Clive’s Crazy Corner: DC V Marvel – Von den Anfängen bis heute
Superhelden dominieren seit geraumer Zeit das Blockbuster-Kino. Aber das war nicht immer so. In diesem Artikel soll es um die bedeutsamsten Beiträge zum Genre gehen, die den Weg zu dem ebneten, wo wir uns jetzt befinden. Quasi die Meilensteine ihrer Art, die neue Richtungen möglich machten und ohne die das Genre vermutlich auch heute noch eine bloße Randerscheinung wäre.
Vorwort:
Der Titel dieser Kolumne mag etwas reißerisch sein, aber im Grunde genommen findet schon seit der Gründung der beiden Comiclabels Ende der 1930er Jahre, die heute als DC Comics und Marvel Comics bekannt sind, ein harter Konkurrenzkampf statt. Und natürlich existieren neben diesen beiden großen Vertretern noch zahlreiche andere Verlage, die sich auf Comics spezialisiert haben. Mit Blick auf das aktuelle Blockbuster-Kino dürfte aber klar sein, dass DC und Marvel zurzeit den höchsten Output mit ihren Filmuniversen haben und somit deren kommende Filme die am meisten diskutierten sind. Ich will hier jetzt keineswegs einem der beiden den Vorzug geben (obwohl sich das auch prima für eine Kolumne eignen würde), sondern vielmehr einmal schauen, welche Filme das Comic-Genre erst salonfähig machten – und dabei Faktoren wie finanziellen Erfolg, positive Rezensionen und Fortsetzungspotenzial bzw. -anzahl berücksichtigen. Und okay, ein bisschen persönlicher Geschmack ist da natürlich auch mit bei.
Als kleiner Gag werden dabei Punkte vergeben. Stammt ein genannter wichtiger Film aus dem Hause DC, erhält DC einen Punkt. Stammt der entsprechende Superheld aus dem Hause Marvel, dann erhält Marvel einen Punkt. Die produzierenden Studios werden dabei nicht berücksichtigt.
Die Anfänge und davor
Im Grunde genommen müsste ich ganz vorne beginnen und bei meiner Auflistung alles berücksichtigen, was es jemals ins Kino oder auch ins Fernsehen geschafft hat. Denn einige Serien wie die Batman-Reihe mit Adam West brachten auch Kinoauftritte der Figuren hervor („Batman hält die Welt in Atem“ von 1966, Trailer), ganz zu schweigen davon, dass Supermans und Batmans erste live-action Auftritte in Form von Serials im Kino stattfanden. Aber es würde den Rahmen sprengen, hier wirklich alles zu berücksichtigen. Daher lasse ich diverse Serials/Serien und auch die ganzen Zeichentrick- und animierten Reihen weitestgehend außen vor. Live-action Kinofilme sind also gefragt, die eigenständig funktionieren.
Eine ehrenwerte Nennung soll an dieser Stelle auch gleich „Superman and the Mole Men“ (1951) erhalten (Trailer). DCs erster Kinofilm (von Lippert Pictures Inc.) mit George Reeves als Superman. In Deutschland wurde dieser Film, der den Auftakt zur Superman-Serie „Adventures of Superman“ (1952-1958, 104 Episoden, sechs Staffeln) darstellte, nie im Kino gezeigt, geschweige denn mit deutscher Synchro veröffentlicht. Eine große Bedeutung – abgesehen davon halt, dass es einer der ersten live-action Superheldenfilme im Kino ist – würde ich dem Film auch nicht zugestehen. Schließlich diente er in erster Linie als Werbung für die kommende TV Serie und bekam auch keinerlei Fortsetzungen auf der großen Leinwand.
Auf den nächsten Vertreter (den oben bereits genannten „Batman hält die Welt in Atem“) musste man ganze 15 Jahre warten und auch dieser Film war ein einzelner Stellvertreter seiner Art. Batman ging hier einmalig vom TV ins Kino und danach war auf der großen Leinwand von Superhelden wieder mehr als ein Jahrzehnt nichts zu sehen.
Der erste, für das Genre wirklich bedeutsame Film, findet sich Ende der 1970er Jahre. Nein, es ist nicht „Abar, the First Black Superman“ (1977, sowas wie ein Trailer). Gemeint sind hier auch nicht die TV-Piloten zu „Doctor Strange“ (1978, Trailer) oder „Spider-Man“ (1977, Trailer) oder gar der TV-Film „Captain America“ (1979, Trailer). Letzterer erhielt übrigens noch im gleichen Jahr eine Fortsetzung („Captain America II: Death Too Soon“, 1979, Trailer). Denn TV-Produktionen sollen (obwohl einige davon damals auch im Kino liefen) außen vor bleiben und diese Beiträge stellen auch nicht das dar, was ich als bedeutsam oder gar einen Meilenstein erachten würde – ein Blick auf die Trailer reicht da schon. Nein, der erste wirklich bedeutsame Kinofilm des Comic-Genres stammt aus dem Jahre 1978 und wird oft auch als der erste moderne Superheldenfilm bezeichnet. Die Rede ist natürlich von …
Superman (1978)
Fakten: Das Budget betrug stolze 55 Mio. US-Dollar, das weltweite Einspiel kam auf knapp über 300 Millionen US-Dollar. Tomatometer: 93%.
