Die Allerbesten: Der filmische Jahresrückblick 2019 (von C. Westhus)

25. Dezember 2019, Christian Westhus


Fröhliche Weihnachten und willkommen am Ende des Jahres. Monty Python hatte die Mitte des Films, wir bei BG haben persönliche Bestenlisten am Jahresende. Vor uns stehen nun die 20er Jahre des 21. Jahrhunderts. Der Verdacht liegt nahe, dass ein nicht unerheblicher Teil der Leserschaft relativ jung ist, aber ich persönlich bin gerade ein wenig gestorben, als ich die 20er Jahre des 21. Jahrhunderts erwähnte und über die Dimensionen dieses Satzes nachdachte.
2019 war ein seltsames Kinojahr. Viel Oscar-Überhang im Frühjahr, ein rein gefühlsmäßig löchriger bis mittelmäßiger Sommer und ein unterwältigender Herbst, ehe man bei der sich langsam anbahnenden Rückschau im Winter plötzlich feststellte, wie viele sehenswerte Filme es doch gegeben hat. Es war ein Jahr, welches Disneys quasi-monopolistische Macht im Mainstreamkino x-Milliarden-fach untermauerte, welches (gefühlt) ungewöhnliche viele Netflix Exclusives enthielt, die ungewöhnlich häufig echt sehenswert waren und die Unterscheidung von Kino und TV noch schwieriger (unsinniger?) machen. Es war das Jahr, in dem eine der besten Serien aller Zeiten einen leicht verspäteten Film-Nachfolger als Abschluss bekam, der augenscheinlich schon wieder vergessen wurde, während die populärste Serie unserer Tage mit dem eigenen Ende gehörig auf die Nase fiel. Es war das Jahr, in dem das Marvel Cinematic Universe UND die neue Star Wars Reihe „endeten“, nur um dann in naher Zukunft natürlich wie selbstverständlich weiter zu gehen.
Die Frage, ob ein Kinojahr gut oder schlecht war, erübrigt sich eigentlich immer. Noch leben wir in Zeiten, in denen es genug für jeden Geschmack gibt. Wer suchet, der findet. Und nicht zuletzt darum soll es in Listen und in Artikeln wie diesem gehen. Filme gegeneinander aufzustellen und sie nach arbiträren Gesichtspunkten in eine Rangfolge zu zwingen, ist eigentlich unsinnig. Doch die „Ranking-Methode“ hat sich als effektiv erwiesen, Leuten gewisse Filme näher zu bringen, Filme zu empfehlen und zu bewerben. Ganz abgesehen davon, dass Ranglisten doch irgendwie jedes Jahr aufs Neue Spaß machen. Daher nun folgend: Meine persönlich ausgewählten Filmhighlights des Jahres 2019…


Die 12 besten Filme 2019:
(Warum 12? Warum nicht?!)

#12: Once upon a Time in Hollywood (R: Quentin Taratino)

(C) Sony Pictures

Solange wir Quentin Tarantino noch haben, bleibt fast keine andere Wahl als ihn zu bewundern. Kaum ein Regisseur dreht derart lebendiges Kino, verkörpert Kino und reanimiert Kino. Dieser Effekt ist bei „Once upon a Time in Hollywood“ Text, ist Oberfläche. Solange Tarantino die Geschichte eines um seine Karriere kämpfenden Ex-TV-Cowboys und seines Stuntman/Besten Kumpels erzählt und sich auf zwei grandiose Schauspieler verlässt, dreht er einen der besten Filme seiner Karriere. Und das sagt eine Menge. Doch die Erfolge der letzten Jahre haben Tarantino womöglich auch etwas zu viel Selbstbewusstsein gegeben. Andere Aspekte der Handlung sind nicht mit dem nötigen Feinschliff bearbeitet worden, manche Figuren werden nie so richtig lebendig und der etwas einseitig-herablassende Umgang mit allem was „Hippie“ sein oder heißen könnte, offenbart in erster Linie Tarantinos schleichende Spießigkeit und „Runter von meinem Rasen“ Gesinnung. Und dennoch ist „Once upon a Time in Hollywood“ ein großartig anzuschauendes und endlos faszinierendes Panoptikum einer Zeit, eines Ortes und mindestens zwei hochgradig spannender Figuren. (Genaueres in der BG Kritik)

#11: Toy Story 4 (R: Josh Cooley)

(C) Disney, Pixar

Dieser Franchise ist ein Wunder, so wie ein Wunder, ein wunder Punkt… Nein, wirklich. „Toy Story 3“ fällt mitunter in eine ähnliche Kategorie wie „Oben“. Beide Filme haben derart grandiose und erstklassige Einstiegs- bzw. Endszenen, dass die Reaktionen und die Strahlkraft dieser Momente die kleineren und größeren Schwächen des Hauptfilms ein wenig über-strahlen. Doch, ja, das Ende von TS3 schien perfekt. Kitschig und vielleicht sogar plump, aber perfekt. Dabei hätte man es belassen sollen. Und dann kam „Toy Story 4“ (komisch, gibt es gar keinen deutschen Titel?) und verdreht zumindest meine Erwartungen und Franchise-Regeln fast so gekonnt wie „Mission Impossible Fallout“. Schon allein technisch ist dieser Film ein erneuter Meilenstein, ein wahnsinniger Entwicklungsschritt im Bereich digitaler „Kameras“, Beleuchtung und Bewegungen. Doch auch die Geschichte geht neue und spannende und clevere Wege, von denen man gar nicht wusste, dass man sie wirklich beschreiten wollte. TS4 ist ein wenig wie „El Camino“ und Woody ein wenig wie Jesse Pinkman. Natürlich ist seine Reise noch nicht am Ende. Erst dieser Film macht Woodys Selbstfindung und -akzeptanz rund und abgeschlossen. Noch dazu erhält das gesamte Grundkonzept der lebendigen Spielzeuge mit Bastelspielzeug Forky ganz neue Dimensionen, haben wir mit Gabby Gabby eine vermeintliche Schurkin, die verdeutlicht, welch Potential bei Lotso liegen gelassen wurde. Und fast noch wichtiger: Bo Peep!

