Mesters Meinung: Das nächste Kapitel Marvel Filme

26. August 2019, Christian Mester

„Avengers: Endgame“ ist bereits seit einiger Zeit der erfolgreichste Film, und der Abschluss einer mehr als zehnjährigen Erfolgsreihe. Es stellte sich dann die Frage, wie es danach weitergehen würde. Nachdem Marvel nun Teil von Disney ist, hätte man erwarten können, dass das Maushaus paranoid auf Nummer Sicher geht. Ankündigung eines weiteren „Avengers“ Teils. Schnelle Sequels zu „Captain America“, „Spider-Man“ (koste es, was es wolle), „Captain Marvel“, „Black Panther“ und „Iron Man“, um zu kommunizieren, dass ‚das, was ihr so liebt, genau so weiter geht‘. Sofortiges Verheizen der frisch gekauften „X-Men“ und „Fantastic Four“ Rechte. Das hätte zu dem Disney gepasst, das dieses Jahr „Aladdin“, „Dumbo“ und „König der Löwen“ allesamt neu ins Kino gebracht hat (anstatt geduldig ein Live-Action Remake pro Jahr zu setzen), oder zu dem, das meinte, „Pirates of the Caribbean“ bräuchte noch die Teile 4+5.

Stattdessen aber tischte Marvel einiges neues auf, nämlich „The Eternals“ (ein Film über mächtige Aliens im All) und „Shang-Chi and the Legend of the Ten Rings“ (quasi Dr. Strange trifft Bruce Lee). Gerade weil Endgame so dermaßen viel Geld gemacht hat, hätte man meinen müssen, dass das Kredo lautet „Ok, wie können wir diesen Erfolg jetzt möglichst schnell replizieren?“ – anstatt neue Figuren einzuführen, die erstmal kein Mensch kennt. Natürlich macht es Sinn, immer wieder neue junge Spieler aufs Feld zu schicken, damit es auch in Zukunft bekannte aktive Leuts gibt, aber will man das süße Endgame Geld, ist ein Shang-Chi gewiss kein Pony, auf das man setzen sollte.

Klar, nach wie vor löst man den festgesetzten stilistischen Rahmen seichter, spaßiger, leicht verdaulicher, bunter Nachmittagsunterhaltung nicht. So schnell wird es keine düsteren, emotionalen, komplizierten, ungemütlichen, also, denkwürdigen Filmbeiträge von Werner Herzog, Bong Joon-ho oder Jim Jarmusch geben. Sprich, auch die Neueinträge werden sich ähnlich anfühlen und ähnlich aussehen wie alles vorherige. Da ist kein Platz für Titel wie „Logan“ oder „Joker“, geschweige denn noch unkommerziellerem. Dennoch darf man überrascht sein, dass die Maus sich nicht geldgierig und verzweifelt am Bestehenden festkrallt.

(C) Sony Pictures, Marvel Studios

Ein bisschen seltsam ist es schon, dass man als nächsten MCU Film nach „Spider-Man: Far From Home“ den „Black Widow“ Solo Film im Mai 2020 bringt, gehörte Natashas Ableben in „Endgame“ doch mit zu den markantesten Momenten. Zwar ist der Film ein Prequel, der vor den Ereignissen spielt, aber sie sofort wieder fidel herumspringen zu sehen, wirkt dann doch etwas merkwürdig. Klammert man sich dann doch noch an die Avengers? Vielleicht ein klein wenig, wobei es hier ein bisl mehr wirkt wie ein spätes Einlösen eines Versprechens. Vermutlich hat es Johansson auch abgelehnt, wie die übrigens Avengers Nachzügler in den geplanten Disney+ Streamingdienst-Serien aufzutauchen (da kommen „The Falcon and the Winter Soldier“, „Loki“, „WandaVision“ und „Hawkeye“). Seltsam ist auch, dass Hawkeye keinen eigenen Kinofilm bekommt, bzw. nicht mit im „Black Widow“ Film mit drin ist, wo die zwei doch so unzertrennlich verbunden waren. Er war ihr wichtigster Partner, ehe sie auf Cap traf. Lokis erneute Rückkehr ist natürlich ebenso seltsam wie die von Vision, der in „Infinity War“ noch vor dem Snap starb und damit nicht zurückholbar war, aber es sind Fanlieblinge, und wenn „Supergirl“ und „Black Lightning“ erfolgreich laufende Serien sein können, dann auch „Der Typ mit den Flügeln und der mit den Eisenarmen“.

Keine Sequels? Mit „Dr Strange 2: Dr. Strange in the Multiverse of Madness“, „Black Panther 2“, „Guardians of the Galaxy Vol. 3“, „Captain Marvel 2“ und „Thor 4: Love and Thunder“ sind zwar fünf anständige und erwartete Sequels in der Pipeline, aber es ist doch angenehm zu sehen, dass man Marvelboss Kevin Feige weiter Freiraum lässt, statt alles auf den maximalsten Profit einzustellen. Sie hätten das MCU ja jetzt auch stumpf remaken können.

Fraglich ist, ob das MCU nochmal so beliebte Zugpferde wie Captain America und Iron Man aufbauen kann. Es ist aktuell doch schwer zu glauben, dass ein weiterer „Avengers“ ohne die beiden vergleichbar gut laufen könnte, zumal Fanfavorit Spider-Man, der zu den 3 beliebtesten Superhelden der Welt gehört, jetzt auch raus ist. Klar, macht „Avengers 5“ dann „nur 1,5 Milliarden statt der neueste, der noch eine mehr drauf gelegt hat, ist das immer noch absurd viel und ultra erfolgreich, aber ob es sich weiter so in die Popkultur schnippen könnte?

Autor: Christian Mester

Dieser Filmenthusiast (*1982) liebt es, manchmal auch mit Blödsinn, Leute für Filme zu begeistern. Hat BG im Jahr 2004 gegründet und ist dann für Pressevorstellungen, Interviews und Premieren viel rumgereist, hat als Redakteur u.a. für GameStar geschrieben, war dann mal Projektleiter in einer Werbeagentur mit Schwerpunkt dt, Kinostarts und - schaut gerad vermutlich schon wieder was.

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