Treasure Tuesday Spezialkritik: Feuer am Himmel

4. August 2020, Christian Westhus

Von Aliens entführt. Ein kleiner Sci-Fi Thriller aus den 90ern ist bis heute insbesondere für eine unvergessliche Szene berühmt. „Feuer am Himmel“, 1993. Unser heutiger Treasure Tuesday Tipp. Jeden Dienstag auf Erkundungstour gehen. Wir stöbern nach vergessenen Filmen, unterschätzten Filmen, alten Filmen, fremdsprachigen Filmen. Nach Filmen die sich lohnen, auch wenn gerade nicht die halbe Welt über sie spricht.

© Paramount Pictures

Feuer am Himmel
(Originaltitel: Fire in the Sky | USA 1993)
Regie: Robert Lieberman
Darsteller: D.B. Sweeney, Robert Patrick, James Garner, u.a.

Was ist das für ein Film?
Um es mit Mulders Worten zu sagen: „I want to believe.“ Basierend auf dem Buch von Travis Walton, der von einer angeblich realen und authentischen Begegnung mit Außerirdischen erzählt, führt uns „Feuer am Himmel“ ins Arizona der 1970er Jahre. Sechs Holzfällerkollegen und Freunde sind am Abend auf dem Weg zurück nach Hause, als sie eine sonderbare Sichtung am Himmel machen. Es ist ein UFO, ein unbekanntes Flugobjekt. Travis (Travis Walton, der Autor der Vorlage, gespielt von D.B. Sweeney) ist besonders neugierig und wird kurz darauf von einem seltsamen Licht erfasst und beginnt zu schweben. In ihrer Panik fliehen die Freunde, lassen Travis zurück. Als sie am nächsten Tag nach ihm suchen, ist er verschwunden. Die Polizei ermittelt und mutmaßt einen Mordfall. Die Holzfäller müssen schnüffelnde Ermittler und Lügendetektortests über sich ergehen lassen. Die Stimmung ist angespannt – bis Travis plötzlich wieder auftaucht; nackt, körperlich erschöpft, mental verwirrt und traumatisiert. Was ist wirklich mit ihm passiert?

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Warum sollte mich das interessieren?
„Feuer am Himmel“ ist in gewisser Weise der „True Crime“ Klassiker unter den Alien-Entführung Filmen. Was in „Independence Day“ eher ein hintergründiges Detail mit einer komödiantischen Note ist, was in „Mysterious Skin“ als schmerzhafte Metapher für ein reales Trauma verwendet wird, ist in „Feuer am Himmel“ ganz klar und ungeniert das was es ist und sein soll. Das kann man womöglich als Spoiler auffassen, doch es führt kein Weg daran vorbei, eben direkt und ausschließlich Aliens zu erwarten. Als bescheiden budgetiertes Sci-Fi Thrillerdrama ist der Film lange Zeit eher ein solide gemachter Film, der ein wenig an 90er TV-Werke wie „Stephen Kings Es“ erinnert. Wirklich spannend, mitreißend oder charakterlich interessant ist der Vorlauf mit den Holzfällerkumpels, der Suche nach Travis und den polizeilichen Ermittlungen nicht. Es ist auch nicht langweilig, keineswegs, doch es spürbar nur ein Mittel zum Zweck, das notwendige Vorglühen, um zum Hauptakt zu kommen.

Irgendwann blicken wir hinter den Vorhang und werden in einem ausführlichen Flashback Zeuge dessen, was sich in jener Nacht wirklich abgespielt hat, was Travis widerfahren ist. Ohne diese Sequenz wäre „Feuer am Himmel“ nur ein lauer kleiner Thriller, den man problemlos ansehen kann, der aber mit den Jahren auch nicht spannender geworden ist. Diese Sequenz allerdings ist bis heute „der Stoff, aus dem Legenden sind“, eine unvergessliche und einzigartige Szenenfolge, die sich einbrennt. Es scheint seltsam, einen eigentlich „nur“ durchschnittlichen Film zu empfehlen, da er eine einzelne herausragend gute Szene beinhaltet. Doch in diesem Fall ist es notwendig und lohnend. Man braucht den Kontext, den Aufbau und Vorlauf, um wirklich Teil dieser Geschichte und dieser Offenbarung zu werden. In gewisser Weise ist es gerade die etwas altbackene und naive Inszenierungsart der Haupthandlung, die dieser Kernsequenz zu noch größerer Effektivität verhilft. „Feuer am Himmel“ braucht diese Szene, um nicht im Sand der Filmgeschichte zu verschwinden, doch auch diese Szene braucht „Feuer am Himmel“ in seiner Gesamtheit, um zu einem Erlebnis zu werden, zu dem es im Science-Fiction- und Alien-Genre kaum Vergleichbares gibt.

„Feuer am Himmel“ ist zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Artikels kostenfrei (jedoch mit Werbung) bei Pantaflix zu sehen, bei Amazon, Apple und im Microsoft Store zu leihen und zu kaufen.

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Autor: Christian Westhus

Ein echter Ostwestfale. Gebürtig aus einer kleinen Doppelstadt, die niemand kennt, studierte Literatur in einer Stadt, die es angeblich nicht gibt (Bielefeld). Arbeitet seit 2006 für BereitsGesehen, schreibt Kritiken und Kolumnen, gehört zum Podcast Team und ist einmal im Monat beim KultKino in Lippstadt zu sehen.

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