#10: The Irishman (R: Martin Scorsese)

(C) Netflix

Seit ich ein Kind war, wollte ich immer ein Gangster sein. Aber vielleicht auch nicht. Nach diesem Film sind Zweifel angebracht. Eigentlich aber hat Martin Scorseses langjähriges Wunschprojekt „The Irishman“ gar nicht so viel mit „Goodfellas“ gemein, könnte eher ein Partnerfilm zu „Once upon a Time in Hollywood“ sein. Scorsese hat einen Film übers Altern und über die Konsequenz der eigenen Taten gedreht. Die chronologische Struktur dieses 3,5-Stunden Ungetüms mutet zuweilen seltsam und verwirrend an, doch alles entwickelt sich annähernd perfekt zu einem wehmütigen und sogar tragischen Blick zurück. Es ist die Alterswehmut Tarantinos, erzählt mit einem Zeitgefühl wie bei Christopher Nolan, geführt von einem Martin Scorsese, der noch immer keine Gefangenen macht. „The Irishman“ ist lang und fühlt sich fast noch länger an als er ist, doch Scorsese und Cutterin Thelma Schoonmaker wissen genau, was sie mit ihrer nüchternen Fakten Akkumulation bezwecken und erreichen wollen. Das erklärt auch die Darstellerwahl nicht nur in ihrer nostalgischen Verbindung zu Scorsese, sondern auch in der Notwendigkeit, diese Darsteller auf sämtlichen Zeitebenen agieren zu lassen. So entschuldigt es auch die mitunter irritierenden Verjüngungseffekte mit „toten Augen“ bei Robert de Niro. Es ist ein aufwändiges Spiel, welches „The Irishman“ betreibt, doch es ist ein lohnendes.

#09: The Farewell (R: Lulu Wang)

(C) Seesaw Productions, Kindred Spirit, Depth of Field, Big Beach, DCM Distribution

Der zweite Film von Regisseurin und Drehbuchautorin Lulu Wang ist inspiriert durch eine wahre Geschichte, genauer gesagt durch ihre eigene Familiengeschichte. Auch Wang, eine Wahl-Amerikanerin und Exil-Chinesin, musste ihrer an Krebs erkrankten Großmutter dem Willen der Familie entsprechend etwas vorspielen, sie anlügen und die Diagnose verschweigen, denn nur der unwissende Geist, so die Idee, könne sich dem Unvermeidbaren würdig nähern. Eine Hochzeit eines anderen Enkels wird als Vorwand genutzt, um alle Angehörigen noch einmal in China zu versammeln, damit sie die Nai Nai genannte Großmutter noch einmal sehen können. Hauptfigur Billi (herausragend gespielt von Awkwafina) ist von der ganzen Sache nicht begeistert, nicht von der Diagnose und nicht von der großen Lüge. Noch dazu hadert sie mit ihrem eigenen Leben, mit ihrer finanziellen Situation, ihrem Studium und allem was dazu gehört. Seit einem halben Leben war sie nicht mehr in China, erhält durch diese Tage eine neue Perspektive auf ihre Identität, Herkunft und Persönlichkeit. Regisseurin Wang inszeniert diese multikulturelle Reise als Tragikomödie. Teilweise wirklich entwaffnend witzig, dann von leiser Absurdität durchzogen, aber unweigerlich auch tragisch und rührend. Es ist nicht nur ein spannendes moralische Dilemma, sondern auch ein forderndes Hin und Her zwischen den Figuren. Und in diesem reichhaltigen Emotionsbüffet ist „The Farewell“ schließlich auch ein zutiefst hoffnungsvoller und positiver Film, so schwer das angesichts des Grundplots vorstellbar sein mag.

#08: Marriage Story (R: Noah Baumbach)

(C) Netflix

Regisseur und Autor Noah Baumbach nimmt seine eigene gescheiterte Ehe zum Vorbild und erzählt die Geschichte einer Trennung, einer Scheidung, die gleichzeitig die eigentliche Love Story darstellt. Wer mit Baumbachs Filmen und Figuren vertraut ist, dürfte hier schnell wiederkehrende Elemente wiederfinden. Doch selten konnte er seine Figuren und Interessen so gut aufeinander abstimmen. Angefangen beim jeweiligen „Was ich an meinem Partner lieb(t)e“ Monolog von Scarlett Johansson und Adam Driver ist „Marriage Story“ eine oft tragische, herzzerreißende und frustrierende Geschichte, in der sich dennoch zusehends eine wehmütig-positive Stimmung festsetzt. Es ist ein Film, der explizit darauf aus ist, uns von einer Seite zur anderen und wieder zurück zu stoßen. Wir haben Verständnis für Seite A, hören eine andere Sicht der Dinge, sehen die Auswirkungen auf B, sympathisieren nun dort und hören dann, wie eine Seite den berühmten Schritt zu weit geht. Johansson und Driver sind grandios, insbesondere er, der – und das ist fast unvermeidbar – natürlich das Baumbach-Analog gibt. Die Sympathiefrage ist nie eine einfache – und darin liegt u.a. die größte Stärke des Films. Einig ist man sich höchstens in einer Sache: so nötig sie theoretisch sein mögen, aber Anwälte sind die Schlimmsten. Sie bringen das Schlimmste im Menschen hervor.

