„Thrones“ Macher ziehen sich überraschend von Star Wars zurück

29. Oktober 2019, Christian Westhus


David Benioff und D.B. Weiss waren für knapp zehn Jahre die Chefs der größten Serie unserer Zeit, Game of Thrones. Als Showrunner, Autoren und Regisseure machten sie die HBO Adaption von GRR Martins Fantasy Buchreihe zu einem sensationellen Erfolg, der das D&D genannte Duo bei so ziemlich jedem TV- und Filmstudio zur heiß gehandelten Ware machte. Disney, so schien es, war der Sieger: Weiss und Benioff sollten für einen Kinostart ab ca. 2022 eine neue Star Wars Filmtrilogie auf die Beine stellen, offiziell erst einmal als Autoren, aber höchstwahrscheinlich auch als Regisseure. Doch nun machen beide einen Rückzieher.

(C) HBO

Deadline.com berichtet exklusiv, dass Weiss/Benioff aus eigener Entscheidung vom Star Wars Deal abgesprungen seien. Der Hauptgrund: die beiden hatten jüngst auch einen gigantischen multimillionen Dollar Vertrag mit Netflix unterzeichnet, wo sie in den kommenden Jahren ihre Ideen ausleben sollen und wollen. Und die – augenscheinlich vernünftige – Einsicht lautete, dass man nicht alles haben kann, dass ein Tag nur 24 Stunden, die Woche nur 7 Tage hat und man in dieser Zeit nicht halb Netflix und drei neue Star Wars Filme gleichzeitig in Angriff nehmen kann. Lucasfilm Chefin Kathleen Kennedy erklärte, Weiss/Benioff seien „fantastische Geschichtenerzähler“ und hielt die theoretische Tür für eine spätere Zusammenarbeit offen.
Passenderweise kam diese Ankündigung aber nur wenige Tage, nachdem D&D beim Filmfestival in Austin ein Talk- und Q&A-Panel vor Publikum abhielten, insbesondere auf ihre GOT Jahre zurückblickten und mit (nennen wir es mal so) „ungeschickter Bescheidenheit“ einen kleinen Twitter-Sturm auslösten. Kernaussagen des Auftritts gingen durch die sozialen Medien und da die Erinnerungen an das nahezu ausschließlich negativ aufgefasste Ende von „Game of Thrones“ noch frisch waren, entpuppten sich selbstkritische Bemerkungen des Autorenduos bzgl. der eigenen Unerfahrenheit, eigener Fehler, dass die Jahre GOT eine „lange und teure Filmschule“ waren, natürlich als ein gefundenes Fressen. Dennoch: Weiss/Benioff treten nach offiziellen Berichten aus freien Stücken und aus eigenen Gründen von Star Wars ab. Die Verschwörungstheorien müssen wir uns für einen späteren Zeitpunkt aufbewahren.

Doch was heißt das für Disney, Lucasfilm und Star Wars? Der Start von „Der Aufstieg Skywalkers“ steht unmittelbar bevor. Die Serie „The Mandalorian“ ist der vielbeworbene „Star“ zum US-Start des neuen Streamingdienstes Disney+ im November. Dort soll auch in naher Zukunft eine Obi Wan Serie mit Ewan McGregor erscheinen. Doch danach? Die offizielle Reihe um Rey, Finn, Kylo und Poe soll angeblich mit dem neuen Film beendet sein. Außerdem soll Rian Johnson, Regisseur von „Die letzten Jedi“, eine eigene Reihe im SW-Universum kreieren. Sein Status steht aktuell dort, wo Weiss/Benioff noch vor einer Woche waren. Das heißt aber auch, dass ein neuer Kino-SW nicht all zu bald erscheinen wird. Trotz Gerüchten um weitere Spin-Offs scheint Johnson bisher am nächsten dran und der ist nach aktuellem Wissensstand noch in der Konzept- und Schreibphase, u.a. da er mehr als einen Film plant. Das bedeutet dann, für die nächsten mindestens zwei Jahre kein neuer Star Wars im Kino. Kann dem Franchise eigentlich nur guttun.
Und Weiss/Benioff, was haben die noch in petto? Jüngst cancelte HBO die in der Planungsphase befindliche Serie Confederate, die als „Man in the High Castle“ Variante des Amerikanischen Bürgerkriegs beschrieben wurde und seit der ersten Ankündigung reihenweise Kritik einstecken musste. Es ist fraglich, ob Netflix – generell weniger „gewagt“ als HBO – diese Idee aufgreift. Insbesondere Benioff war schon vor GOT als Roman- und Drehbuchautor bekannt, schrieb die Vorlage für Spike Lees Meisterwerk „25th Hour“ und war einer von zwei Autoren von Gemini Man. Doch ob Benioff und Weiss einen originalen Stoff kreieren, einen Stoff adaptieren oder im Sinne von „Confederate“ eine historische Begebenheit „umwandeln“, kann zum jetzigen Zeitpunkt nur Spekulation sein.

Hand aufs Herz: ist jemand ein wenig erleichtert? Ist das böse/gemein? Oder ist das unterm Strich vielleicht sogar sehr bedauerlich, da D&D abseits des Finales ihr Talent mit GOT mehr als bewiesen haben? Wie lange können oder wollen wir auf einen Star Wars eigentlich warten? Und was erhoffen wir uns von der D&D Carte Blanche bei Netflix? Sag es uns!

Quelle:
Deadline.com

Autor: Christian Westhus

Ein echter Ostwestfale. Gebürtig aus einer kleinen Doppelstadt, die niemand kennt, studierte Literatur in einer Stadt, die es angeblich nicht gibt (Bielefeld). Arbeitet seit 2006 für BereitsGesehen, schreibt Kritiken und Kolumnen, gehört zum Podcast Team und ist einmal im Monat beim KultKino in Lippstadt zu sehen.

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