BG Kritik: „A Nightmare on Elm Street“ (Remake)

6. Oktober 2020, Christian Mester

Auch dieses Jahr wollen wir euch mit Horrortipps für den schaurigen Oktober nicht alleine lassen und bieten deshalb täglich einen neuen Beitrag aus unseren Horror-Archiven…und nicht immer muss es ein Tipp sein, sondern auch mal eine Warnung…

A NIGHTMARE ON ELM STREET (2010)
Regie: Samuel Bayer
Cast: Jackie Earle Haley, Katie Cassidy

Story:
Nancy (Rooney Mara), Quentin (Kyle Gallner), Jess (Thomas Dekker), Kris (Katie Cassidy) und Dean (Kellan Lutz) werden von Albträumen geplagt. Sie alle sehen einen Mann mit Klauenhandschuh (Jackie Earle Haley), der droht, sie in ihren Träumen zu töten. Geschieht dies, sterben sie auch in der Wirklichkeit…

Kritik:

Der erwartete Reinfall ist es zum Glück nicht geworden, doch das Glück hält sich in Grenzen. Die unvermeidbare Modernisierung des alten Klassikerkults könnte weit schlechter sein, bleibt aber im Schatten besserer Remakes zurück. Dass Jackie Earle Haley („Watchmen“, „Little Children“, „Shutter Island“) noch am ehesten in Erinnerung bleibt, dürfte wohl niemanden mit Ahnung überraschen. Sein New Freddy besinnt sich auf die ersten beiden Filme des sieben-/achtteiligen Horrorfranchises, indem er als Vollstrecker ernst und finster ist. Keine Gags, keine Witze, dafür hat er dieses Mal eine verspielte Natur, die ihn im Zuge des angedeuteten Kindesmissbrauchs tatsächlich in kleinen Momenten unheimlich erscheinen lassen. Haley macht jede seiner Szenen zu starken Momenten, auch wenn ihm Regie und Make-Up manches Mal unvorteilhaft im Weg stehen. An das augenliderlose Furchengesicht, das an Mason Verger aus „Hannibal“ erinnert gewöhnt man sich nur schwerlich und es macht es ihm ebenso schwierig, verschiedene Emotionen zu zeigen. Hinzu kommt, dass die Kamera oftmals unvorteilhaft zeigt, dass Haley mit seinen 1,65m relativ klein ist; im Vergleich zum fast 1,80 großen Englund ist er als Angreifer dadurch wesentlich weniger eindrucksvoll.

Ebenfalls bereits zu erwarten war, dass der Film gut aussehen würde. Michael Bays Platinum Dunes Horrorproduktionen sehen immer teuer und aufwendig aus, was sich auch über den neuen „Nightmare“ sagen lässt. Langweilig ist jedoch, dass man aus all dem verfügbaren Geld nichts Kreatives macht. Fans freuten sich 25 Jahre lang auf einen neuen modernen „Nightmare“, um aufgrund der heute verfügbaren Effektpinsel außerordentlich bizarre und absurde Albtraumfantasien erleben zu können, eine Art „Das Kabinett des Dr. Parnassus“ in rostig, blutig, schockierend und unheimlich. Darauf darf man noch warten, denn obwohl es handwerklich solide umgesetzt ist, gibt es in dieser Variante nur angestaubte Schulzimmer und den elendig bekannten Heizungskeller. Der Film hält sich entgegen der Erwartungen zwar nicht allzu nah am Original (späte Nachdrehs entfernten das Ergebnis noch mal weiter vom ursprünglichen Script) allerdings sind die übernommenen Szenen (Gravity, Badewanne) hier nicht mehr so denkwürdig wie im Original. New Freddy lässt sich nichts einfallen: keine abstrusen Verwandlungen, keine Muskelsehnen-Marionetten.

 

© 2010 New Line Productions, Inc.

Darstellerisch gibts leider nicht viel im Kohlenkeller zu finden. Die überaus talentierte Rooney Mara kann nichts aus ihrer flachen Rolle machen, Katie Cassidy ist allenfalls passabel, die Herren hingegen bis auf Freddy-Darsteller Haley allesamt unauffällig und austauschbar.

Dieser neue ist kein Fehltritt, aber ein nur mittelmäßiger und wenig herausragender Horrorfilm. Er ist vor allem nicht spannend. Anstatt sich auf albtraumhafte Atmosphäre zu berufen, eilt er in 90 Minuten so schnell wie möglich durch alle Szenen und lässt nie wirklich Zeit zum Gruseln, was neben den schwachen Darstellern auch daran liegt, dass Bayer alle paar Minuten einen aufdringlichen Buh!-Erschrecker platziert. Die ersten ein, zwei Mal funktioniert das noch und die Schlussszene darf sicherlich schmunzeln lassen, doch die endlosen Buhs ermüden schnell, werden vorhersehbar und stören nach einer Weile nur noch. Im Film wird es in Form von kurzen Einnick-Phasen genutzt, doch spätestens wenn jemand beim Schwimmen einschläft ist dieses Gimmick überreizt.

Austauschbar und lieblos ist der Soundtrack, der sich planlos durch den Film schiebt und im Vergleich zum alten Original Charakter missen lässt. Abgesehen von kleinen Andeutungen der berühmten Klimpertheme ein nichtssagender Score.

Fazit:
Von allen Remakes hatte „Nightmare“ fraglos das größte Potential, doch ist es verschenkt? Bayers Neuinterpretation unterhält gesenkte Erwartungen und enttäuscht jeden, der die Originalreihe kennt und weiß, was man heute daraus machen könnte.

5 / 10

Autor: Christian Mester

Dieser Filmenthusiast (*1982) liebt es, manchmal auch mit Blödsinn, Leute für Filme zu begeistern. Hat BG im Jahr 2004 gegründet und ist dann für Pressevorstellungen, Interviews und Premieren viel rumgereist, hat als Redakteur u.a. für GameStar geschrieben, war dann mal Projektleiter in einer Werbeagentur mit Schwerpunkt dt, Kinostarts und - schaut gerad vermutlich schon wieder was.

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