Vor dem SnyderCut Start: war es das wirklich mit dem Snyder-verse? (+neuer Trailer)

14. März 2021, Christian Westhus

© Warner Bros.

Es sind nur noch wenige Tage bis zur heiß erwarteten Veröffentlichung von „Zack Snyder’s Justice League“, hierzulande exklusiv via Sky. Am 18. März 2021 erhält auch das Publikum in Deutschland die Möglichkeit, diese neue Version von „Justice League“ zu sehen, die erst verloren schien, reaktiviert wurde, für eine Weile eine Miniserie werden wollte und nun ein 4+ Stunden langer Film geworden ist. Mancherorts spekuliert man über die Veränderungen im Vergleich zur Kinofassung, über Zack Snyders ursprüngliche Vision, über den „neuen“ Bösewicht Darkseid und darüber, was die vergrößerte Laufzeit insbesondere für Cyborg und Flash bereithält. Andernorts spekuliert man über das Konzept des „SnyderCuts“, darüber, wie sehr diese Version wirklich der damaligen Intention entsprechen kann oder womöglich eine Reaktion auf die Kinofassung, das Kritiker-/Fan-Echo und auf drei vergangene Lebensjahre ist. Doch fast naturgemäß wird auch schon weiter gedacht, denn ein Film – insbesondere ein Superheldenfilm – ist heutzutage niemals einfach nur ein Film, sondern immer Teil eines potentiellen Franchises. Ist „Zack Snyder’s Justice League“ vielleicht auch die Rückkehr zum Snyder-verse, zu Snyders DC-Filmuniversum, welches der Filmemacher mit „Man of Steel“ (2013) und „Batman v Superman: Dawn of Justice“ (2016) auf den Weg brachte? In einem Interview mit der New York Times gibt Snyder ein paar Antworten auf diese Spekulationen.

Der Regisseur geht zunächst zurück, zur Zeit während der ursprünglichen „Justice League“ Dreharbeiten, die er, wie er betont, als Reaktion auf tragische private Ereignisse, freiwillig und auf eigenen Wunsch hin verließ. Das Produktionsstudio Warner Bros. habe schon vorher einen leichteren und humorvolleren Ton gewollt, konnte sich mit Snyder nicht wirklich einigen und brachte dann ausgerechnet Joss Whedon ins Spiel. Für Snyder eine „red flag“, ein schlechtes Zeichen und böses Omen für den nahenden Bruch zwischen ihm und seinem langjährigen Heimatstudio Warner. Snyder schildert, wie er emotional erschöpft und ausgelaugt war, kein Interesse hatte, für den Film und gegen das übermächtige Studio zu kämpfen. Doch „fast jeder meiner Filme hat einen Director’s Cut“, erklärt der Regisseur bereitwillig und im Wissen aus den vergangenen Jahren, dass Fans derartige Hinweise mit Kusshand nehmen. So schildert er die nicht umgesetzte und halb ernstgemeinte Idee, die Rohfassung des Films damals vermeintlich „zufällig“ im Internet zu verstecken, so dass sie von einem „Fan“ gefunden und veröffentlicht werden könnte. Damals, unmittelbar nach dem Ausstieg, konnte Snyder aber „absolutely not“ daran glauben, dass Fan-Reaktionen so laut und mächtig werden könnten, um ein großes Studio wie Warner Bros. zu erreichen und zu einer Reaktion zu bringen.

Zwischen Selbstbewusstsein, Arroganz und Selbstironie wechselnd, vergleicht Snyder den Film – zumindest theoretisch – mit „Der Pate“, Scorsese „The Irishman“ oder Kelly Reichardts Arthouse-Erfolg „First Cow“ (Trailer @YouTube), der das atypische Bildverhältnis mit dem neuen „Justice League“ gemeinsam hat und daher, so Snyder schmunzelnd, ein gelungenes Double Feature ergeben könnte. Seine Filme seien bewusst „kontrovers“ angelegt, könnten den Zuschauer verstören [„I would rather f*** you up in a movie than make it nice and pretty for everybody.“], so die für den Filmemacher persönlich bevorzugte Variante im Vergleich zu Marvel oder zu DC-Erfolgen wie „Aquaman“ oder „Shazam!“. Mit seinem Weg, seinen Ideen und dieser verspäteten Chance, seine Vision noch einmal zu präsentieren, scheint Snyder im Reinen. Doch er hat mit den DC-Helden auch abgeschlossen. Sein „Justice League“ sei der letzte Film, den er für das DCU drehen würde, erklärt der Regisseur gelassen. Warner bewege sich vom Synder-verse weg, sehe die Kinofassung als Kanon an und baue darauf auf. Möglicherweise mit Elementen, die ursprünglich Snyders Vision entstammen, wie die angedeutete Zeitreise mit bzw. durch Flash. Doch der #RestoreTheSnyderVerse Hashtag ist bereits geboren. Der SnyderCut hat gezeigt, dass diese Dinge nie zu 100% in Stein gemeißelt sind. Der Kampf für die Vollendung der epischen Justice League Geschichte, wie Zack Snyder sie sich vorstellte, dürfte dennoch ein weitgehend aussichtsloser sein.

Kurz vor Veröffentlichung gibt es noch einen neuen finalen (und epischen) Trailer:

Autor: Christian Westhus

Ein echter Ostwestfale. Gebürtig aus einer kleinen Doppelstadt, die niemand kennt, studierte Literatur in einer Stadt, die es angeblich nicht gibt (Bielefeld). Arbeitet seit 2006 für BereitsGesehen, schreibt Kritiken und Kolumnen, gehört zum Podcast Team und ist einmal im Monat beim KultKino in Lippstadt zu sehen.

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