Alternative Streaming Tipps: „Babylon Berlin“ und Filme der 1920er in der ARD Mediathek

18. September 2020, Christian Westhus

Netflix und Amazon Prime kann jeder. Doch die Streaming-Möglichkeiten unserer Tage sind vielfältig und reichhaltig, dadurch aber auch unübersichtlich. Bei den Alternativen Streaming Tipps stellen wir lohnenswerte Angebot abseits der großen Streaming-Riesen vor. Zum Beispiel aus den Mediatheken der klassischen TV-Sender, denn dort hat aktuell die ARD im Zuge der neuen Staffel „Babylon Berlin“ ein spannendes Menü zusammengestellt.

© Universum Film

Als Einstimmung auf die kommende dritte Staffel der deutschen Erfolgsserie gibt es in der Mediathek aktuell nicht nur die ersten beiden „Babylon Berlin“ Staffeln zu gucken, sondern die ARD ermöglicht auch eine filmische Zeitreise in die 20er. Die 1920er, versteht sich. 12 großartige, einflussreiche und stilprägende Klassiker sind in der Mediathek abrufbar.

Metropolis (1927) – Fritz Langs Science-Fiction Über-Klassiker. Vermutlich *der* Stummfilm, den die allermeisten Leute zuerst benennen könnten. Die moderne Industriestadt, die Kluft zwischen Elite und Proletariat, und eine künstlich erschaffene Mensch-Maschine. Ein Film, den man aus egal welchen Gründen mindestens einmal gesehen haben sollte.

Die Frau im Mond (1929) – Erneut Fritz Lang mit dem Film, dem die Erfindung des Countdowns zugeschrieben wird. Gierige Geschäftsleute vermuten reichhaltige Schätze auf dem Mond, also soll der Erdtrabant angeflogen und erforscht werden. Einer der letzten deutschen Filme der Stummfilmzeit.

Der blaue Engel (1929) – Noch so ein Riesenklassiker, nach dem Roman von Thomas Mann. Gerade in Bezug auf „Babylon Berlin“ vermutlich der passendste Titel, ist die Charakter- und Milieu-Studie mit der legendären Marlene Dietrich doch die ideale Zeitmaschine in die „echten“ 20er.

Der letzte Mann (1924) – „Nosferatu“ Regisseur Friedrich Wilhelm Murnau mit einem erstklassigen Drama über den eitlen Hotelportier Emil Jannings, der aufgrund seines Alters und seiner erhöhten Gebrechlichkeit in den Putzdienst herabgestuft wird. Ohne seine Uniform und die implizierte Autorität seiner Portier-Rolle geht der arme Kerl auch mental ein.

Die Büchse der Pandora (1929) – Vielleicht der größte Geheimtipp dieser Runde. Regisseur G.W. Pabst – bekannt u.a. durch Tarantino, der ihn in „Inglourious Basterds“ erwähnte – erzählt von einer verruchten Tänzerin (die großartige Louise Brooks), die lüsternde Männer um den Verstand bringt und (gewollt oder ungewollt) in den Ruin treibt. Ein einstiger Skandalfilm, heute noch ein exzellentes Drama.

Dr. Mabuse: Der Spieler (1921) – Erneut Fritz Lang. In zwei Teilen erzählter Krimi über Dr. Mabuse, einen gerissenen Superkriminellen und Hypnotiseur. Zeitaufwändig, aber lohnenswert – nicht zuletzt auch in Verbindung zu „Babylon Berlin“.

Berlin Alexanderplatz (1931) – Erstverfilmung von Alfred Döblins Romanklassiker. Als rund 90-minütiger Film natürlich nur eine Annäherung an den Roman, der aber auch erst zwei Jahre zuvor veröffentlicht wurde. Damit zeigt dieser Film quasi das originale Berlin aus Döblins Zeit.

Tagebuch einer Verlorenen (1929) – Erneut G.W. Pabst und erneut Louise Brooks in diesem Drama über soziale Hindernisse und Rückschläge im Leben einer jungen Frau.

M – Eine Stadt sucht einen Mörder (1931) – Und noch einmal Fritz Lang mit seinem vielleicht besten Film. Peter Lorre als Kindermörder, der von der halben Stadt inklusive krimineller Unterwelt gejagt wird. Einer der ersten und besten Tonfilme der Vorkriegsjahre.

Menschen am Sonntag (1929) – Robert Siodmak und Edgar G. Ulmer nach einem Drehbuch von u.a. Billy Wilder, der späteren Hollywood-Legende, und mit dem späteren „High Noon – Zwölf Uhr mittags“ Regisseur Fred Zinnemann hinter der Kamera. Ein semi-dokumentarischer und episodischer Film über Menschen, die am Wochenende die Großstadt hinter sich lassen und die Natur erkunden.

Aschenputtel (1922) – Scherenschnitt-Animationskurzfilm von Lotte Reiniger, die Animationspionierin die den meisterhaften „Die Abenteuer des Prinzen Achmed“ inszenierte.

Immer lohnenswert, sich mal in die Vergangenheit zu bewegen, Stumm- und Schwarzweißfilme zu schauen. Egal ob einfach so oder als Einstimmung auf „Babylon Berlin“, in diesem Angebot gibt es viel zu entdecken. Hierlang geht’s zur Mediathek.

Autor: Christian Westhus

Ein echter Ostwestfale. Gebürtig aus einer kleinen Doppelstadt, die niemand kennt, studierte Literatur in einer Stadt, die es angeblich nicht gibt (Bielefeld). Arbeitet seit 2006 für BereitsGesehen, schreibt Kritiken und Kolumnen, gehört zum Podcast Team und ist einmal im Monat beim KultKino in Lippstadt zu sehen.

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