Trailer:
Richard Donners „Superman“ mit Christopher Reeve in der Titelrolle kann in der Tat als der Startschuss angesehen werden, der Superhelden im Kino erst salonfähig machte. Alles, was man da vorher im Kino zum Thema antreffen konnte, wirkt im Vergleich geradezu lächerlich und billig. Donner nahm seine Titelfigur hingegen ernst und die Geschichte, die von Mario Puzo stammt bzw. adaptiert wurde, liefert dem Zuschauer ein Kinoerlebnis, welches eine gelungene Mischung aus Drama und Comedy ist. Dem ordentlichen Budget von Warner Bros. ist es zudem zu verdanken, dass die Spezialeffekte für die damalige Zeit geradezu fantastisch wirkten und auch ein guter Cast mit bekannten Namen zusammenkam. Für Christopher Reeve sollte es die erste große Rolle werden, die seine Karriere erst an den Start brachte. Dabei setzte er sich gegen diverse große Namen durch, die ursprünglich von Donner für die Rolle vorgesehen waren (auf der englischen Wiki-Seite finden sich u.a. Robert Redford, Burt Reynolds, Paul Newman, James Caan, Christopher Walken, Nick Nolte, Jon Voight, Kris Kristofferson und Charles Bronson, die für die Rolle in Betracht gezogen wurden). Und aller Skepsis zum Trotz (Donner wollte Reeve für die Rolle eigentlich nicht und musste überredet werden) gilt Christopher Reeve noch heute für viele als der beste Man of Steel.
Bei den Kritikern kam der Film ausgesprochen gut weg und findet sich auch heute noch auf diversen Toplisten des Jahres 1978. Zudem hinterließ er mit drei Fortsetzungen und einem Spin-off („Supergirl“ 1984, Trailer) ein mehr als anständiges Vermächtnis. Wobei allerdings angemerkt werden muss, dass es bei den Fortsetzungen in allen Belangen wieder bergab ging. „Superman II – Allein gegen alle“ (1980, Trailer) kommt da noch am besten bei weg, aber keine der Fortsetzungen sollte hier das erreichen, was der erste Film schaffte und Helen Slaters Supergirl dümpelt mit 7% auf dem Tomatometer und einem Einspiel von 14,3 Mio. US-Dollar (Budget: 35 Mio. US-Dollar) geradezu im Keller rum.
Punktestand DC V Marvel – 1:0
Intermezzo
Bevor es zum nächsten Meilenstein auf meiner Liste und damit ins Jahr 1989 geht, müssen noch ein paar weitere Kinofilme mit Superhelden genannt werden, die in der Zwischenzeit das Licht der Welt erblickten. Allen voran natürlich „Condorman“ (1981, Trailer), eine Parodie auf Agentenfilme und James Bond im Speziellen – ein Film, der hier wahrlich nichts zu suchen hat. Andere Vertreter wie „Swamp Thing“ („Das Ding aus dem Sumpf“ 1982, Trailer) oder „The Toxic Avenger“ (1984, Trailer) hätten hier schon eher was zu suchen, zumal es dort in eine gänzlich andere Richtung (nämlich Horror) ging, die Kritiken gar nicht mal so schlecht waren (64% für das Ding, 68% für Toxie) und es zu beiden Filmen auch eine bzw. drei Fortsetzungen gab. Toxie ist da schon ein kleines Phänomen, wenn auch eher eine Randerscheinung. Wobei ich mir auch nicht sicher bin (oder nicht gut genug recherchiert habe), ob die jeweils ersten Teile überhaupt einen Kinostart hatten.
Zuletzt sei hier noch eine Ente erwähnt. „Howard the Duck“ (1986, Trailer) war ein finanzieller Flop und musste auch bei den Kritikern Federn lassen (15%). Als kleine Kuriosität aber durchaus erwähnenswert. Ähnlich erwähnenswert wären hier auch die TV-Filme zum Hulk (genauer gesagt zur Serie mit Bill Bixby und Lou Ferrigno), bei denen auch ein blinder Anwalt und ein nordischer Donnergott Auftritte bekamen – bis die aber ihren Weg auf die große Leinwand fanden, sollten noch einige Jahre vergehen.
Batman (1989)
Fakten: Das Budget betrug 35 Mio. US-Dollar, das weltweite Einspiel kam auf knapp über 410 Mio. US-Dollar. Tomatometer: 72%.
Trailer:
Tim Burtons Batman mit Michael Keaton in der Titelrolle hatte keinen leichten Start. Seit „Superman“ (1978) hatte das Genre im Kino nämlich wieder stark abgebaut und das Vertrauen der Studios war nicht gerade groß. Warner Bros. schickte den dunklen Ritter erst ins Rennen, nachdem Burton mit „Beetlejuice“ (1988) einen Erfolg feiern konnte – dabei hatte man den Regisseur bereits 1986 für einen Batman-Film engagiert. Auch sah man in Michael Keaton, der bis dahin hauptsächlich komödiantische Rollen inne hatte, keinen passenden Batman-Darsteller. Obendrein ließ sich Jack Nicholson nur schwer als Joker engagieren, weil er neben einer hohen Gage auch eine Beteiligung am Einspiel forderte und seine Drehzeiten selbst bestimmte.
