BG Heimkino Tipp: „Die Braut des Prinzen“ in der Ultimate Collector’s Edition
Es gibt da diese Momente im Leben von uns Filmsammlern, in der wir einfach nur pures Glück empfinden. Sagen wir mal so: Natürlich hätte ich mir „Die Braut des Prinzen“ auch einfach im Stream anschauen können. Das Märchen aus dem Jahr 1987 war vor längerer Zeit hierzulande auf Netflix verfügbar und ist aktuell für Abonnenten des Starzplay Channels auf Amazon Prime Video ansehbar. Ich kannte den Film nicht, sein hoher Kultstatus vor allem in Amerika war mir nicht bekannt, ich wusste gar nicht so richtig, was mich eigentlich erwartet und ob es mich anspricht. Was läge da näher, als ohne großes Risiko meine Erstsichtung gemütlich online vorzunehmen? Nun, ich hätte mir gleich mehrere Glücksgefühle genommen. Und da wären wir wieder bei den Momenten, die uns Filmsammler ein großes Lächeln ins Gesicht zaubern und uns zum aufgeregten Kind werden lassen. Der erste Moment in Zusammenhang mit „Die Braut des Prinzen“ kam schon, bevor der Film angefangen, ja, bevor die 4K UHD Disc überhaupt ihren Weg in den Player gefunden hat. Es war der Augenblick, in dem ich die Ultimate Collector’s Edition von Turbine Medien in den Händen gehalten habe. Ein edel aussehendes, dickes Mediabook, eingebunden in Leder, gesichert in einem schön illustrierten Schuber. Dieses schicke Teil wird ab sofort also in meinem Filmregal stehen. Und ich weiß schon jetzt, egal wie sehr der Film letztlich meinen Geschmack treffen wird, dass ich diese Edition häufiger einfach nur nehmen und anschauen werde.
Letztlich ist eine Veröffentlich wie diese nicht nur die Würdigung eines tollen Films, es erweist dem ganzen Medium Film eine Ehre. In einer Zeit, in der immer mehr in immer kürzerer Zeit dauerkonsumiert wird, in der einzelne Episoden einer Serie an Wert verlieren und zu einem Matsch an überlanger Laufzeit werden, in der Filme als selbstverständliche, immer online abrufbare Ablenkung wahrgenommen werden, rufen uns solche Editionen ins Gedächtnis: Nein, Filme sind nicht selbstverständlich. Und es sind auch nicht nur irgendwelche Daten, die auf den Streamingservern der großen Online-Riesen schlummern. Es sind Kunstwerke, denen im besten Falle die Macht innewohnt, unser Leben zu beeinflussen, uns zu berühren, unser Denken in andere Bahnen zu lenken. Und denen wir nicht nur ein Platz im Herzen, sondern auch in unserem Sammlerregal widmen sollten. Wie schön es ist, den Wert von Filmen schätzen zu wissen, das flüchtige audiovisuelle Erlebnis durch eine aufwendige Aufmachung in gewisser Weise greifbar werden zu lassen, etwas Haptisches zu haben, das Erinnerungen an einzigartige Filmmomente triggert, auf all diese Überlegungen bringt mich die Ultimate Collector’s Edition von „Die Braut des Prinzen“. Und auch darauf, dass ich noch jeden Moment genießen sollte, in der Filme nicht nur auf rein digitalen Wegen vermarktet werden. Nun, wahrscheinlich habt ihr es schon gemerkt: Heute geht es nicht um mehrere Heimkino-Veröffentlichungen, sondern nur um eine. Einfach, weil sie es verdient hat, etwas mehr Platz in Anspruch zu nehmen.
Ich schrieb, dass mir mit einer vorschnellen Streaming-Sichtung von „Die Braut des Prinzen“ gleich mehrere Glücksgefühle entgangen wären. Nun, den nächsten Vorfreude-Moment kennt jeder, der noch Blu-rays, DVDs oder UHDs sammelt: Das einlegen der Disc. So schlicht und einfach es jetzt klingen mag, es ist einfach ein anderes Gefühl, als einfach nur bei Netflix auf „Starten“ zu klicken. Es ist eher wie ein kleines Ritual, bevor das Abenteuer beginnt. Vielleicht schon fast ein wenig so, wie zu der Zeit, als uns noch regemäßig vor dem Schlafengehen aus einem Buch vorgelesen wurde. Das Buch wird geöffnet, man rutscht noch etwas tiefer in seine Bettdecke und lauscht einfach nur. Wie passend, dass „Die Braut des Prinzen“ mit einem ähnlichen Szenraio beginnt. Denn zuerst begegnen uns keine Ritter, Prinzen oder Bräute, sondern ein 80er-Jahre-Videospiel. Es zockt gerade ein Junge, der aufgrund einer Erkältung das Bett hüten muss. Um ihn herum unzählige Spielzeuge der damaligen Popkultur und viele Sportgegenstände. Kindheit eben. Doch all das zeitgemäße Zeug um ihn herum muss bald weichen für ein aus der Zeit gefallenes und doch auf ewig aktuelles Märchen. Denn der Opa (Columbo persönlich, Peter Falk!) liest dem Enkel „Die Braut des Prinzen“ vor. Naja, zumindest einige Stellen daraus.
