Schinzigs Blu-ray Tipps: Böse Jungs erwachen im Katzenkrieg
Heute wird es schrecklich. Zumindest kann mit dem Wort schrecklich jeder der heute besprochenen Filme beschrieben werden. Glaubt ihr nicht? Dann lass mich mal versuchen. Wir haben einen Film dabei, der uns in eine wahrhaft schreckliche Zeit zurück versetzt. Einen Film, der schrecklich hätte werden können, vielleicht sogar müssen, es aber tatsächlich nicht ist. Einen Film, der Schrecken verbreitet. Und letztlich einen Film, der wirklich schrecklich ist. Jetzt liegt es an euch, herauszufinden, mit welcher Beschreibung ich wohl welchen Film gemeint habe.
Überraschung: „Bad Boys for Life“ ist gar nicht mal schlecht geworden. Nach ewig langem Hin und Her, dem allmählichen Verblassen von Will Smiths Stern, der gefühlten jahrelangen Abwesenheit von Martin Lawrence, der Beauftragung zweier komplett unbekannter Regisseure als Nachfolger für Reihenfederführer Michael Bay und vor allem der Veröffentlichung unterwältigender Trailer muss man sich nach der Sichtung des späten dritten Teils der Action-Reihe eingestehen: Der Film kann ja was! Genaugenommen kann er sogar mehr als „Bad Boys 2“ aus dem Jahr 2003. Warum? Weil er dem Gigantismus und der menschenverachtenden Haltung seines direkten Vorgängers nicht nacheifert und sich eher wieder dem Original aus dem Jahr 1995 annähert.
Wenn es knallt, dann durchaus richtig, aber gar nicht mal zu oft und auch nie in Überlänge. Wenn es Gags und Sprüche gibt, dann sind die im besten Falle lustig, im schlimmsten Fall belanglos albern, nie aber grenzwertig in ihrer Aussage. Szenen werden nicht wild aneinandergereiht, stattdessen scheinen die Regisseure Adil El Arbi und Bilall Fallah mehr als nur von Ballerei zu Gag zu Verfolgungsjagd hetzen zu wollen. So flach die Handlung auch ist, wenn Mike Lowrey und Marcus Burnett hin und wieder mal über das Älterwerden sprechen und auf bisher Erreichtes und nicht Erreichtes zurückblicken, ist das nicht nur Alibi, es scheint etwas zu bedeuten. Die Charaktere, die in „Bad Boys“ so ordentlich eingeführt wurden und in „Bad Boys 2“ von einer nicht enden wollenden Kugellawine überrollt wurden, dürfen sich in „Bad Boys for Life“ wieder freischaufeln und endlich wieder Charaktere sein. Auch großartig und ein weiteres Indiz, dass der 1995er Film für den neuen Franchise-Beitrag eher Pate gestanden hat als der aktuelle Trilogie-Mittelteil: Komponist Lorne Balfe orientiert sich an dem „Bad Boys“-Score von 1995 und findet häufig Verwendung für das coole Hauptthema, das bei „Bad Boys 2“ nicht ein einziges Mal ertönte.
Natürlich macht das alles „Bad Boys for Life“ nicht zum absoluten Action-Überhit. Aber es sollte Fans der Harten Jungs und spaßiger Old-School-Action glücklich machen. Tatsächlich lohnt es sich bei der Anschaffung des Films sogar, ein bisschen mehr Geld zu investieren. Denn die 4K UHD zeigt eindrucksvoll, was HDR bedeutet. Die vielen Aufnahmen des nächtlichen Miama mit all den Neonlichtern an den Gebäuden und herumschwirrenden Autoscheinwerferlichtern auf den Straßen sind wie geschaffen für den höheren Dynamikumfang. Solche lebendigen, leucht- und farbintensiven Bilder wären auf Blu-ray nicht möglich. Wer also seinen Freunden eindrucksvoll zeigen möchte, was HDR bedeutet, sollte das mit der 4K UHD von „Bad Boys for Life“ machen.
„Bad Boys for Life“ – seit 28. Mai 2020 auf 4K UHD, Blu-ray und DVD.