Trotz dieser ganzen Widrigkeiten gelang es Burton aber, einen ausgezeichneten, stimmig düsteren Meilenstein abzuliefern, der (wie man so schön sagt) auf „style over substance“ setzte. Es gab sogar einen Oscar in der Kategorie „Bestes Szenenbild“. Etwas Kritik gab es aber auch, wobei hauptsächlich die Abweichungen zu den Comicvorlagen (speziell in Bezug auf den Joker) moniert wurden und Nicholsons Joker einigen Kritikern zu sehr im Vordergrund stand. Keaton wurde für seine Darstellung zwar auch gelobt, aber wenn ich heute an den Film zurückdenke, kommt auch mir zuerst Nicholson und sein Joker in den Sinn.
Nichtsdestotrotz hat Tim Burton mit „Batman“ das Genre neu belebt und konnte auch mit der Fortsetzung „Batman Returns“ (1992, Trailer) ordentlich punkten (80% bei den Tomaten, knapp 267 Mio. US-Dollar Einspiel bei einem Budget von 80 Millionen), der noch eine kleine Ecke düsterer ausfiel. Zu düster für das Studio, welches Burton für den zweiten Teil die kreative Kontrolle gegeben hatte. Die weiteren Fortsetzungen („Batman Forever“ 1995, Trailer und „Batman & Robin“ 1997, Trailer) wurden von Joel Schumacher inszeniert, bekamen mit Val Kilmer und George Clooney neue Batman-Darsteller und sorgten letzten Endes dafür, dass die Fledermaus sich wieder für mehrere Jahre in die Höhle zurückziehen musste. (Falls es interessiert: „Batman Forever“ hatte ein 100 Mio. Dollar Budget, spielte weltweit 336,5 Mio. Dollar ein und steht bei 40% auf dem Tomatometer, während „Batman & Robin“ 125 Mio. Dollar zur Verfügung standen und der Film nur 238,2 Mio. Dollar einspielte – bloß 11% bei den Tomaten)
Punktestand DC V Marvel – 2:0
Intermezzo
Durch den Erfolg von „Batman“ (1989) kamen in den 1990er Jahren eine ganze Menge weiterer Comicadaptionen ins Kino. Die meisten eher schlecht als recht und wenn doch einmal ein Erfolg dabei war, bauten spätestens die Fortsetzungen wieder stark ab. Ich würde hier gerne versuchen, sämtliche Filme bzw. Filmreihen zu nennen, die in diesem Zeitraum zum Vorschein kamen, aber das wird dann einfach zu viel. Daher nur kurz ein paar meiner Favoriten der 90er, die ich zwar als gelungen betrachten würde, aber die ich nicht zu den Meilensteinen des Genres zähle.
„Darkman“ (1990, Trailer: Trailer): Von Sam Raimi und mit Liam Neeson in der Titelrolle. Steht bei den Tomaten auf 83% und ist ein tolles Ding, wobei es hier keine echte Comic-Vorlage gibt, sondern der Film auf einer Kurzgeschichte von Sam Raimi basiert. Die Fortsetzungen kann ich nicht empfehlen.
„The Crow“ (1994, Trailer: Trailer): Von Alex Proyas und mit Brandon Lee in seiner besten (und leider letzten) Rolle. 82% bei den Tomaten und das zu recht. Basiert ausnahmsweise auch mal nicht auf einer Figur von Marvel oder DC, denn die Vorlage stammt von Caliber Comics. Die Fortsetzungen sind leider Müll.
„Blade“ (1998, Trailer: Trailer): Von Stephen Norrington und mit Wesley Snipes in der Titelrolle. Hat bei den Tomaten nur 54% (wieso das denn???), ist aber dennoch eine klare Empfehlung meinerseits. Teil zwei geht auch noch, aber um den dritten kann man getrost einen Bogen machen.
Mir fällt da gerade auf, dass diese Filme alle das FSK 18 Label tragen. Vermutlich kein Zufall, denn die drei Filme sind allesamt düster und weisen nur begrenzt Humor auf bzw. wenn es „lustig“ wird, ist es ein entsprechend dunkler Humor. Von daher sollte ich an dieser Stelle noch ein paar andere Filme wie die „Teenage Mutant Ninja Turtles“ (1990, Trailer) oder „The Rocketeer“ (1991, Trailer) erwähnen. Mache ich aber nicht. Genauso wenig, wie ich hier „The Mask“ (1994, Trailer), „Judge Dredd“ (1995, Trailer) oder gar „Spawn“ (1997, Trailer) erwähnen will. Da gehen wir lieber ins nächste Jahrtausend und treffen den nächsten Kandidaten auf meiner Liste.
X-Men (2000)
Fakten: Das Budget betrug 75 Mio. US-Dollar, das weltweite Einspiel kam auf knapp über 296 Mio. US-Dollar. Tomatometer: 81%.
Trailer:
Man darf Bryan Singer sicher einiges vorwerfen, aber mit den „X-Men“ hat er eine Goldader getroffen und eines der größten Franchises angestochen, was im Comic-Genre bis dato existiert. Ein Ende der X-Men ist noch nicht abzusehen, auch wenn die Reise für gewisse Figuren schon ein Ende gefunden hat und diverse Filme eher schlecht als recht daherkamen.
