielen sollte) die richtige Brille auf und macht Spaß als überdrehter Geisterjäger.

Fazit:
Schade drum. Als oberflächliche Unterhaltung macht 13 Geister ausreichend her, vor allem als Casualstreifen, doch letzten Endes sind die gelungenen Geister-Designs und das Set eines Glaslabyrinths vollkommen verschenkt.

Was soll eigentlich der „vercoolte“ US-Titel? ThirThirteenen Ghosts?.

4,5 / 10


Das unheimliche Erbe / Thirteen Ghosts (1960)
Regie: William Castle
Cast: Rosemary DeCamp, Donald Woods

Die Handlung des Originals war 1960 im Prinzip die gleiche – jedoch ohne Glashauslabyrinth. In der alten Version ist es stattdessen ein eher gewöhnliches Gebäude, also nicht einmal ein von Grund auf unheimliches Herrenhaus a la Addams Family. Die Geister sehen selbstredend weniger „extrem“ aus und epochenbedingt ist im Vergleich zur Neuauflage auch kein nackter Geist dabei.

Witzig ist, dass der Film damals in einer Art 3D aufgeführt wurde. Die Zuschauer bekamen Brillen, die sie nach Wunsch aufsetzen konnten. Alle Geister wurden mit roten Bildern über die Filmszenen gelegt – wem es zu gruselig war, der konnte sie mit einer roten Brille demnach einfach ausfiltern. So wirklich nötig wird diese Entschärfung allerdings kaum gewesen sein, da die schemenhaften Geister kaum vorkommen, bloß urige Geräusche von sich geben und bis auf eine gestellte Kopfabhacke sonst nichts Schlimmes machen. Der zu dem Zeitpunkt gut 40 Jahre alte Nosferatu konnte da bereits also nur müde hüsteln.

Und sonst? Der Film hat zwar den gemütlich eleganten Stil der alten Vincent Price Filme, mit den Anzug tragenden Gentlemen, doch insgesamt fehlt einfach etwas. So wirklich schien auch William Castle 1960 nicht zu wissen, ob es ein wirklicher Thriller für Erwachsene oder eine heitere Geistergeschichte für Kinder sein sollte, weswegen er einen damaligen Kinderstar als Hauptrolle besetzte und mal Kinder, mal Erwachsene ermitteln lässt, und überraschend fallen die (im Originaltitel) titelgebenden Geister auch im Originalfilm verblüffend nebensächlich aus. Vielleicht schafft es eine dritte Verfilmung irgendwann einmal, sich zu entscheiden und das ominöse Dreckige Dutzend der Geister interessanter zu verpacken.

Fazit:
Der originale 13 Geister macht es seinem späteren Remake nicht unbedingt ähnlich, macht aber ähnliche Fehler. Was der neuere Film an Make-Up Klimbimqualitäten hat, fährt das Original an Eleganz auf, doch insgesamt sind beide eher unterdurchschnittlich, das Original sogar eine Spur leerer. Was Horrorfans jedoch mal hinsehen lassen könnte, sind die teils lohnenden Ansätze.

4 / 10

 

Autor: Christian Mester

Dieser Filmenthusiast (*1982) liebt es, manchmal auch mit Blödsinn, Leute für Filme zu begeistern. Hat BG im Jahr 2004 gegründet und ist dann für Pressevorstellungen, Interviews und Premieren viel rumgereist, hat als Redakteur u.a. für GameStar geschrieben, war dann mal Projektleiter in einer Werbeagentur mit Schwerpunkt dt, Kinostarts und - schaut gerad vermutlich schon wieder was.

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