„Matrix“ 2+3… noch immer verpönt?

10. August 2020, Christian Mester

Keine Frage, „The Matrix“ war 1999 der größte/beste/aufregendste/wegweisendste Actionfilm überhaupt, und während diverse andere Actionfilme wie Jet Lis „The One“ oder John Travoltas „Password: Swordfish“ krampfhaft versuchten, die neu gefundene Actionstilistik fleißig zu imitieren, war die größtmögliche Frage natürlich: wie geht es bei „Matrix“ weiter, jetzt wo der Auserwählte erfolgreich gefunden worden war? Die Antwort sollte mit „The Matrix Reloaded“ und „The Matrix Revolutions“ folgen, zwei am Stück gedrehten Fortsetzungen, die mit einigen Monaten Pause beide im Jahr 2003 erschienen.

© Warner Bros

Die Werbekampagne war riesig, der Hype durch die Decke… bis das Ding dann anlief. Zwar waren die Folgefilme beide immens erfolgreich, doch die vorherige Magie war irgendwie gefühlt verschwunden. Während „The Matrix Revolutions“ generell relativ in Ruhe gelassen wurde, spaltete der zweite Teil die Meinungen und traf auf viel Ablehnung. Zu viel Fokus auf Action, meinte manch einer. Zu vage Fortführung der vorherigen interessanten Themen.

Aber wie schaut das heute aus, 17 Jahre nach den beiden Fortsetzungen? Bei unserer Kultkino „Matrix“ Vorführung am 9.8. in Lippstadt in Kooperation mit dem fantastischen Cinema+Studio waren die Meinungen über die Fortsetzungen nach wie vor geteilt, die Wunden von damals längst nicht geheilt. Teil 1? Ein zeitloser Klassiker, der auch heute noch umwerfend funktioniert, da war man sich einig. Die Teile 2 und 3 aber? Zu überladen, kein originelles Flair mehr, laut und leer, so die Meinungen.

Vielleicht liegt es auch daran, dass das faszinierendste am ganzen Konzept das Konzept selbst ist. Teil 1 verbringt mehr als die Hälfte des Films damit, die Matrix und alles damit zusammenhängende zu erklären. Abgesehen von der actionreichen Befreiung von Morpheus bleibt da lediglich das unausweichliche (erste) Finale mit Agent Smith.

Teil 2 beginnt dann relativ* lahm; nachdem Neo im ersten Film gelernt hatte, wie er Agenten mit Leichtigkeit besiegen und von innen heraus sprengen kann, sind diese plötzlich aufgrund von Upgrades wieder stärker geworden; Agent Smith lebt wieder und hat natürlich weiterhin Perfides im Sinn, und nachdem Morpheus‘ Schiff im Finale des ersten durch ankommende Robo-Tintenfische bedroht war, ists nun Zion, die versteckte Stadt der Menschen, der ähnliches droht. Wieder gibts Slow-Motion-Bullettime Sequenzen, und mit dem Architekten ein ähnlich mysteriöses Gespräch wie das mit dem Orakel im ersten.

*hart relativ, da sich das wohl in Gänsefüsschen setzen lassen muss. Bis auf einige unfreiwillig witzigen Ragdollmomente im Krawall mit tausend Agent Smiths sind 2 und 3 beide fraglos technisch gesehen absolut bestechend.

Womöglich teilt sich die Resonanz in zwei Lager: die einen gehen freudig d’accord damit, dass 1 eine Origin-Geschichte war und 2 und 3 alles Eingeführte lediglich konsequent fort- und zuende führen. Deswegen der gleiche Look, ähnliche Musik, ähnliche Actionsequenzen, nur fulminanter, das Festhalten an den bisherigen Figuren etc. Das andere Lager hingegen hat nicht viel mehr als ein Schulterzucken über.

Mag es daran liegen, das 2+3 keine Bezüge mehr zu unserer Realität haben? Dass wir alle ausgebeutete Arbeitskräfte für eine dunkle Macht sind, die uns in einem Alltag gefangen halten, spricht natürlich an. Auch das von Neo erlebte Abenteuer, besonders und heroisch zu sein (und gottgleich übermächtig zu werden), oder trotz Nichtstun die große Liebe zu finden. 2 ist im Grunde eine große Schnitzeljagd nach irgendwelchen Leuten und Objekten, weil Nerd-Lore, und 3 ein Sci-Fi Kriegsfilm. Beide werfen immer noch mit großen Weisheiten und Erkenntnissen um sich, die aber keinen wirklichen Bezug mehr zu unserer Welt haben.

Wär es aber überhaupt irgendwie möglich gewesen, diesen Effekt zu wiederholen? „Matrix 4“ wird gerade gedreht, hat aber noch nicht verraten, was er sein wird. Neue Abenteuer für Neo? Neo als Morpheus für einen neuen Auserwählten? Oder doch was anderes? Wir werden es sehen – im Kino!

Autor: Christian Mester

Dieser Filmenthusiast (*1982) liebt es, manchmal auch mit Blödsinn, Leute für Filme zu begeistern. Hat BG im Jahr 2004 gegründet und ist dann für Pressevorstellungen, Interviews und Premieren viel rumgereist, hat als Redakteur u.a. für GameStar geschrieben, war dann mal Projektleiter in einer Werbeagentur mit Schwerpunkt dt, Kinostarts und - schaut gerad vermutlich schon wieder was.

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