#07: Burning – Beoning (버닝) (R: Lee Chang-dong)

(C) Now Films, NHK, Pine House, Capelight

Lose basierend auf Haruki Murakamis Kurzgeschichte, zeigt Regisseur Lee Chang-dong mal wieder, dass Genres gleichzeitig der beste Freund und der größte Feind beim Zuschauer sein können. In gewisser Weise ist „Burning“ ein Thriller, ein schleichendes Unheil in schwer durchschaubare und bedrohlich-kriminelle Gefilde, wenn der schüchterne Jong-su Nachbarin aus Kindertagen Hae-mi wiedertrifft und – nicht zuletzt da er ihr sofort verfallen ist – zustimmt, ihre Katze zu füttern (ist das eine Metapher?) während sie eine größere Reise unternimmt. Als Hae-mi zurückkehrt hat sie Ben („Walking Dead“ Star Steven Yeun) dabei, der mehr als ein Geheimnis birgt. Dieses schon nach wenigen Minuten spannend verknotete Geflecht aus Figuren, Emotionen, Sehnsüchten und Geheimnissen schnürt Regisseur Lee zu einem unbeschreiblichen Charakter-Cocktail.

#06: Midsommar (R: Ari Aster)

(C) Square Peg, B-Reel Films

Ist Ari Aster die interessanteste neue Stimme im amerikanischen Horror? Ist „Midsommar“ überhaupt wirklich Horror? Ist das relevant, wenn der Film derartige Beklemmung und Verstörung generiert, wenn man jeden Augenblick über die Absurdität dieser ganz speziellen Midsommar-Festlichkeiten herauslachen will, nur um stattdessen geschockt im Sessel zu versinken? Trotz der ewigen Helligkeit im nordischen Sommer herrscht permanente Beklemmung, aber in einem grellen und zunehmend hysterischen Stil. Nach einem Schicksalsschlag folgt die junge Dani (Florence Pugh) ihrem Freund und dessen Uni-Kumpels zu einem Ausflug/Recherche Trip nach Schweden, zu einer geheimnisvollen Kommune. Ähnlich wie Asters „Hereditary“ kommt „Midsommar“ mit der vollen audiovisuellen Breitseite, aber nie plump, sondern nur selbstbewusst und zielgerichtet. So ist der Film nicht zuletzt auch eine einzigartige Sezierung einer jungen Beziehung, die innerhalb der fremdkulturellen Schraubzwängen permanent unter Spannung und kurz vorm Bersten steht. (Genaueres in der BG-Kritik)

#05: The Favourite (R: Yorgos Lanthimos)

(C) Fox Searchlight, Film4

Der bisher gewöhnlichste und rein finanziell erfolgreichste Film für Yorgos Lanthimos, den irren Griechen hinter „The Lobster“ und „Dogtooth“, ist dennoch eine einzigartige Geschichte. Die (mehr oder minder) wahre Geschichte von Königin Anne (Olivia Colman), ihrer engsten Vertrauten Lady Marlborough (Rachel Weisz) und der aufstrebenden Magd Abigaile (Emma Stone) verwebt das Script zu einem schrill unterhaltsamen Dreikampf faszinierender Frauen. Die Königin ist einsam, droht langsam den Verstand zu verlieren und darf/kann/will ihre engere emotionale Bindung zu ihrer weiblichen Vertrauten nicht öffentlich machen. Lanthimos nimmt sich einem augenscheinlich klassischen historischen Kostümfilm mit Wonne und mit seinen typischen Spleens an, mit dem „understated“ Ton der Dialoge, mit der entfesselten Fischaugen-Kamera von Robbie Ryan und mit einer fast schon sadistischen Lust auf die aus dem Ruder laufenden „Zankereien“ zwischen den Damen. Dabei strahlt der Film dennoch eine Sympathie oder zumindest ein Mitgefühl für seine drei Protagonistinnen aus, allesamt auch irgendwie Opfer größerer Umstände und Systeme. Und drei exquisite Darstellerinnen heben „The Favourite“ noch weiter hervor.

#04: Eighth Grade (R: Bo Burnham)

(C) A24

Teenagerfilme gibt es wie Sand am Meer. Doch „Eighth Grade“ ist eine Seltenheit. Das liegt zum einen an der Außerordentlichen Qualität des Spielfilmdebüts als Drehbuchautor und Regisseur von Standup-Comedian Bo Burnham. Zum anderen liegt es an der Figur, die Burnham wählt, am Alter seiner Protagonistin Kayla. Zu selten werden junge Teenager mit dem nötigen Ernst (Ernst ist nicht gleichbedeutend mit Humorlosigkeit und tragischsten Umständen) behandelt. Natürlich gibt es Ausnahmen, doch insbesondere das amerikanische Coming of Age Kino unterteilt Teenager ein wenig so wie die deutsche FSK, in 12- und 16-Jährige. Kayla ist noch nicht ganz 14, steht am Ende der Middle Shool, ist schüchtern und unsicher, sehnt sich nach einer ersten Liebe, aber eigentlich nach einer echten Freundschaft, danach, von jemandem komplett akzeptiert zu werden. In dieser Umschreibung klingt das gleichermaßen vertraut wie abgenutzt. Doch „Eighth Grade“ ist ein kleines Wunderwerk, vor dem ein Großteil der Subgenre-Konkurrenz mit Neid erblassen sollte. Obwohl amerikanische Schule und amerikanische Jugendkultur anders ist, obwohl meine eigene 8. Klasse schon eine ganze Weile her ist und obwohl ich selbst dann nie ein 13-jähirges Mädchen war, ist „Eighth Grade“ unfassbar authentisch, ja geradezu schmerzhaft authentisch. Es ist eine andere Generation, doch irgendwie transportiert der Film etwas Universelles. Es kommt mit all dem „Cringe“ daher, den man leider nur zu gut kennt, der aber unvermeidbar ist. Kaylas Weg beinhaltet so manch Niederlage und so manchen Horror, lässt aber irgendwann auch das Herz förmlich beben und bersten. Und „Eighth Grade“ beinhaltet die beste/effektivste/emotionalste „Rick & Morty“ Anspielung, die man sich vorstellen kann. Kein Film braucht es je wieder versuchen.

