BG Kritik: „Ich – Einfach unverbesserlich 3“

8. Dezember 2017, Christian Mester

Ex-Bösewicht Gru ist schon eine ganze Weile nur noch „gut“, bis er seinen Zwillingsbruder Dru kennenlernt. Der ist von Grus legendären Verbrechen begeistert und erhofft sich nur eins: einen großen Raubzug seines Bruders einmal mitzuerleben. Also legen die zwei sich mit Evil Bratt an, einem Meisterdieb, der irgendwie in den 80er Jahren kleben geblieben ist…

Despicable Me 3 (US 2017)
Regisseur: Kyle Balda, Pierre Coffin
Cast: Steve Carell, Trey Parker

Kritik:
Vierter Minions Film also, nach Minions (der übrigens einer der erfolgreichsten Filme aller Zeiten wurde: hat 75 Millionen Dollar gekostet und über 1 Mrd eingespielt) dieses Mal mal wieder mit Gru und seiner drolligen Familie. Durch seinen Bruder darf nun auch Gru einen minimalen Prequelstich erleben, da mehr über seine Anfänge und seine Eltern verraten wird. Gleichzeitig lockt seine kriminelle Vergangenheit, mit der Schwertnase Gru eigentlich längst abgeschlossen hatte, und so gerät der Kahlkopf, der eigentlich aus Liebe zu seiner Freundin aufgehört hatte, in Bedrängnis. Sauer sind die Minions, die ihren jetzt anständigen Chef nicht mehr länger respektieren wollen und daher trotzig das Weite suchen. Dann wäre da noch Lucy, Grus Freundin, die versucht, sich als Adoptivmutter emotional von Grus Adoptivkindern adoptieren zu lassen. Und Agnes? Sucht verzweifelt ein Einhorn.

Alles brauchbare Storylines, die passabel umgesetzt sind, das ganz kritische Auge aber nicht darüber hinwegtäuschen kann, dass trotz gewohnt guter Minions Sketche und vereinzelt herzlicher Mädchenmomente langsam doch Franchise-Müdigkeit aufkommt. Das soll nicht heißen, dass der Film weniger gut als beispielsweise Teil 2 wäre, aber die Filmen fangen mehr und mehr an, wie berechnete Produkte zu wirken (wozu Pharrell als Filmmusiker beachtlich beiträgt). Es gibt unter dem Bandana kaum Gründe, wieso man den hier anstatt der anderen schauen sollte. Pierre Coffin und Kyle Balda wagen es zum Beispiel einfach nicht mehr, mutigere Handlungsstränge anzugehen. Verglichen mit Kung Fu Panda 2 oder Drachenzähmen leicht gemacht Teil 2 etwa bleiben die Emotionen stets brav auf der Oberfläche, wird nichts thematisch greifbar gemacht, genau wie bei den mutlosen späten Sequels von Shrek, Ice Age und Madagascar. Im ersten Teil gab es noch den spürbaren Wandel Grus hin zum liebenden Ziehvater, doch seitdem sind seine Ausflüge lediglich „noch einer halt“. Landen die Minions im Film schließlich vor der Prüferbühne von Das Supertalent, weiß man, dass irgendwas mittlerweile schief läuft.

Optisch bietet der Film vom Regieduo des Minion Solofilms (1 und 2 hatten statt Balda noch Chris Renaud als Co-Director) wieder mal ein ungemein farbenfrohes Actionfest, das in 3D exzellent wirkt und wie gewohnt mit einer minionswürdigen Dauerhibbelmusik unterlegt ist (auch wenn Pharrell dieses Mal kein neuen „Happy“ Ohrwurm im Gepäck hat und leiser auftritt).

Immerhin eine Auffälligkeit bleibt, denn Gegenspieler Balthazar „Evil“ Bratt ist zum Schießen. Als ehemaliger Kinderstar aus den 80ern lebt er diese in Hochkultur, und das heißt Vokuhila, Schulterpolster, Jojos, Keytar und lauter 80er Dancemoves. Zwar bekommt er mit Gru und den Minions kaum zu tun und Coffin und Balda haben nichts sonderlich über einen rachsüchtigen Exstar auszusagen, der Vergeltung wegen einer abgesetzten Show sucht und nachher buchstäblich mit einem Laserroboter das Hollywood-Logo attackiert, doch die Figur ist so herrlich albern, dass man unentwegt lachen kann. Hiermit wurde sich offensichtlich am meisten beschäftigt – schade nur, dass es beim Rest nicht auch der Fall war.

Fazit:
Tja, gewohnte Kost. Wer den Humor der vorherigen Teile mochte, der kommt auch hier wieder vollkommen auf seine Kosten. Die Minions dürfen herrlich blödeln, Gru sich sympathisch von Peinlichkeit zu Peinlichkeit schaukeln, und mit Balthazar Bratt gibt’s den bis dato amüsantesten Antagonisten der Reihe. Bei allem Hypererfolg darf man allerdings über die nächsten Jahre hin erwarten, dass dieser Franchise als reine Kurzweil aus Gedächtnissen verschwinden wird.

6,5 / 10

Autor: Christian Mester

Dieser Filmenthusiast (*1982) liebt es, manchmal auch mit Blödsinn, Leute für Filme zu begeistern. Hat BG im Jahr 2004 gegründet und ist dann für Pressevorstellungen, Interviews und Premieren viel rumgereist, hat als Redakteur u.a. für GameStar geschrieben, war dann mal Projektleiter in einer Werbeagentur mit Schwerpunkt dt, Kinostarts und - schaut gerad vermutlich schon wieder was.

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