Krieg ist kacke. Regelmäßig versuchen namhafte Regisseure uns daran zu erinnern. Wobei wir ja eigentlich wissen: Einen Anti-Kriegsfilm gibt es so wirklich ja gar nicht. Und ein bisschen Glorifizierung schwingt auch beim kriegskritischsten Beitrag mit – denn immerhin ermöglicht das Kriegsszenario erst bombastische Bilder und emotionale Charaktermomente. Wie man dazu auch stehen mag: Regisseur Sam Mendes und Kameramann Roger Deakins haben mit „1917“ ein audiovisuell eindrucksvolles Werk erschaffen. Im ersten Weltkrieg begleiten wir zwei Soldaten auf einer gefährlichen Mission. Das Besondere: „1917“ wirkt wie eine einzige Plansequenz, wie ohne Schnitte in einem Rutsch gedreht. Das sorgt für ein in diesem Setting nie dagewesenes Mittendrin-Gefühl und so auch zu einer Erhöhung der Dramatik und der Emotionalität. Aber degradiert eben auch den ersten Weltkrieg zu einer beliebigen Ausnahmesituation – wenngleich man Kritik an Krieg und der Sinnlosigkeit desselben hier und da ausmachen kann, wenn man möchte.
„1917“ ist direkt der zweite Film heute, bei dem ich unbedingt zur 4K UHD raten kann. Wo viele Filme eigentlich in 2K-Auflösung vorliegen und für die UHD Veröffentlichung auf 4K hochgerechnet werden, liegt Sam Mendes‘ Kriegsabenteuer dank der genutzten Kameras in echter 4K Auflösung vor. Auch der erweiterte Dynamikumfang verstärkt das audiovisuell ohnehin schon einnehmende Erlebnis enorm. Aber auch Fans der guten alten Blu-ray sei gesagt: Schon die Blu-ray-Umsetzung des Films ist in allen Belangen großartig gelungen.
Wollt ihr euch genauer über die Geschichte des One-Take-Films informieren oder einfach ein paar Anregungen für weitere Filme, die sich diesen Kunstgriff zunutze gemacht haben, bekommen? Dann lest doch mal diesen Artikel, in dem euch Kollege Christian Westhus ein paar Hintergrundinformationen zu dieser speziellen Filmtechnik gibt.
„1917“ – seit 28. Mai 2020 auf 4K UHD, Blu-ray und DVD.
Stephen King hasst ihn. Viele Filmliebhaber lieben ihn: „Shining“ von Stanley Kubrick. Als bekannt wurde, das Kings Romanfortsetzung „Doctor Sleep“ ebenfalls ihren Weg auf die Kinoleinwand finden sollte, wurde es spannend. Wie würde das wohl gehandhabt? Würde der Roman adaptiert und somit der Roman „Shining“ fortgesetzt, der in so vielen Belangen anders ist als die umstrittene/verehrte Verfilmung? Oder würden nur Impulse von Kings schlafendem Doktor überbleiben und Kubricks Meisterwerk eine Fortsetzung erhalten? Die Antwort lautet schlicht und klar: ja. Ja, denn beides ist richtig. Und beides ist irgendwie auch falsch. Herausgekommen ist so und so ein Film, den Horrorfans sich nicht entgehen lassen sollten.
Ihr wollt mehr Infos zu „Doctor Sleeps Erwachen“? Dann lest unsere ausführliche Kritik zur neuen Stephen-King-Adaption.
„Doctor Sleeps Erwachen“ – seit 28. Mai 2020 auf 4K UHD, Blu-ray und DVD.
Miau. Mehr möchte ich dazu eigentlich gar nicht schreiben. Vielleicht noch: Schaut euch den Trailer an. Dann schaut ihn euch nochmal an. Wenn euer Katzenklo dann noch immer nicht zum Kotzauffangbehälter wurde, ihr vielleicht sogar sagt „Ja, das sieht ja putzig aus“, ihr vielleicht auch rund um die Uhr „Memory“ summt und ohnehin jede Nacht vor dem Zu-Bett-Gehen in einen Andrew-Lloyd-Webber-Katzen-Onesie schlüpft, dann könnte Tom Hoopers filmische Adaption des Bühnenmusicals „Cats“ etwas für euch sein. Ich prognostiziere aber einfach mal: Die Mehrheit wird schon bei der Sichtung des Trailers bemerken, dass hier insbesondere in den Bereichen Look und CGI einiges arg in die Hose ging und das Ergebnis mehr mit einem surrealen Horror- als mit einem Familienfilm gemeinsam hat. Falls ihr trotzdem oder gerade deswegen einen Blick riskieren wollt: „Cats“ gibt es nun auf Blu-ray für daheim.
„Cats“ – seit 28. Mai 2020 auf Blu-ray und DVD.
Und, erraten, welcher Film zu welcher meiner „Schreck-Beschreibungen“ passt? Und stimmt ihr mir da zu? Lasst es uns im Forum wissen. In den Blu-ray Tipps am nächsten Sonntag geht es vom ersten in den zweiten Weltkrieg.
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