#03: Ad Astra: Zu den Sternen – Ad Astra (R: James Gray)

(C) Fox, Disney

Wie war das? Genres sind schwierig. „Ad Astra“ ist Science-Fiction, ja, aber es ist kein neuer „Der Marsianer“, nicht einmal ein weiterer „Interstellar“, geschweige denn ein „Gravity“, dennoch mit all diesen Filmen irgendwie verwandt und doch eine spannendere Zuspitzung sämtlicher Konzepte. Es ist ein James Gray Film, ein Film über Menschen, über einen Sohn, der aus dem emotionalen und gesellschaftlichen Schatten seines Vaters ausbrechen will und dafür an den Rand des Sonnensystems reist. Die Bilder sind gigantisch, manche Passagen ungewöhnlich und dennoch gehört dieser Film fast komplett Brad Pitt auf seiner langen Reise in die Einsamkeit, die ihn dennoch – so es denn gelingt – zurück zum Rest seiner Blutsfamilie bringen soll. Womöglich haben falsche Erwartungen verhindert, dass „Ad Astra“ – ein Fox Relikt nach der Übernahme durch Disney – ein größeres Publikum erhält. Doch der Film wird nicht verschwinden. Man wird diesen großen Film auch auf kleineren Bildschirmen sehen können. Und es wird sich lohnen. (Genaueres in der BG Kritik)

#02: Porträt einer jungen Frrau in Flammen – Portrait de la jeune fille en feu (R: Céline Sciamma)

(C) Lilies Films, Alamode Film

Regisseurin Céline Sciamma ist kein unbeschriebenes Blatt. „Porträt“ ist ihr bisher vierter Spielfilm und mindestens ein Volltreffer war in Form von „Tomboy“ dabei. Dennoch ist dieser neue Film eine wundersame und kaum zu überbewertende Großtat. Der Plot mag wahlweise seltsam oder simpel erscheinen: Es ist das Ende des 18. Jahrhunderts als eine junge Malerin zu einem Küstenanwesen gerufen wird, um die dortige junge Frau zu malen. Die Frau soll verheiratet werden, das Porträt dabei eine Art Angebotsvorschlag an die Familie des Bräutigams in Spe. Doch die Braut weigert sich, verbirgt ihr Gesicht, will sich ihrem Zwangsheirat-Schicksal nicht hingeben. So versucht die Malerin ihr Motiv zu entspannen, ihr Offenheit zu entlocken. Und natürlich finden die Frauen über Kurz oder Lang stärker zueinander. Sciamma konstruiert diese Jagd und Annäherung auf leisen Sohlen bildgewaltig und steigert das emotionale Potential ins Unermessliche. Befindet man sich nach einer guten Stunde noch in einem spannenden Kostümfilmdrama, schlägt das Herz der Protagonistinnen und der Zuschauer irgendwann bis zum Anschlag, überschlägt sich mehrfach und geht in gleich mehreren unvergesslichen Schlussszenen auf. Bis heute verschafft mir die bloße Erinnerung an manche Szene eine Gänsehaut. Ein gigantischer Film.

#01: Parasite – Gisaengchung (기생충) (R: Bong Joon-ho)

(C) CJ Entertainment, Koch Films

Armut stinkt! Bong Joon-ho ist nicht erst seit gestern einer der besten Filmemacher unserer Zeit. Wir haben „The Host“, „Memories of Murder“ und „Mother“, haben die spannenden (teils-)englischsprachigen Versuche „Snowpiercer“ und „Okja“, doch in gewisser Weise ist „Parasite“ die Kulmination von Bongs Schaffen, seinen thematischen Kernpunkten und seinem inszenatorischen Talent. Familie Kim lebt am Existenzminimum, ehe der junge Sohn durch Zufall Kontakt zu einer Upper Class Familie erhält. Und so beginnt ein schwarzhumoristischer, mörderisch spannender und unbeschreiblich unterhaltsamer Reigen, den man kaum beschreiben kann und auch nicht sollte. „Parasite“ lebt von seinen Überraschungen, ist aber abseits seiner cleveren Handlung, seines perfekten Castings und der unübersehbaren Großmacht seines Regisseurs auch ein unmissverständlicher Wut-Kommentar über soziale Ungerechtigkeit, Klassenunterschiede, Familienbanden und mehr. Ein glasklares Meisterwerk, ein Wunderwerk. Der beste Film des Jahres.

(Geständnis: Folgende eventuell wichtige/interessante Filme wurden bisher noch nicht gesehen: Der Goldene Handschuh. John Wick 3. Der König der Löwen. Birds of Passage. Mister Link. Synonymes. Leid und Herrlichkeit. Frozen 2. Der Leuchtturm.)