Ungleich der vorherigen Vertreter, die sich eher auf einen Helden, einen Bösewicht und diverse Sidekicks beschränkten, kam „X-Men“ mit einem großen Ensemble an Darstellern daher, was sowohl für die gute als auch für die böse Seite gilt. Und Singer bekam für seinen Film auch diverse bekanntere Namen (wie beispielsweise Patrick Stewart, Ian McKellen, Halle Berry, Anna Paquin), während die unbekannteren erst durch diese Reihe für Aufmerksamkeit sorgten. Für Hugh Jackman sollte es sein Durchbruch in Hollywood sein – kannte man den australischen Darsteller zuvor hauptsächlich aus TV-Serien, ist er heute fest mit der Rolle des Wolverine verbunden (auch wenn er zwischenzeitlich in anderen Filmen mitwirkte).
Was „X-Men“ so besonders macht, ist aber nicht nur der große Cast, der den Film trägt, sondern auch eine gute Portion Gesellschaftskritik (Mutanten als Minderheit und Außenseiter) und eine fesselnde Geschichte, die nicht immer treu der Comicvorlage daherkommt, aber auf ihre Weise zu überzeugen weiß.
„X-Men“ lässt sich des Weiteren als der Großvater dessen bezeichnen, was heute als „Cinematic Universe“ bekannt ist. Warum? Nun, die beiden Fortsetzungen („X-Men 2“ von 2003, Trailer: Trailer und „X-Men 3“ von 2006, Trailer: Trailer) waren ebenfalls erfolgreich, auch wenn mit dem dritten Teil die Meinungen der Kritiker und das Verhältnis Einspiel zu Budget stark zurückgingen. Es wäre auch zu teuer gewesen, das jetzt bekannte Darsteller-Ensemble weiterhin zu halten. Was also tun? Statt einen vierten Teil zu bringen, krempelte man den traditionellen Weg ein wenig um und setzte auf Vorgeschichten. „X-Men Origins: Wolverine“ (Trailer) und „X-Men: First Class“ (Trailer) erblickten 2009 und 2011 das Licht der Welt, wobei letzterer dem Franchise neues Leben einhauchte und wohl der Hauptgrund dafür ist, dass danach noch zahlreiche weitere Filme aus dem X-Men Universum kommen sollten. Einige auf den beliebten Wolverine fokussiert, andere auf Mutanten wie Professor X und Magneto und eine neue Bedrohung. Zählt man „Deadpool“ (2016, Trailer: Trailer) mit, gab es dieses Jahr mit „Logan“ (Trailer: Trailer) den zehnten Film der Reihe zu sehen – und mit „X-Men: Dark Phoenix“, „X-Men: New Mutants“ und „Deadpool 2“ sind drei weitere für nächstes Jahr geplant. Man darf also schon von einem Cinematic Universe sprechen, auch wenn der erste „X-Men“ (2000) wohl kaum als Startpunkt dafür vorgesehen war. Obendrein ging dieses Jahr mit „Legion“ eine Serie um Mutanten an den Start und mit „The Gifted“ ist eine weitere geplant, die gerade gedreht wird (auch wenn die außerhalb des bekannten X-Men Universums anzusiedeln sind).
Aber ich schweife ab. „X-Men“ (2000) war ein Meilenstein.
Punktestand DC V Marvel – 2:1
Spider-Man (2002)
Fakten: Das Budget betrug 139 Mio. US-Dollar, das weltweite Einspiel kam auf etwa 822 Mio. US-Dollar. Tomatometer: 89%.
Trailer:
Weshalb ich jetzt direkt diese Comic-Verfilmung hinterher werfe? Schaut mal auf das Einspiel und bedenkt dabei, dass es 2002 noch kein teures 3D im Kino gab – das kam erst 2009 mit James Camerons „Avatar“ in die Lichtspielhäuser. Bis Sam Raimi seinen „Spider-Man“ ins Kino brachte, gab es zwar rentable Comic-Adaptionen auf der Leinwand, die auch gut was abwerfen konnten. Aber über 800 Mio. Dollar Einspiel? Nope, nicht einmal 500 Mio. Dollar wurden zuvor erreicht. Erst hier konnten die Studios sehen, wieviel Geld man mit dem Genre scheffeln kann und dass auch die Milliarde in Reichweite liegt (die „The Dark Knight“ 2008 erstmals hinter sich ließ). Obendrein kam „Spider-Man“ auch bei den Kritikern sehr gut an und übertrumpfte dort (abgesehen von „Superman“ und „Superman 2“) alle bisherigen Comic-Adaptionen.
