BG Kritik: Quentin Tarantinos erster Roman

19. November 2021, Christian Mester

Meisterregisseur Quentin Tarantino hat es schon etliche Male angedroht: er will nur noch einen Film machen und sich dann zur Ruhe setzen. Jedenfalls, als aktiver Regisseur hinter der Kamera. Stattdessen will er im Anschluss hauptsächlich Bücher über die Filmwelt schreiben, und damit hat er jetzt auch schon mal angefangen.

„Once Upon a Time in Hollywood“ < man beachte die andere Schreibweise als bei seinem Film „Once Upon a Time… in Hollywood“ (BG Kritik) ist im Grunde „das Buch zum Film“, geschrieben vom Meister selbst, und untypischerweise erst nach dem eigentlichen Film veröffentlicht. Normalerweise landen die Bücher ja immer gleich zu Kinostart in den Läden, um eben auch den parallel laufenden Kinostreifen zu bewerben.

© Audible

Bücher zum Film gibt es bekanntermaßen bergeweise und zu nahezu jedem größeren Titel, aber Tarantino ist natürlich kein typischer Auftragsautor, von daher durfte man wirklich gespannt sein, wie das verschriftlicht ausfallen würde.

Und es ist fraglos eine Wucht. Im Skelett ist es natürlich die gleiche Handlung wie in seinem Film: der abgehalfterte Schauspieler Rick Dalton (Leonardo DiCaprios Rolle) muss sich zähneknirschend damit abfinden, nur noch kaum gefragter Name zu sein, der mittlerweile im Ausland und in Serien spielen muss, wobei er immer von seinem Stuntman-Double Cliff (Brad Pitts Rolle) begleitet wird. Diverse Umstände führen schließlich dazu, dass die Auftragskiller von Charles Manson, die eigentlich Roman Polanski und dessen Frau Sharon Tate töten sollen, zufälligerweise stattdessen bei Rick und Cliff einbrechen.

Wie schon im Film gibt es relativ wenig echte Handlung und Tarantino nutzt die ganze Gelegenheit viel mehr dafür, die damalige Filmwelt näher vorzustellen und das interne Drama eines Schauspielers zu veranschaulichen, der nach einigen Erfolgen plötzlich nur noch die zweite Geige spielen darf. Fantastisch ist, dass Tarantino bei seinen Ausführungen endlos aus seinem eigenen Wissensschatz schöpft und gewaltiges Hintergrundwissen mit seiner Perspektive auf die Welt hinter den Kulissen verknüpft. „Once Upon a Time… in Hollywood“ war ein hervorragender Filme, insbesondere wegen DiCaprio und Pitt. Diese fallen hier natürlich weg, aber Tarantino füllt seine Geschichte mit so viel Trivia und neuen Randerlebnissen und Zusatzinfos, dass es etwas ganz eigenes wird, wie ein wesentlich längerer Director’s Cut.

Fazit: Pflicht für jeden Tarantino Fan und weit mehr als eine simple Umsetzung der Filmhandlung.

Autor: Christian Mester

Dieser Filmenthusiast (*1982) liebt es, manchmal auch mit Blödsinn, Leute für Filme zu begeistern. Hat BG im Jahr 2004 gegründet und ist dann für Pressevorstellungen, Interviews und Premieren viel rumgereist, hat als Redakteur u.a. für GameStar geschrieben, war dann mal Projektleiter in einer Werbeagentur mit Schwerpunkt dt, Kinostarts und - schaut gerad vermutlich schon wieder was.

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