(C) Monkeypaw, Universal Pictures

Asche ist reines Weiß – Jiang hu er nü (江湖儿女)
Jia Zhang-ke zeigt, ähnlich wie in „Weichen des Lebens“, den grassierenden Fortschritts- und Modernisierungsdrang in China. Ins Zentrum stellt er die Beziehung eines hohen Triadentiers und seiner Begleiterin (Zhao Tao), die vielleicht so etwas wie seine Freundin und Lebenspartnerin ist, dann aber feststellen muss, dass die Unterstützung der Bruderschaft begrenzt ist, als es zu Schwierigkeiten kommt. Jias Kino spannt einen großen Zeitbogen, ist geduldig, dokumentarisch anmutend und benötigt ein gewisses kulturelles Vorwissen oder zumindest eine kulturelle Neugierde und Offenheit. Wer den Aufwand betreibt, kann entlohnt werden.

Atlantique
Man kann viel über Netflix‘ Zurückhaltung zu Kinoveröffentlichungen sagen, doch ohne Netflix wurde sich nahezu „Niemand“ dieses semi-übersinnliche Sozialdrama aus dem Senegal ansehen. Mati Diops Film erzählt von Arbeitern, die auf ihren Lohn warten, und von einer jungen Frau, die sich glücklich schätzen soll, einen Mann zu heiraten, den sie kaum kennt und nicht liebt. Es ist nicht nur der Blick in eine ferne Welt, der fasziniert, sondern auch die atmosphärische und ausdrucksstarke Inszenierung, wenn der Film unerwartet an Carpenters „The Fog“ erinnert.

Avengers: Endgame
Angesichts eines gewissen Serienendes aus diesem Jahr muss man noch einmal hervorheben, dass das große Avengers Finale (welches natürlich kein dauerhaftes Ende darstellt) erstaunlich zufriedenstellend und zwischenzeitlich echt gut gelungen ist. Unterm Strich haben wir es natürlich mit den Mechanismen des MCUs in Reinkultur zu tun, doch die nostalgische Rückschau des Plots ist größtenteils verdient und effektiv, nicht zuletzt da das Ende einiges (nicht alles) richtig macht.

Booksmart
Olivia Wilde dreht in ihrem Regiedebüt mal eben einen der cooleren Jugendfilme der letzten Jahre. Stilbewusst, witzig und energiegeladen, aber in den richtigen Momenten ernst und authentisch, also ähnlich wie das Vorbild „Superbad“. Manche der Randfiguren sind etwas schrill und überhöht, darin aber unterhaltsam. Und im Zentrum steht die tolle Geschichte zweier Freundinnen, entwaffnend gespielt von Beanie Feldstein und Kaitlyn Dever.

Border – Gräns
Zollbeamtin Tina hat besondere Fähigkeiten: sie kann Emotionen anderer Menschen wittern, insbesondere Angst. Das macht sie zu einer guten Mitarbeiterin beim schwedischen Zoll. Doch dann trifft sie einen seltsamen Kerl, der ein paar optische Ähnlichkeiten zu Tina aufweist und den sie überhaupt nicht einordnen kann. So beginnt ein unbeschreiblicher, mal kurioser, mal beklemmender und mal euphorischer Film, den man selbst erleben sollte.

Dolemite is my Name
Eddie Murphy spielt den realen Rudy Ray Moore, der aus der Unsichtbarkeit eines erfolglosen Lebens plötzlich ausbricht, indem er uralte Straßenlegenden und vermeintliche Witz-Geschichten aus der „Black Community“ zu einer Comedy- und Standup-Persona umwandelt: Dolemite. Die Comedy Passagen sind ein sehr eigenes Ding, abhängig von der eigenen Generation, kulturellen Prägung und Persönlichkeit. Doch wenn Dolemite von Comedy und Musik zum Film wechselt, wenn er einen Blacksploitation Krimi Actioner drehen will, wird diese unterhaltsame und sympathische Underdog-Story zu einem echten Highlight. Murphy ist stark, der ganze Cast ist enorm lebendig, doch sie werden alle von einem Wesley Snipes in den Schatten gestellt, der in einer Nebenrolle mit Irrsinn glänzt. Der bessere „Disaster Artist“.

High Life
Claire Denis gehört zu den spannendsten Regisseuren unserer Zeit. „High Life“ ist nicht nur der erste komplett auf Englisch gedrehte Film der unkonventionellen Französin, sondern auch eine ungewöhnlich Genre-Wahl. Doch Denis („White Material“, „Trouble every Day“) flirtete in ihrer Karriere immer mal wieder mit dem Genre und führte es in ganz eigene Welten. Dieser extravagante Science-Fictioner zeigt Robert Pattinson und Juliette Binoche auf einer vermeintlich unrettbaren Mission zu einem schwarzen Loch. Genaueres in der BG-Kritik.

Ich habe meinen Körper verloren – J’ai perdu mon corps
Noch so ein Fall, wo Netflix einem ansonsten kaum beachteten und daher womöglich kaum vertriebenen Film die Möglichkeit gibt, gesehen zu werden. (Würde man diese „kleineren“ Netflix Filme nun besser bewerben und hervorheben … aber das ist ein Thema für sich.) Dieser französische Animationsfilm hat ein so simples wie kurioses Konzept: der junge Naoufel verliert durch einen Unfall seine Hand. Und diese Hand, aus irgendeinem Grund lebendig, eigenständig handelnd und mit gewissen Sinnen ausgestattet, bricht aus dem Kühlschrank im Krankenhaus aus und sucht ihren Körper, während wir in Rückblenden Naoufels Leben kennen lernen. Es ist ein teils wunderbar dynamisch und gestalterisch ausdrucksstark animierter Film, in dem eine spannende Persönlichkeitsgeschichte steckt.

