Die Streaming Wochenendfilmtipps bei BG
Es ist Wochenende, man hat mehr Zeit, will vielleicht mal raus und was unternehmen, vielleicht aber auch einfach nur mal die Beine hochlegen und ein paar gute Filme gucken. Wir stellen vor, was die beiden Streaming Marktführer Amazon Prime und Netflix neu im Sortiment haben.
Neu bei Amazon Prime:
Ganz frisch drin hat Prime einen guten Haufen soliden Mittelmaßes. Da wäre die romantische Komödie „Umständlich verliebt“ („The Switch“) mit Jennifer Aniston und Jason Bateman. Darin kommt es zur nachvollziehbaren und aus dem Leben gegriffenen Situation, dass Aniston per Samenspende schwanger wird, nur um Jahre nach der Geburt herauszufinden, dass ihr bester Freund (Bateman) die Spende gegen seine eigene ausgetauscht hat. Er ist der Vater des Kindes. Wie gesagt, aus dem Leben gegriffen. Aber Jeff Goldblum spielt mit, hey! Ebenfalls neu dabei, wenn auch kein wirklich neuer Film, ist „Chappie“, vom Regisseur von „District 9“, nur leider nicht ansatzweise so gelungen wie dieser. Futuristische Straßenpunks (Die Antwoord) stehlen einen intelligenten Militärroboter und Chaos folgt. Chaos folgt auch David Harbour als neuem „Hellboy“, doch dieser Reboot des großen Roten erinnert leider höchstens daran, wie gut wir es mit der del Toro Version hatten. Der Teen-Horrorfilm „Wahrheit oder Pflicht“ ist Genrestandard und wer schon länger nicht mehr „Men in Black 2“ und „3“ gesehen hat, kann das aktuell mal wieder tun.
Das zweifelhafte Highlight der aktuell verfügbaren Neuerscheinungen ist aber „Im Netz der Versuchung“ alias „Serenity“. Kurzum: Der Film ist schreiender Unsinn, aber er ist origineller und konfuser Unsinn, noch dazu mit Stars wie Anne Hathaway, Matthew McConaughey und Jason Clarke in den Hauptrollen. Insbesondere McConaughey bietet sich an, der neue Nic Cage zu werden, während das Drehbuch grandios irrsinnige Dinge parat hält. Die kann man nicht beschreiben, die muss man erleben, um sie zu glauben. Was wie ein lauer und klischeehafter 90er Jahre Thriller beginnt, entwickelt sich zu einem unbeschreiblichen Ungetüm, wie es sich M. Night Shyamalan, Nicholas Sparks und Ed Wood nicht gemeinsam hätten ausdenken können. Ein Film für diejenigen, die an „The Book of Henry“ ihren zweifelhaften Spaß hatten.
Ein besserer und ehrlicher Tipp im aktuellen Prime Angebot lautet „Tully“. Bevor Jason Reitman in Kürze die Ghostbusters zu neuen Abenteuern führen soll, kann man sich den dritten Beweis (nach „Juno“ und „Young Adult“) einholen, dass Reitman mit einem Diablo Cody Drehbuch eigentlich immer am besten funktioniert. Charlize Theron spielt eine ausgelaugte Mutter, die ihr drittes Kind erwartet, mit den ersten beiden und mit einem etwas passiven Ehemann schon genug zu tun hat und nun komplett den mentalen Faden verliert. Da stürzt plötzlich Nacht Nanny Mackenzie Davis ins Leben der Mutter und bringt, als wäre sie eine moderne Art Mary Poppins, wieder Leben und Emotionen ins Haus. Auch dieser Film ist nicht unbedingt das, was er auf den ersten Blick zu sein scheint, nur eben viel besser durchdacht und dadurch emotional erfüllender.
Für Kinder und Familien stehen ab 18. Januar beide deutschen „Geschrumpft“ Teile zur Verfügung. „Hilfe, ich habe meine Lehrerin geschrumpft“ und „Hilfe, ich habe meine Eltern geschrumpft“ nehmen ein nicht originelles, aber ein selten gesehenes und immer spannendes Konzept und veranstalten je nach Humorneigung und Alter angenehm-sympathischen Schabernack. Einer der sympathischeren deutschen Mini-Franchises. Allemal angenehmer, als zum x-ten Mal Minions und Co. zu schauen.