Moment, werden jetzt sicher einige sagen. Da wird hier ein Film als Meilenstein des Genres genannt, bloß weil er mehr einspielte als andere Comicverfilmungen davor? Jein. Es gibt da noch ein paar andere Punkte, die angemerkt werden sollten. Beispielsweise die Farben. So bunt wie hier wurde bis dahin nur selten ein Comic adaptiert, was eventuell auch etwas richtungsweisend für ein bestimmtes Cinematic Universe gewesen sein könnte, zu welchem wir später noch kommen. Und überhaupt, wie lange hat man darauf warten müssen, endlich einmal Spider-Man auf der großen Leinwand zu sehen und gleichzeitig von der Umsetzung geflasht zu sein? Wenn ich heute etwas von Spider-Man höre, dann kommt mir sofort Sam Raimis Filmreihe in den Sinn, ehe mir wieder einfällt, dass „Spider-Man: Homecoming“ (Trailer) vor der Tür steht (und dann waren da noch diese anderen Filme mit Andrew Garfield…)
Insofern bleibt dieser Film für mich ein Meilenstein des Genres. Und ja, ich trauere noch immer einem vierten Teil von Sam Raimi hinterher. Der dritte Teil (Trailer) mag zwar seine Probleme gehabt haben, aber es ist mir noch immer ein Rätsel, weshalb man danach die Reihe unbedingt neu starten musste. Denn so amazing waren die beiden „The Amazing Spider-Man“ Filme sicher nicht – weder vom Einspiel, noch von den Kritiken, noch sonst wie. Bleibt zu hoffen, dass „Homecoming“ wieder besser wird.
Punktestand DC V Marvel – 2:2
Intermezzo
Bis zum nächsten Film, den ich als wegweisend betrachten würde, sollten drei Jahre vergehen. In der Zwischenzeit kamen (gepusht von den X-Men und Spider-Man) aber auch zahlreiche andere Verfilmungen des Genres auf die Leinwand. 2003 wären da „Daredevil“ (Trailer: Trailer), „Hulk“ (Trailer) und „The League of Extraordinary Gentlemen“ (Trailer) zu nennen (die Fortsetzung zu den X-Men kam natürlich auch 2003, wurde aber oben weiter bereits erwähnt).
Der Hulk stach da besonders durch den einzigartigen visuellen Stil hervor, den ich sehr dufte fand. Daredevil war weniger mein Ding, aber doch um Welten besser als das Spin-off „Elektra“ (2005, Trailer), welches wir lieber schnell wieder vergessen. Und die Gentlemen? Nee, kann ich nicht empfehlen.
2004 brachte uns dann neben dem zweiten Raimi Spider-Man (Trailer) und dem dritten Blade (Trailer) den sehr üblen „Catwoman“ (Trailer), Guillermo Del Toros sehenswerten „Hellboy“ (Trailer) und Thomas Jane als „The Punisher“ (Trailer), den ich ebenfalls empfehlen kann. Ein gutes Jahr für Comicfans, liefen doch alle fünf Filme im Kino und boten eine gute Auswahl innerhalb des Genres – von bunt und verspielt über düster und ernst bis hin zu lächerlich war alles dabei. Fünf Filme, aber gleichzeitig auch vier Flops. Nur Spider-Man konnte (abermals sehr ordentlich) Gewinn machen, was die Studios aber nicht daran hinderte, nach weiteren Superhelden zu suchen, die man auf der Leinwand platzieren könnte.
2005 konnten dann „Constantine“ (Trailer) und die „Fantastic Four“ (Trailer) in der Gewinnzone landen. Bei ersterem schon beachtlich, denn das Budget betrug 100 Mio. US-Dollar und der Film kam R-Rated in die Kinos – 230 Mio. Dollar Einspiel können sich da sehen lassen. Der Film selbst übrigens auch. Schade, dass dort eine Fortsetzung ausblieb. Die fantastischen Vier hingegen bekamen 2007 ein Sequel (Trailer) spendiert, wobei man dort durchaus mal einen Blick riskieren kann. Es gibt Schlimmeres. Zum Beispiel den nie veröffentlichten Film von 1994 (Trailer) oder der Versuch eines Reboots 2015 (Trailer). Da sind die beiden Filme von 2005 und 2007 schon kleine Perlen gegen. Aber ich schweife ab.
Batman Begins (2005)
Fakten: Das Budget betrug 150 Mio. US-Dollar, das weltweite Einspiel kam auf knapp 375 Mio. US-Dollar. Tomatometer: 84%.
Trailer:
In diesem Fall ist die Nennung von „Batman Begins“ nicht den obigen Fakten geschuldet. Comicverfilmung mit gutem Einspielergebnis und guten Kritiken waren 2005 längst keine Seltenheit mehr. Und auch in Sachen düster und dunkel war der Film mit Sicherheit keine Neuheit mehr, hatte doch Tim Burton bereits 1989 dem dunklen Ritter bereits ein solches (düsteres) Setting beschert und 1992 im Sequel noch dunkler präsentiert.
Nein, was diesen Film zu einem Meilenstein macht, ist der doch sehr bodenständige und (von diversen Gadgets mal abgesehen) realistische Ansatz, mit dem Batman uns präsentiert wird. Diese Origin nimmt den Charakter Bruce Wayne bis ins kleinste Detail auseinander, beleuchtet den Werdegang zum dunklen Ritter genauer als je zuvor und liefert nebenbei noch den Auftakt zu einer Trilogie ab, die ihren Höhepunkt trotz des äußerst gelungenen ersten Teils erst im zweiten Teil finden soll (aber mehr dazu später). Hier stehen nicht die (sehr ansehnlichen) Special-Effects und die Action im Vordergrund (kein „style over substance“ wie bei Burtons Filmen), sondern die Figuren und deren Entwicklung – allen voran natürlich Bruce Wayne, wobei aber auch andere Charaktere nicht zu kurz kommen.