If Beale Street could talk
Der vorherige Film von Regisseur Barry Jenkins war besser. Da es sich dabei aber um das Meisterwerk „Moonlight“ handelt, ist das keine große Sache. Die meisten Filme sind schwächer als „Moonlight“. Mit „Beale Street“ nimmt sich Jenkins dem Roman von James Baldwin an und erzählt eine mitreißende und emotionale Geschichte einer jungen Liebe, die sich gegen soziale, politische und zwischenmenschliche Probleme behaupten muss. Ein stark gespieltes und toll bebildertes Drama.

LeMans66 – Ford v Ferrari
James Mangolds Film beschreibt die (mehr oder minder) wahre Geschichte, wie sich die Ford Motor Company in den 60er Jahren aufmacht, die 24 Stunden von LeMans zu gewinnen, um mit dem europäischen Rennsport-Erfolgsprestige die Marke Ford zu stärken. Dabei hilft Konstrukteur Matt Damon und Techniker/Fahrer/Exzentriker Christian Bale. Der Film ist von A bis Z vorhersehbar, klassisch konstruiert, packend, aber auch routiniert inszeniert, mit zwei gut aufgelegten Top Stars besetzt, die solche Rollen mit Links beherrschen. Dennoch ist „LeMans 66“ super unterhaltsam, spannend, mitreißend und in Teilen sogar emotional. Astreines Unterhaltungskino.

The Sisters Brothers
Jacques Audiard dreht einen Western. Das sollte schon ausreichend „Warnung“ sein, dass dies kein gewöhnlicher Genrefilm ist. Dennoch fühlt er sich lange so an, wenn Joaquin Phoenix und John C. Reilly als sehr unterschiedliche, aber eng verbundene Brüder mit eigenartigem Familiennamen als Kopfgeldjäger unterwegs sind. Sie jagen Riz Ahmed, der von Jake Gyllenhaal begleitet wird. Und wie diese vier Männer sich belauern, begegnen und beeinflussen, ist nicht nur eine endlos faszinierende Durchleuchtung maskuliner Motive des Westerns, sondern auch eine gleichermaßen harte wie verblüffende Reise.

Wir – Us
Jordan Peeles „Get Out“ Nachfolger kleidet sich erneut in Horror-/Genre-Motive, dreht das Ventil für historische soziopolitische Symbole und Kommentare aber noch weiter auf. Der Doppelgänger-Horror von „Wir“ ist mitunter explizit amerikanisch, aber spürbar engagiert, wahnsinnig originell und schon oberflächlich betrachtet spannend. Hinzu kommt aber Peeles inszenatorisches Geschick und exzellente Darsteller, allen voran Lupita Nyong’o in ihrer irrsinnigen Doppelrolle.

(C) Warner Bros

Hauptdarsteller:
1. Joaquin Phoenix, Joker
Adam Driver, Marriage Story
Brad Pitt, Ad Astra
Song Kang-ho, Parasite
Leonardo DiCaprio, Once upon a Time in Hollywood
André Holland, High Flying Bird
Eddie Murphy, Dolemite is my Name

Hauptdarstellerinnen:
1. Noémi Merlant, Porträt einer jungen Frau in Flammen
Olivia Colman, The Favourite
Awkwafina, The Farewell
Florence Pugh, Midsommar
Chloe Grace Moretz, Greta
Elsie Fisher, Eighth Grade
Zhao Tao, Asche ist reines Weiß
Lupita Nyong’o, Wir
Scarlett Johansson, Marriage Story

Nebendarstellerinnen:
1. Adèle Haenel, Porträt einer jungen Frau in Flammen
Rachel Weisz, The Favourite
Emma Stone, The Favourite
Laura Dern, Marriage Story
Isabelle Huppert, Greta
Regina King, If Beale Street Could Talk

Nebendarsteller:
1. Wesley Snipes, Dolemite is my Name
Steven Yeun, Burning
Kippei Shiina, The Forest of Love
Brad Pitt, Once upon a Time in Hollywood
Nicholas Hoult, The Favourite
Jude Law, Vox Lux

Bester Darsteller in einem schlechten (oder nicht so guten) Film: Joaquin Phoenix, Joker (Der Film ist nicht schlecht, aber eben auch nicht besonders gut.)
Beste Darstellerin in einem schlechten (oder nicht so guten) Film: Séana Kerslake, The Hole in the Ground (Der Film ist nicht schlecht, aber eben auch nicht besonders gut.)
Newcomer des Jahres: Elsie Fisher (Eighth Grade)
Jährlicher „Wo ist eigentlich…?“ Preis: Ellen Page (Außerhalb von „Umbrella Academy“ und sofort vergessenen Filmen wie „Flatliners“, war zuletzt nicht viel von ihr zu sehen.)
„Less is more“ Preis für’s Overacting des Jahres: Ed Skrein, darin fast auch irgendwie cool (Alita: Battle Angel)
„Badass“ des Jahres: Keanu Reeves. (Nicht wegen John Wick, sondern als Person und wegen eines supercoolen Gastauftritts in einem Netflix Film. ABMM)
Morgan Freeman Gedächtnispreis für die teilnahmsloseste Schlafwandelrolle des Jahres: Jessica Chastain (X-Men: Dark Phoenix) (es tut mir wirklich leid)
„Konzidder me impressed“ Preis für eine überraschend gute Leistung: Chloe Grace Moretz (Greta)
„Hey, das ist doch…“ Preis für das beste Cameo des Jahres: „Jack“ (Alita: Battle Angel)
„Man Crush“ Preis: Steven Yeun (Burning)
„Wie wäre es mal mit einer Hauptrolle?“ Preis: Rebecca Ferguson (u.a. damit sie sich Käse-Rollen wie MIB: International sparen kann. Oder ähnliche Rollen in „Wenn du König wärst“ und „Doctor Sleep“)
Sonderpreis für Kinderdarsteller: Der niedlichste (Film-)Säugling aller Zeiten (Capernaum)
„Long time no see“ Preis für sympathische Darsteller, die lange nicht zu sehen waren: Sissy Spacek (Ein Gauner und Gentleman)
„Romeo und Margaret“ Preis für das unglaubwürdigste Leinwandpaar des Jahres: Robin und Marian (Robin Hood)
„Look at you, being all great and stuff“ Preis für den verspäteten Durchbruch eines schon lange aktiven/bekannten Darstellers: Natasha Lyonne (Die Serie „Matrjoshka“. Und der Mini-Auftritt in „Ad Astra“)