Und plötzlich befinden wir uns inmitten eines offenbar klassischen Märchens. Und da sind sie dann auch, die erwarteten Stallburschen, Könige und Diebe. Schon in den ersten Minuten: Große Liebe, großer Verlust. Dann: Die Entführung einer Prinzessin durch drei skurrile Figuren und die Verfolgung durch einen heldenhaften, maskierten Piraten. Und das ist nur der Anfang eines aberwitzigen Abenteuers mit Schwertkämpfen, Intellekt-Wettkämpfen, schreienden Aalen, Ratten von außergewönlicher Größe und ausgeklügelten Foltermethoden. Was „Die Braut des Prinzen“ so einmalig und magisch macht, auch heute noch: Eine konsequent durchgezogene Marschrichtung zwischen ernsthaftem Märchen, ironischen Brüchen, schelmisch-trockenen Dialogen und parodistischen Einlagen. Und so ist es am Ende wohl der gesamte Film, von Minute 1 an, der für das größte Glücksgefühl bei mir sorgte und mich die Frage stellen ließ: Wie konnte dieses Meisterwerk von Regisseur Rob Reiner („Harry und Sally“) bisher nur so an mir vorbeigehen?
„Was ist mit den RVAGs?“
„Ratten von außergewönlicher Größe? Ich glaube nicht, dass es die gibt.“
Sprach er und wurde von einer Ratte von außergewöhnlicher Größe angesprungen. Na, hätte unser tapferer Hauptcharakter mal die 4K UHD seines Abenteuers angeschaut. Dann wären ihm die riesigen hässlichen Viecher wohl eher aufgefallen. Denn das Bild ist einfach sensationell gut gelungen. Die Farben wirken sehr natürlich, doch spätestens, wenn Prinzessin Buttercup mit ihrem roten Kleid durch die Landschaft reitet, spielt der erweiterte Farbspielraum sein ganzes Können aus. Auch in dunklen Bereichen gehen Details nicht unter, in hellen Bereichen überstrahlt nichts. Wenn Pirat Roberts zu Beginn mit seinem komplett schwarzen Anzug mit seiner schwarzen Maske unterwegs ist, sehen wir jede noch so feine Schwarzabstufung. Das kriegt manch eine neue Produktion nicht so gut hin. HDR macht sich vor allem bei Fackeln in dunklen Umgebungen oder bei brennenden Kerzen bemerkbar, ist aber nie zu aufdringlich. Offensichtlich war das Ziel, einen möglichst harmonischen, natürlichen Bildeindruck zu erschaffen. Sehr löblich und sehr gut gelungen. Deutlich wird das auch am durchaus mal stark vorhandenem Filmkorn. Was, auch wenn man kein Fan davon ist, ein gutes Zeichen ist: Offensichtlich kamen keine verschlimmbessernden Filmfilter zu Einsatz. Toll.
Auch toll: Das Bonusmaterial. Von einer sehr langen, ausführlichen Dokumentation bis hin zu kleinen Featuerettes ist alles vorhanden, was den Filmfreund freut. Für ein besonderes Highlight müssen aber nicht die 4k UHD, die Blu-ray oder die beiden DVDs eingelegt werden. Denn Herzstück des Mediabooks ist ein 48-seitiges Booklet mit einem großartigen Text von Tobias Hohmann, der Nutzern unseres Forums auch als BG-Community-Mitglied Dr. Knobel bekannt sein dürfte. Hohmann geht informativ und unterhaltsam auf die gesamte Entstehungsgeschichte des Films ein, von der ersten Idee des Romanautors William Goldmann über die schwere Adaptionsphase bis hin zur Besetzung und den Dreharbeiten. So ist für die passende Abendlektüre nach der Sichtung des Films direkt auch gesorgt.
Und, kennt ihr „Die Braut des Prinzen“? Welche anderen Filme würden ebenfalls eine so tolle Edition verdienen? Verratet es uns wie immer im Forum.
In den Heimkino-Tipps nächste Woche Sonntag geht es dann auch wirklich um einen blauen Igel, um drei Engel und einen Bengel. Versprochen.
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