Christopher Nolan und David S. Goyer belebten hier nicht nur Batman auf der Leinwand wieder, sondern verschaffen uns einen völlig neuen Blick auf die Figur Bruce Wayne. Gepaart mit der Optik (Kameramann Wally Pfister wurde für den Oscar für die Beste Kamera nominiert), der wuchtigen Musik (Hans Zimmer und James Newton Howard lassen grüßen) und erstklassigen Darstellern entstand so ein Film, der nicht nur in der (rapide wachsenden) Comic-Nische Beachtung fand und auch heute gerne mal genannt wird, wenn es ganz allgemein um gelungene (Franchise-)Reboots geht.
Punktestand DC V Marvel – 3:2
Intermezzo
Meine nächsten beiden Meilensteine stammen aus dem Jahr 2008 und dürften kaum jemanden überraschen. Dazwischen erblickten aber weitere Filme das Licht der Welt. So kehrte 2006 Superman zurück auf die Leinwand. „Superman Returns“ (Trailer) – quasi ein alternatives Sequel zu “Superman II” (1980) – floppte allerdings gewaltig (dem weltweiten Einspiel von gut 390 Mio. Dollar steht ein Budget von 270 Mio. Dollar gegenüber). Obwohl die Kritiker den Film eher lobten als verrissen, konnte Brandon Routh als Man of Steel das Publikum nicht überzeugen. Inklusive mir. Das viele Geld hätte man lieber in ein besseres Drehbuch als in die großen Effekte stecken sollen. Oder halt gleich in ein Reboot, welches dann 2013 kommen sollte.
Ansonsten wäre 2006 neben dem dritten X-Men Film noch „V wie Vendetta“ (Trailer) erwähnenswert, der bei mir in die Kategorie „kann man sich mal ansehen“ fällt.
2007 passierte neben „Spider-Man 3“ und „Fantastic Four: Rise of the Silver Surfer“ nicht viel. Nicolas Cage probierte sich als „Ghost Rider“ (Trailer) und durfte 2012 in „Ghost Rider: Spirit of Vengeance“ noch einmal die Rolle spielen (Trailer). Eine Empfehlung kann ich aber für beide Teile nicht aussprechen.
2008 wurde es wieder etwas mehr in Sachen Comicverfilmungen. Guillermo Del Toro schickte „Hellboy II: The Golden Army“ (Trailer) ins Rennen und verlor abermals am Box Office, womit der dritte Teil nie kommen wird (wirklich nicht, denn kurz auf die Uhr gesehen haben wir jetzt 2017 – da darf man alle Hoffnung fahren lassen). Mit „Punisher: War Zone“ (Trailer) wurde ein weiterer Neustart des Punishers probiert. Mit R-Rating und kleinem Budget von 35 Mio. Dollar scheiterte man aber kläglich (Einspiel: 10 Mio. Dollar) an den Kinokassen, wenngleich der Punisher hier durchaus seinem Namen gerecht wird. Über „The Spirit“ (Trailer) darf man derweil getrost den Mantel des Schweigens legen. Furchtbar. Bleiben somit noch zwei Filme aus dem Jahr 2008, die etwas Besonderes sind (Anmerkung: So Dinger wie „Jumper“, „Superhero Movie“ oder „Hancock“ lasse ich außen vor – weil keine Vorlage). Ach halt, jetzt hätte ich beinahe „The Incredible Hulk“ (Trailer) vergessen. Der gehört ja irgendwie zum Marvel Cinematic Universe (MCU) dazu, aber auch nicht so richtig. Ursprünglich mal als eine Fortsetzung zu Ang Lees „Hulk“ (2003) geplant (was man durchaus noch merkt), floppte der Film an den Kassen, wenngleich er unterm Strich positiv aufgenommen wurde und auch ich den Film bedenkenlos empfehlen kann.
Iron Man (2008)
Fakten: Das Budget betrug 140 Mio. US-Dollar, das weltweite Einspiel kam auf knapp 585 Mio. US-Dollar. Tomatometer: 94%.
Trailer:
Noch vor „The Incredible Hulk“ kam „Iron Man“ ins Kino und sollte den Startschuss für das MCU geben. Ein Wagnis, schließlich war die Bekanntheit dieses Superhelden weit niedriger als bei vielen anderen Figuren, die bereits Verfilmungen erhielten. Hatte man womöglich deshalb gleich zwei Filme für 2008 produziert – für den Fall, dass einer versagt? Nun, wie auch immer der Plan war, die Marvel Studios konnten mit „Iron Man“ unter der Regie von Jon Favreau und mit Robert Downey, Jr. in der Titelrolle einen enormen Erfolg verbuchen (aus dem Stand über 500 Mio. Dollar war eine Leistung) und hätten sie den nicht gehabt, wäre es auch dem Hulk nicht gelungen, das MCU in Fahrt zu bringen (denn der floppte bekanntlich).