(C) Warner Bros., Legendary

„Einmal Markenname to go“ Preis fürs Product Placement des Jahres: Subway (Ad Astra)
Das goldene „Augenwischer-Ei“ für banale Effekthascherei: Die Wunderhöhle. Jetzt neu in digital und langweilig. (Aladdin)
„Sag’s mit Musik“ Preis für gaaaaanz-subtile Botschaften durch Musikauswahl: „I’m just a Girl“ (Captain Marvel)
„Und was soll uns das jetzt sagen?“ Preis für irritierende Einzelszenen: Sind wir hier in einem Silent Hill/Guillermo del Toro Fanboy Albtraum? (Hellboy: Call of Darkness)
„Gesehen und wieder vergessen“ Preis: Mary Queen of Scots
„Gnihihi“ Preis für die schmutzigste/böseste Humorszene: Pfirsich (Parasite)
„I love to laugh“ Preis für erinnerungswürdige Humorszenen: Schurkenansprache aus großer Entfernung (Shazam) & Goose die Katze (Captain Marvel)
„My Sassy Girl“ Preis für die selbstbewusste Frau: Laura Dern als Nora Fanshaw (Marriage Story) (Oder vielleicht Bo Peep, Toy Story 4)
„Einleuchtende Erleuchtung“ Preis für offenen Geist und kluge/progressive Ideen: Eighth Grade
„I think I spider“ Preis für den dämlichsten deutschen (Unter-) Titel: „Toy Story 4“ wird zu „A Toy Story: Alles hört auf kein Kommando.“ Klarer Fall. Obwohl „Doctor Sleeps Erwachen“ schon harte Konkurrenz ist.
„My God, it’s full of Stars“ Preis für reichlich viele Stars in der Besetzung: The Irishman
„Titulus Andronicus“ Preis für den besten Filmtitel des Jahres: Porträt einer jungen Frau in Flammen
„La-la-la“ Preis für den Ohrwurm des Jahres: I got Five on it (Wir – US) & Being Alive (Adam Driver Version, „Marriage Story“)
„Bob der Baumeister“ Preis für das Filmset des Jahres: Das Haus (Parasite)
„Ron Swanson“ Preis für den Bart des Jahres: Wesley Snipes, Dolemite is my Name
„Direkt in die Playlist“ Preis für die beste Musikverwendung des Jahres: Gina Rodriguez. Lizzo. Truth Hurts. (Someone Great)
„You are special“ Preis für einen Film, der nicht gut, aber besser als erwartet war: Pokémon Meisterdetektiv Pikachu
Liam Neeson Gedächtnispreis für zelebrierte Gewalt: Autofahren durch Florenz (6 Underground) & Tödliche Selbstverteidigung (Once upon a Time in Hollywood)
„Schau mir in den Ausschnitt, Kleiner“ Preis für berechnende Outfits: Milla Jovovich als Nimue (Hellboy: Call of Darkness)
„Fernweh“ Preis für die beste Film-Location, die man gerne mal besuchen würde: Die Anden (Triple Thread)
„Chaos in zwölf Akten“ Preis für das strukturell und/oder dramaturgisch unausgegorenste Drehbuch des Jahres: 6 Underground
„Geile Friese, Alda“ Preis für die tollste Haarpracht des Jahres: Michael Keaton als V.A. Vandevere (Dumbo)
„Schämt ihr euch eigentlich nicht“ Preis für kaum tragbaren Nonsens im Film: Jeglicher Batman Unsinn in „Robin Hood“ (Oder: Medaille, Rise of Skywalker)
„Jemand sollte entlassen werden“ Preis für schlechtes Marketing: Ad Astra beworben als Sci-Fi Space Action
„Dancing Queen“ Preis für die Tanzszene des Jahres: Maitanz (Midsommar)
„Alea iacta Hefte raus, Test“ Preis für Geschichte im Film: Dolemite is my Name
„F-Yeah!“ Preis für die F-yeah Szene des Jahres: Ich bin Iron Man (Avengers: Endgame)
„You were the chosen one!!“ Preis für einen Film, dem ich mehr zugetraut hätte: Captain Marvel & Black Christmas & Godzilla: King of the Monsters
„tumblr has crashed“ Preis für neue Popkulturikonen: Gegen Baby Yoda kann wohl niemand anstinken. Hat schon gewonnen, ehe die Serie überhaupt hier angelaufen ist…
„Sir Quackson McDingleton“ Preis für den besten neuen Charakternamen: Morf Vanderwalt (Velvet Buzzsaw)
„Mit vollem Mund spricht man nicht“ Preis für die Essensszene des Jahres: Fleischpastete mit Extra (Midsommar)
„Blut und Schweiß“ Preis für die intensivste Szene des Jahres: Kochen und verstecken. (Parasite)
„Ente gut“ Preis für die beste Schlussszene des Jahres: Porträt einer jungen Frau in Flammen
„First World Problems“ Preis für die absurde Idee, daraus einen Film zu machen: Don Shirleys Geschichte … aus der Sicht seines Fahrers … geschrieben von dessen Sohn (Green Book)
„Schockschwerenot“ Preis für den fiesesten Filmmoment des Jahres: Leuchtende Erscheinung. Dunkelheit. (Porträt einer jungen Frau in Flammen)
„Perfectly Fine“ Preis für den besten soliden 3/5 Sternen Film: Always be my maybe
