Trailer: „Ratched“ – Sarah Paulson als böse Schwester in Netflix-Serie

5. August 2020, Christian Westhus

In diesem Jahr wird es kein „America Horror Story“ geben, doch Serienmacher Ryan Murphy und seine Lieblingsdarstellerin Sarah Paulson, mit der er auch in „American Crime Story“ zusammenarbeitete, geben Fans dennoch eine Alternative: sie erzählen die Vorgeschichte zu Oberschwester Mildred Ratched, der sinistren Krankenschwester aus „Einer flog über das Kuckucksnest.“ Dazu hat Netflix nun den ersten Trailer veröffentlicht.

© Netflix

Es scheint bei Ryan Murphy von besonderem Interesse zu sein, mit bestehenden Figuren, Orten und Geschichten zu arbeiten, diese umzugestalten, neu zu formen, das Vorwissen der Zuschauer zu prüfen und umzukehren. Murphys langlebige und erfolgreiche „American Horror Story“ Anthologieserie ist durchzogen von realen, legendären oder folkloristischen „Ikonen“ der, nun, amerikanischen Horrorgeschichte. Der reale Edward Mordrake aus „Freak Show“, die authentischen Serienkiller aus „Hotel“, das realhistorische Mysterium rund um die „Roanoke“ Kolonie bis hin zu „Apocalypse“, in der AHS-Figuren selbst zu adaptierbaren Bildern geworden waren. Ryan Murphy spielt gerne mit existierenden Figuren. Und nun also eine der legendärsten und faszinierendsten Antagonisten der Filmgeschichte, Oberschwester Ratched.

In Milos Formans meisterhaften 1975er-Adaption des Ken Kesey Romans „Einer flog über das Kuckucksnest“, hinterließ Louise Fletcher als Oberschwester Ratched bleibenden Eindruck als feindselig-diktatorische Widersacherin von Jack Nicholsons McMurphy. Streng, kalt, hartherzig – Fletcher erhielt für ihre Darbietung 1976 den Oscar als beste Hauptdarstellerin, wie auch der Film groß abräumte, gehört „Kuckucksnest“ doch zu den wenigen „Big 5“ Gewinnern bei den Oscars: ausgezeichnet als bester Film, für die beste Regie, beide Hauptdarsteller und für das beste Drehbuch.

Unverkennbar eine Ryan Murphy Serie. Und unverkennbar eine weitere markante Sarah Paulson-Rolle unter Murphy. Das lässt „Ratched“ aber eben auch wie „AHS: Asylum Reloaded“ aussehen und nicht wirklich wie etwas, das irgendwann einmal zu einem so sensibel dramatischen und humanistischen Film wie „Einer flog über das Kuckucksnest“ führen könnte. Es ist eben eine Ryan Murphy-Welt – das muss man mögen oder nicht. Ebenfalls mit zum Cast gehören Cynthia Nixon, Corey Stoll, Sharon Stone, Vincent D’Onofrio und Alfred Rubin Thompson.
Netflix-Abonnenten können sich ab 18. September 2020 in zunächst acht Episoden (an einer zweiten Staffel wird schon jetzt vorsichtig gearbeitet) selbst ein Bild machen.

Ist das too much? Oder genau richtig? Oder vielleicht der falsche Stoff für Ryan Murphys eigentlich unterhaltsamen „too much“ Stil? Siegen Neugierde und Umstände, dass man sich Mitte September selbst ein Bild macht? Sprechen wir darüber…

Autor: Christian Westhus

Ein echter Ostwestfale. Gebürtig aus einer kleinen Doppelstadt, die niemand kennt, studierte Literatur in einer Stadt, die es angeblich nicht gibt (Bielefeld). Arbeitet seit 2006 für BereitsGesehen, schreibt Kritiken und Kolumnen, gehört zum Podcast Team und ist einmal im Monat beim KultKino in Lippstadt zu sehen.

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