Insofern hing die gesamte Idee des Cinematic Universe an diesem einen Film, dessen Erfolg keineswegs garantiert war. Den Kinogängern, die den Film aufmerksam verfolgten und auch bis nach dem Abspann sitzen blieben, bereitete man allerdings schon dort die Aussicht auf mehr. So sieht man in Tony Starks Werkstatt den Schild von Captain America liegen und am Ende stattete Nick Fury (Samuel L. Jackson) dem Iron Man einen Besuch ab, um ihn für die Avenger-Initiative zu gewinnen. Das sprach sich natürlich herum und dürfte mitverantwortlich dafür gewesen sein, dass nach „Iron Man“ auch die anderen Filme des MCU ihre Zuschauer fanden. Und dort wurden ebenfalls Hinweise auf die Avengers platziert, deren erster Film der vorerst anvisierte Höhepunkt des MCU sein sollte.
Unterm Strich muss „Iron Man“ hier einfach stehen, weil er der Start für etwas war, was es bis dahin noch nicht gegeben hatte. Denn während die X-Men in ihr Universe hineinwuchsen, gab es hier von Beginn an einen Plan. Außerdem ist es natürlich ein sehr guter Film, den man ohnehin gesehen haben sollte.
Punktestand DC V Marvel – 3:3
The Dark Knight (2008)
Fakten: Das Budget betrug 185 Mio. US-Dollar, das weltweite Einspiel kam auf knapp 1005 Mio. US-Dollar. Tomatometer: 94%.
Trailer:
Christopher Nolans zweiter Beitrag zu seiner Batman-Trilogie ist schlicht ein Meisterwerk in allen Belangen. Und zwar unabhängig davon, dass es die erste Comicverfilmung war, die die Milliarde knacken konnte (ohne 3D). Zunächst einmal sei gesagt, dass der Film als Fortsetzung bereits unüblich ist, denn die Entwicklung von Bruce Wayne/Batman wird nicht vernachlässigt, sondern konsequent weitergeführt (ungleich anderer Fortsetzungen, die sich nach der Origin ausruhen, was die Hauptfigur betrifft und „bloß“ ein neues Abenteuer liefern). Entscheidend dafür ist (neben einigen anderen Figuren) der Antagonist, der auch für viele das Highlight des Films schlechthin sein dürfte. Heath Ledgers Joker ist das Ideal eines gelungenen Bösewichts. Zusammen mit Bruce Wayne werden wir mit ihm konfrontiert, lernen von seinen Plänen und von seiner Vergangenheit, nur um im nächsten Moment zu erfahren, dass wir in Wirklichkeit nichts über ihn wissen. Der Joker steht hier für das Chaos und jedes Mal, wenn Batman meint, er wisse, wie er ihn greifen kann, schlägt er noch härter zurück. Dabei wird nicht außer Acht gelassen, dass die Aktionen des Jokers Auswirkungen auf alle Beteiligten (inklusive unseres Titelhelden) haben – sowohl storytechnisch als auch auf charakterlicher Ebene.
Ein weiterer nicht zu vernachlässigender Punkt dürfte der Kampf gegen den Terror sein, der hier zwar auf comichafte, aber doch recht bodenständige Art und Weise vermittelt wird. Dieses (in unserer realen Welt) leider noch immer aktuelle Thema ist es dann auch, was diesen Film von den anderen seines Genres mehr abhebt (wobei die oben genannten Punkte das auch schon tun). Ich will jetzt nicht sagen, dass man sich als Zuschauer nach der Sichtung von „The Dark Knight“ ausgiebig mit Terrorismus beschäftigt und darüber nachdenkt, wie man dem Einhalt gebieten könnte. Aber der Eindruck, hier nicht nur einen guten Popcornfilm gesehen zu haben, bleibt doch erhalten.
Zuletzt sei noch erwähnt, dass Nolan seine Trilogie mit „The Dark Knight Rises“ (2012, Trailer) gut abgeschlossen hat, aber der Höhepunkt doch recht deutlich bei „The Dark Knight“ zu finden ist.
Punktestand DC V Marvel – 4:3
Intermezzo
Bis zum nächsten Film, den ich hier als Meilenstein erwähnen möchte, sollten vier Jahre vergehen. In dieser Zeit gab es natürlich mehrere Comicadaptionen. Zack Snyders „Watchmen“ (2009, Trailer), Matthew Vaughns “Kick-Ass” (2010, Trailer) und Pete Travis‘ “Dredd” (2012, Trailer) würde ich zu denen zählen, die mir sehr gefallen haben und nicht zu einem der großen Franchises gehören. „Jonah Hex“ (2010, Trailer), „The Green Hornet“ (2011, Trailer) und „Green Lantern“ (2011, Trailer) konnten mich weniger überzeugen.
Die X-Men konnten derweil mit „X-Men Origins: Wolverine“ (2009) und „X-Men: First Class“ (2011) ihr Universum weiter ausbauen, während „Ghost Rider: Spirit of Vengeance“ (2012) der zweite und letzte Teil blieb. Bei Columbia probierte man sich 2012 an einem Reboot von Spider-Man, wobei „The Amazing Spider-Man“ (Trailer) von Marc Webb aber nicht so gut bei den Zuschauern wegkam wie Raimis Filme und nach dem zweiten Teil (2014) abermals ein Neustart anvisiert wurde. Erwähnen sollte man dazu noch, dass die Einspielergebnisse beider Filme auf stolze Summen zwischen 700 und 800 Mio. US-Dollar kamen und Columbia hier schon freudig an einem Cinematic Universe um die menschliche Spinne und deren Gegner und Verbündete arbeitete. Aber das wird wohl frühestens nach „Spider-Man: Homecoming“ passieren (ob nun tatsächlich im MCU oder in einem eigenen Universum sei mal dahingestellt).