Und schauen wir tiefer in die Glaskugel, sehen wir „John Wick 3“ am Horizont, den es natürlich dauerhaft zu kaufen und zu leihen gibt, der aber ab 23. Januar ebenfalls bei Prime landen soll. Definitiv kein Familienprogramm, denn im dritten (und sicherlich nicht letzten) Teil der John Wick Reihe schießt, schlägt, fährt und metzelt Keanu Reeves wieder Hundertschaften in hochstilisierter Gewalt über den Haufen.
Neu bei Netflix:
Passend zu Neujahr trat Netflix aufs Nostalgie-Pedal und nahm „South Park: Der Film“ neu ins Sortiment auf. Gute 20 Jahre ist der Film nun alt und damit eine ideale Zeitkapsel, die nicht nur aufzeigt, wie sich South Park technisch, inhaltlich und personell verändert hat, sondern auch, wie sich die USA verändert (oder vielleicht auch nicht) haben, wie sich die Welt verändert hat, und ja, vielleicht auch, wie man sich selbst verändert hat. Unabhängig davon, ob man mit Terrence & Philip Humor, Satan und Saddam, oder dem Krieg gegen Kanada unterhalten werden kann, sind die Lieder dieses Musicals (!) immer noch 1A.
Ebenfalls für Nostalgiefreunde: „Die Goonies“. Der nicht tot zu kriegende Kinder- und Jugendklassiker mit dem Spielberg-Touch führt eine Gruppe von Freunden auf der Flucht vor Ganoven auf die Suche nach einem Piratenschatz. Ist der Film in der Generation von „Stranger Things“ (eine Serie, die es ohne „Goonies“ nie gegeben hätte) noch sehenswert oder nagt inzwischen der Zahn der Zeit daran? Findet es heraus.
Für Action-, Radau- und Blockbusterfans wurde ebenfalls gesorgt. Der sensationell unkonventionelle und einfach nur ziemlich gute Quasi-Western und Superhelden-Abgesang „Logan“ kann nun rauf und runter genossen werden. Und etwas größer und brachialer geht es bei „Rampage“ zu, wie schon der Untertitel zeigt: „Big meets Bigger“. In Anlehnung an einen Videospielklassiker werden durch Genexperimente drei Tiere überdimensional groß. Groß, auf Godzilla Niveau. Und so fühlt sich das auch an, wenn Dwayne Johnson dem krawalligen und effektreichen Unheil Herr zu werden versucht.
In der jüngst erschienen spanischen Netflix Eigenproduktion „Auge um Auge“ bekommt ein Krankenpfleger einen aus der Haft entlassenen Ex-Drogenboss als Patienten. Und der Pfleger hat seine eigenen tragischen Erfahrungen mit der Welt und den Machenschaften des nun kranken alten Mannes gemacht, spielt nun mit dem Gedanken der Rache. Regisseur Paco Plaza drehte mit dem Horrorfilm „Victoria“ bereits einen sehenswerten Netflix-Beitrag und ist als Mann hinter der [Rec] Reihe grundsätzlich ein interessanter Macher.
Anime-Fans können sich bei Netflix ohnehin fast wie bei Crunchyroll fühlen und bekommen filmischen Nachschlag. „Ni no kuni“ ist High School Fantasy Drama nach bekanntem Muster, wenn Schüler in Parallelwelten um das Leben und Überleben geliebter Freunde kämpfen müssen. Aber vielleicht hat der geneigte Anime Fan ja noch nicht den noch immer bei Netflix verfügbaren stilbildenden Hyper-Klassiker „Akira“ gesehen. Definitiv eine ganz andere Nummer, aber sicherlich auch einer der größten Meilensteine, die japanisches Animationskino zu bieten hat. Und das mit Recht.
Aber vielleicht geht es euch wie mir und in Sachen Netflix Neustarts wartet ihr aktuell einzig und ungeduldig auf „Der schwarze Diamant“ (31. Januar) mit Adam Sandler. Nein, wirklich. Das Gefühl sagt, der kann was.
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