„Avatar: Herr der Elemente“ Remakeserie verliert Macher

12. August 2020, Christian Westhus

Schon länger ist bekannt, dass Netflix eine Realfilm-Remakeserie zur erfolgreichen und noch immer äußerst beliebten Nickelodeon-Serie „Avatar: Der Herr der Elemente“ produziert. Bisher waren die beiden ursprünglichen Serienschöpfer, Michael Dante DiMartino und Bryan Konietzko, als Macher/Showrunner engagiert. Doch das scheint nun vorbei.

© Nickelodeon

Michael Dante DiMartino erklärte auf seinem eigenen privaten Blog, dass er und Bryan Konietzko, die gemeinsam die erfolgreiche Animationsserie zwischen 2005 und 2008 erschufen und leiteten, bereits im Juni das Projekt verließen, nachdem sie bisher zwei Jahre daran gearbeitet hatten, „Avatar“ für Netflix in eine Realserie zu verwandeln.

„When Bryan and I signed on to the project in 2018, we were hired as executive producers and showrunners. In a joint announcement for the series, Netflix said that it was committed to honoring our vision for this retelling and to supporting us on creating the series. And we expressed how excited we were for the opportunity to be at the helm. Unfortunately, things did not go as we had hoped.“

Unsere Übersetzung: „Als Bryan und ich uns 2018 dem Projekt anschlossen, wurden wir als ausführende Produzenten und Showrunner engagiert. In einer öffentlichen Stellungnahme teilte Netflix mit, man wolle unsere Vision für diese Neuerzählung anerkennen und uns bei der Erschaffung dieser Serie unterstützen. Wir drückten aus, wie aufgeregt und erfreut wir über die Gelegenheit waren, dieses Projekt zu steuern. Leider verliefen die Dinge nicht, wie wir gehofft hatten.“

Zur Begründung bleibt DiMartino vage, beschreibt, „I couldn’t control the creative direction of the series“, was für Außenstehende auf die oft zitierten „kreativen Differenzen“ hinausläuft. Netflix reagierte mit einem eigenen Statement, sprach DiMartino und Konietzko Dankbarkeit und Verbundenheit aus, wolle aber mit dem bestehenden Team weiter an der Serie arbeiten. Zu besagtem Team gehört ganz zentral Produzent Dan Lin, der u.a. die bisherigen Lego Movies inklusive „Lego Batman“ und „Ninjago“ produzierte.

Die Beliebtheit der Serie konnte selbst die legendär-gescheiterte Kinoversion von M. Night Shyamalan nicht ruinieren, daher war es abzusehen, dass auch über Spin-Off/Sequel-Serie „Die Legende von Korra“ hinaus an und mit diesem Projekt und dieser Welt gearbeitet würde. Eine Realfilm-Remakeserie war bei der Ankündigung 2018 dennoch eine eigenartige Wahl; nicht ohne Reiz und doch in der Natur eines Remakes enttäuschend. Einzig die zentrale Beteiligung von DiMartino und Konietzko ließ aufhorchen und aus Unsicherheit vage Vorfreude werden. Dieselben Geschichtenerzähler, die einige Jahre später mit einer anderen Technik und innerhalb einer sich stark veränderten TV-Landschaft eine neue Version dieser Geschichte kreieren – es hatte seinen theoretischen Reiz. Mit dem Wegfall dieser Macher ist die „Avatar“ Realserie „nur“ noch eine Adaption wie jede andere auch, ein beliebtes Produkt in den Händen eines fremden Konzerns und neuer Erzähler. Auch dies kann gelingen; auch DiMartino und Konietzko hätten scheitern können. Doch da es zur Serie bisher nicht viel mehr Zählbares gibt, ist der Ausstieg der beiden Schöpfer erst einmal eine große Enttäuschung.

Quellen:
Michael Dante DiMartino
Deadline.com

Frustration oder „erstmal abwarten“? Und war „Avatar“ nicht einfach eine der besten Serien überhaupt? Ja, oder? Teile dich mit…

Autor: Christian Westhus

Ein echter Ostwestfale. Gebürtig aus einer kleinen Doppelstadt, die niemand kennt, studierte Literatur in einer Stadt, die es angeblich nicht gibt (Bielefeld). Arbeitet seit 2006 für BereitsGesehen, schreibt Kritiken und Kolumnen, gehört zum Podcast Team und ist einmal im Monat beim KultKino in Lippstadt zu sehen.

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