„Pics or it didn’t happen“ Preis für die Nacktszene des Jahres: Jack Raynor (Midsommar)
„I’ll have what she’s having“ Preis für die Sex-Szene des Jahres: Mit Publikum (Midsommar)
„Hashtag ripped!“ Preis für sichtbare Fitness: Mackenzie Davis (Terminator: Dark Fate)
„Bitte nicht PETA erzählen“ Preis für böse Szenen mit Tieren, die trotzdem witzig/spannend sind: Primat (Ad Astra)
„Sympathy fort he Devil“ Preis für die Verlockung des Bösen/Schlechten: Parasite
„Mein Leben wäre ohne diese Sichtung nicht ärmer“ Preis: Scherbe im Auge (Brightburn)
„No Genie in a bottle“ Preis für einen Film, der „rubbed me the wrong way“: The Rise of Skywalker
„Einmal ist keinmal, zweimal ist einmal zu viel“ Preis für die schwächste Fortsetzung des Jahres: Glass
„Dat zound tho!“ Preis für den Soundeffekt des Jahres: „hou-hah!“ (Midsommar)
„I too am a Connaisseur“ Preis für die beste Anspielung auf einen anderen Film: Doctor Sleep
„Did he died?“ Preis für die beste/schlechteste/albernste Todesszene des Jahres: Ready Or Not (Spoiler … Wirklich … Die Familie.)
„Der Film vor dem Film“ Preis für den Trailer des Jahres: Beale Street | Godzilla: King of the Monsters | Porträt einer jungen Frau in Flammen
„Master has given Dobby a Wedgie“ Preis für die beste CG Filmfigur: Enton (Meisterdetektiv Pikachu) [Animationsfilme zählen hier nicht.]
„Darf‘s noch eine Dimension mehr sein“ Preis für das beste 3D des Jahres: Interessiert noch jemanden 3D? Also, Verleiher und Studios offenbar, weil Moneten, aber sonst?
„Weh-tee-eff“ Preis für die WTF-Szene des Jahres: Umtriebig im Wald (Border)
„Fun infected“ Preis für die ansteckendste Lache: Beanie Feldstein (Booksmart)
„Gut geplant ist halb gewonnen“ Preis für „kluge“ (ähem!) Franchiseentwicklung: Star Wars: The Rise of Skywalker
„Ja nee, is klar“ Preis für unglaubwürdige Dinge: The Wandering Earth (Man suche sich eine Szene aus. Das Grundkonzept. Alles mit Jupiter. Egal.)
„Hätte mann gerne im Kleiderschrank“ Preis: Leos Lederjacke (Once upon a Time in Hollywood)
„Hätte frau gerne im Kleiderschrank“ Preis: Grün (Porträt einer jungen Frau in Flammen)
„Frame that shit!“ Preis fürs Poster des Jahres: Dieses. Auch dieses. Dieses. Und besonders dieses. (Und als Duo-Konzept diese beiden.)
„Wär’s nicht so traurig, wär’s irre lustig“ Preis: Der König der Löwen
„Högschde Effizienz“ Preis für den besten Kurz-/Gastauftritt des Jahres: Selena Gomez (The Dead don’t die)
„Ubiquitous“ Preis für die Person, die unmöglich zu übersehen war: Adam Driver (Marriage Story, Star Wars, The Dead don’t die, The Report)
„#Aufschrei“ Preis für Dinge, die vermeidbar sind: Martin Scorsese ist kein Fan von Superheldenfilmen
„Right in the Feels“ Preis für Gefühlsmanipulation: Der Säugling (Capernaum)
„Y U no laugh“ Preis für das höchste Meme-Potential des Jahres: Once upon a Time in Hollywood & Meisterdetektiv Pikachu
„Dann geh‘ doch zu Netto!“ Preis für die Wutrede des Jahres: Streit zwischen Freundinnen (Booksmart)
„Vermintes Territorium“ Preis für den spoileranfälligsten Film des Jahres: Parasite
„Colour Kaleidoscope“ Preis für den Mut zu Farbe im Filmdesign: Midsommar
„Print it on a shirt“ Preis für das Filmzitat des Jahres: „What, you wanted more?“ (Avengers: Endgame)
„Mad Reader“ Preis für die Literaturadaption des Jahres: „Burning“ (nach Haruki Murakamis Kurzgeschichte)
„Kill it with fire“ Preis für die nervigste/unsäglichste Filmfigur des Jahres: Josh Lucas als Leo Beebe (LeMans 66)
„Darling Asshole“ Preis für den Schurken des Jahres: Gabby Gabby (Toy Story 4)

Und damit lassen wir nicht nur 2019 hinter uns, sondern auch die 2010er, eine ganze Dekade. Schön war’s. Aufregend wird die Zukunft. Aber Moment! Eine Dekade ist vorbei? #ButWaitTheresMore! (Link kommt am 30.12.2019)

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Autor: Christian Westhus

Ein echter Ostwestfale. Gebürtig aus einer kleinen Doppelstadt, die niemand kennt, studierte Literatur in einer Stadt, die es angeblich nicht gibt (Bielefeld). Arbeitet seit 2006 für BereitsGesehen, schreibt Kritiken und Kolumnen, gehört zum Podcast Team und ist einmal im Monat beim KultKino in Lippstadt zu sehen.

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