Bereitsgesehen wünscht frohe Weihnachten!

24. Dezember 2020, Christian Westhus

© Warner Bros.

Es ist eine praktische Sache, dass Weihnachten ganz am Ende des Jahres gefeiert wird und dadurch in diese Idee des Jahresabschlusses einfließt. Es ist fast so, als hätte sich jemand etwas dabei gedacht, diese Daten so zusammen zu legen. Nicht wenige von uns dürfen verlängerte Ferien genießen, sei es in Schule oder Beruf, die Weihnachten mit Neujahr verbinden. Wenn es dann daheim besinnlich wird, wenn die Familie – ob verwandt oder gewählt – zusammenkommt, rituell Geschenke austauscht und gemeinsam speist, dann ist man nicht selten geneigt, die zurückliegenden zwölf Monate noch einmal Revue passieren zu lassen und gegebenenfalls zu bewerten.

Einiges davon wird dieses Jahr anders. Es ist schon längst anders und nein, dies wird nicht der x-te „Corona ist kacke #SadTrombone“ Mecker-Artikel. Für die allermeisten von uns war 2020 dennoch ein mindestens seltsames Jahr und nicht wenige werden „seltsam“ durch drastischere Vokabeln ersetzen wollen. Aber Bereitsgesehen ist eine Filmseite. Filme (und Serien) sind von Corona nicht … nun ja, irgendwie sind sie ja doch betroffen. So ganz ausblenden kann man das alles nicht. Das Schöne an Filmen ist jedoch, dass sie flexibel sind, aber auch, dass wir als Zuschauer flexibel im Umgang mit ihnen sind. Filme können unbändige Unterhaltung sein, Eskapismus, die Flucht in andere Realitäten, um die eigene für eine Weile zu vergessen. Filme können aber auch das Reale erfassen, es verstärken und mitteilen, können Empathie und Verständnis wecken, können zeigen, dass man mit seinen ganz eigenen Gedanken und Gefühlen nicht alleine ist.

Weihnachten und Filme sind soziale Prozesse und gerade dadurch sind beide aktuell stark beeinträchtigt und in ihrer Funktion eingeschränkt. Doch „eingeschränkt“ heißt nicht „aufgehoben“. Es gibt Möglichkeiten, in diesen Tagen zumindest eine gewisse soziale Nähe zu verspüren. Filme können dabei helfen, diese Nähe sowohl zu bewerkstelligen, als auch sie einzusortieren. Womöglich möchte man am Heiligen Abend nicht vor der Glotze sitzen und sicherlich sträubt sich etwas im Innern beim Gedanken, vermeintliche Nähe so oft über Bildschirme ausdrücken zu müssen. Doch wer sich schon ein paarmal auf diese Seite verirrt hat, dürfte vertraut sein mit dem Gefühl, wenn sich auf Bildschirmen (und Leinwänden) die ganze Welt und alle Emotionen dazwischen abspielen. Es ist kein gleichwertiger Ersatz, doch es ist allemal hilfreich. Filme zu gucken, sie zu verinnerlichen, darüber zu schreiben, zu lesen und sich auszutauschen, all dies kann in diesen dusseligen Zeiten helfen. Dieses Jahr wird komisch, aber da müssen wir jetzt durch. Es haben auch schon andere Leute zu anderen Zeiten komische Weihnachten überstanden. Manche Filme erzählen zum Beispiel davon.

… darum „have yourself a merry little Christmas“ und schaut vielleicht ein paar schöne Filme.

Die Bereitsgesehen.de Redaktion wünscht fröhliche Festtage.

Autor: Christian Westhus

Ein echter Ostwestfale. Gebürtig aus einer kleinen Doppelstadt, die niemand kennt, studierte Literatur in einer Stadt, die es angeblich nicht gibt (Bielefeld). Arbeitet seit 2006 für BereitsGesehen, schreibt Kritiken und Kolumnen, gehört zum Podcast Team und ist einmal im Monat beim KultKino in Lippstadt zu sehen.

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