BG Kritik: „Nightmare 2 – Die Rache“ (ANOES 2)
Fünf Jahre nach den Ereignissen des ersten Films zieht eine neue Familie in das Haus, in dem Nancy und Freddy damals aufeinander trafen. Der junge Jesse (Mark Patton) wird fortan von Albträumen geplagt, denn Freddy sieht vor, Jesses Körper zu übernehmen….
NIGHTMARE 2 – DIE RACHE
A NIGHTMARE ON ELM STREET 2: FREDDY’S REVENGE (1985)
Regie: Jack Sholder
Cast: Mark Patton, Robert Englund
Kritik:
Zunächst sei erst einmal angemerkt, dass der Titel „Die Rache“ (im Original: „Freddy’s Revenge“) handlungstechnisch überhaupt keinen Sinn macht. Freddy rächt sich hier an niemanden, da er gänzlich neue Opfer heimsucht (es wird gesagt, dass das Mädchen des ersten Teils wahnsinnig wurde und weggezogen ist). Ist man genau, würde der Titel „Die Rache“ eher zum ersten Film passen, da Freddy sich darin an den Kindern jener rächt, die ihn damals verbrannten.
Da „A Nightmare on Elm Street“ Berge von Geld einspielte, versammelte man sich schon Monate später erneut um einen zweiten Teil zu machen. Craven gab ab und überließ das Steuer Jack Sholder („Wishmaster 2: Evil never dies“), der zuvor New Line Cinemas ersten Film „Alone in the Dark“ (hatte nichts mit dem gleichnamigen Spiel zu tun) gedreht hatte. Die Ideen des ersten Teils waren lobend angekommen, weswegen man versuchte, den Vorgänger möglichst zu toppen. Teilweise funktioniert das sogar.
„A Nightmare on Elm Street 2“ hat einige wirklich sehr gelungene Momente: etwa, wenn Freddy eine Gruppe Schüler mit einem Bus entführt und sie zu Hölle fahren lässt, wenn er blutig im Körper eines anderen in die Realität geboren wird oder wenn es in einem alten Kraftwerk letztendlich zum packenden Finale kommt. Englund, der sich in seiner Rolle sichtlich wohl fühlt, darf dieses Mal weit häufiger zum Einsatz kommen und gefällt immer noch als finsterer Nachtmahr, der sadistisch und hinterlistig zu Felde zieht. Regie-Ersatz Sholder inszeniert die neue Geschichte solide. Besser als im Vorgänger? Die Musik. Der Score von Christopher Young („Drag Me to Hell“) klingt nach Spukhaus-Szenerie und stimmt das Sequel direkt merklich ernster. Da man sich stilistisch nah am Vorgänger hält, finden Fans des ersten sicherlich auch Gefallen am Sequel – wenn auch geringeren.
Man sagt immer, dass die zentrale Figur eines Spielfilms charismatisch sein sollte. Nicht unbedingt immer nett und freundlich, aber interessant und möglichst so, dass man sich in sie hinein versetzen kann. Hier kann man das gewiss nicht wollen. Jesse (Mark Patton) ist eine schwer zu mögende Hauptfigur. Jesse bestreitet etwa 3/4 des Films und jammert und blamiert sich derart nervig durch die Handlung, dass man kaum sagen kann, ob es nun an der geschriebenen Rolle oder Pattons unfähiger Performance liegt. Lässt er gegen Ende endlich seiner Nebendarstellerin Kim Myers den Vortritt, wird es automatisch angenehmer. Die nette Aktrice, die wie eine junge Meryl Streep aussieht, orientiert sich an Langenkamps Figur aus dem ersten und rettet mit Sympathie und Einsatz, was zu retten ist.
Während die Effekte und der Bodycount des zweiten Teil 1 überragen, stellt sich der Film schon in seiner grundlegenden Wurzel ein Bein: das Drehbuch ist eine halbe Katastrophe. Zum einen ist die Idee, dass Freddy jemanden besetzt und versucht, dessen Körper zu übernehmen ansprechend, allerdings setzt Sholder es ungenau um. Oftmals vermischen sich Traum und Realität, weswegen man manches Mal nicht genau weiß, was nun echt ist und was nicht, und wer was getan hat, und warum und wieso und überhaupt und sowieso und oben und unten etcetera. Ein Aspekt, den der Vorgänger wesentlich besser zu lösen wusste.
Darüber hinaus gibt es neben vielen Ganzszenen auch einige, über die man schlichtweg mit dem Kopf schütteln kann. Neben explodierenden Wellensittichen, Bierdosen und Würstchen (?) gibt es ganze Szenen und Momente, die eigentlich nicht ernst gemeint sein dürften. Beispielsweise träumt Jesse eines nachts eine Bar zu betreten, in der er seinen Sportlehrer in Ledermontur trifft. Trotz später Stunde lässt der Lehrer Jesse in der Schulsporthalle Strafrunden laufen und wird kurz darauf selbst angegriffen. Auf unheimliche Art und Weise? Mitnichten. Er wird von Bällen angegriffen, in die Dusche gezerrt, ausgezogen und von einem nassen Handtuch auf den Hintern gehauen. Es gibt darüber hinaus noch weitere homoerotische Winks: in einer Szene wird Jesse von einer großen Schlange umschlungen, in einer anderen ringt er mit herunter gelassener Hose mit einem anderen Schüler, in einer anderen Szene flieht er vor den sexuellen Avancen eines Mädchens und rettet sich ins Schlafzimmer eines knapp bekleideten Sportlers, und er beklagt sich ständig, dass ein Mann in seinen Körper will: „Er will in mich!“, „Er ist in mir und will mich wieder nehmen!“. Dass besorgte Elterngespräche ala „Nun oute dich doch“ ebenfalls vorkommen, ist wohl klar.
Storytechnisch wirkt dieser natürlich generell akzeptable Subtext oftmals eher albern, da der Angriff in der Dusche beispielsweise eher skurril als beängstigend ausfällt. Sicherlich will kaum jemand a la „American History X“ in der Dusche gefesselt von hinten angegriffen werden, doch die absurde Vorstellung, von einem Poltergeist gespanked zu werden, könnte wohl selbst in der Wirklichkeit für Gelächter sorgen. Die Intention des Autors David Chaskin ist offensichtlich – er wollte homoerotische Untertöne als gruselig vorstellen (der Film endet schließlich damit, dass er sich nach sexueller Ungewissheit für eine Frau entscheidet und dadurch gerettet wird), doch abgesehen davon, dass sein Motiv fragwürdig ist, wirkt es nicht besonders in einem „Nightmare“ Ableger.
Fazit:
“A Nightmare on Elm Street 2: Die Rache“ ist als Sequel schwächer, generell allerdings immer noch besser als viele anderen Genretitel.
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