Apropos MCU. Dort feierte „Iron Man 2“ (Trailer) im Jahre 2010 Premiere, kam aber längst nicht so gut an wie der erste Teil, auch wenn das Einspielergebnis etwas besser ausfiel. Gespannter konnte man da ohnehin auf „Thor“ (2011, Trailer) und „Captain America: The First Avenger“ (2011, Trailer) sein, die zwei weitere Superhelden des MCU vorstellten. Die Einspielergebnisse fielen hier zwar niedriger (wenn auch nicht schlecht) aus als bei „Iron Man“ (2008), aber gute Kritiken und weitere Hinweise auf eine Zusammenkunft aller Helden heizten das Zuschauerinteresse an. Womit wir dann auch zum nächsten Meilenstein kommen.
Marvel’s The Avengers (2012)
Fakten: Das Budget betrug 220 Mio. US-Dollar, das weltweite Einspiel kam auf knapp 1519 Mio. US-Dollar. Tomatometer: 92%.
Trailer:
Da sind wir nun. Dieser Film, der sich noch immer gut als der Höhepunkt des MCU betrachten lässt, sollte sämtliche Konkurrenten der Marvel Studios aufhorchen lassen. Erst mit dem Erfolg von „The Avengers“ erhielt der Begriff des Cinematic Universe die volle Aufmerksamkeit und regte bei den anderen Studios Pläne zu ähnlich verbundenen Filmuniversen an. Nachmachen konnte es bislang (in den Ausmaßen) aber niemand, obwohl es zahlreiche Versuche und Pläne für ein solches Unterfangen gab und noch gibt – übrigens auch abseits von Comicverfilmungen.
Dabei war der Erfolg von „The Avengers“ nicht garantiert. Ja, mit „Iron Man“ wurde ein sehr guter Start hingelegt und „Thor“ sowie „Captain America“ liefen gut. Aber ob das Zusammentreffen der Figuren gelingen würde, stand keinesfalls fest. Es gleicht eher einem Wunder, dass dieser Film die Erwartungen der Zuschauer und Kritiker erfüllen (wenn nicht gar übertreffen) und gleichzeitig einen bis dato unangefochtenen Einspielrekord fürs Genre hinlegen konnte. Damals in 2012 war es sogar das dritthöchste Einspielergebnis (nicht inflationsbereinigt) aller Zeiten.
Diesen Erfolg kann man sicher auf u.a. zwei Dinge zurückführen. Joss Whedon auf dem Regiestuhl und als Drehbuchautor sowie den Hulk, der hier erstmals von Mark Ruffalo verkörpert wurde und der heimliche Star des Films ist. Wobei man sicher bezweifeln darf, ob es eine gute Idee war, Whedon danach für alle Phase 2 Filme des MCU zu konsultieren, während er an der Fortsetzung „Avengers: Age of Ultron“ (Trailer) arbeitete. Nicht, dass die zweite Phase des MCU jetzt schlechte wäre – das ist sie bestimmt nicht – aber die Ermüdungserscheinungen sowie die Kritik an der „Marvel-Formel“ wurden erst nach dem ersten Avengers-Abenteuer und mit den weiteren Filmen des MCU laut(er).
Aber egal, ob man diese Entwicklung jetzt kritisch sieht oder nicht – das MCU ist bis dato das erfolgreichste Franchise im Genre, brachte seit den Avengers noch zahlreiche andere, weniger bekannte Superhelden auf die Leinwand und die Marvel Studios durften sich nicht nur über sehr gute Einspielergebnisse freuen, sondern bekamen für ihre Filme auch tolle Kritiken. Von Ermüdung also bislang keine Spur, wobei die Erwartungshaltung auf die beiden nächsten Avengers-Filme in 2018 und 2019 enorm hoch sein dürfte. Da wird sich dann auch zeigen, ob sich das MCU abermals zu neuen Höhen aufschwingen kann oder langsam ein Verfallsdatum erreicht hat. Ich tippe auf ersteres.
Punktestand DC V Marvel – 4:4
Intermezzo
Jetzt bleibt nicht mehr viel übrig, was sich als Meilenstein bezeichnen lässt. Zwei herausragende Filme möchte ich abschließend noch nennen, da sie eine Entwicklung in eine deutlich andere Richtung aufweisen, die in Zukunft vielleicht öfter mal eingeschlagen wird. An dieser Stelle sei aber zunächst angemerkt, dass Comicfilme nach wie vor am Boomen sind und – unabhängig vom Studio – wohl in den nächsten Jahren das Blockbusterkino dominieren werden. Falls da wieder eine Ebbe kommen sollte, wird das frühestens ab 2020 passieren. Wahrscheinlich aber erst später. Vielleicht viel später.
Daher jetzt kurz zu den großen Studios und deren Entwicklungen von 2012 bis jetzt:
Disney / Marvel Studios: MCU läuft nach wie vor hervorragend, wobei es spannend werden dürfte, wenn der Infinity War in die Kinos kommt.
20th Century Fox: Hat den Neustart der Fantastic Four vergeigt und das dazu geplante Sequel schnell wieder gestrichen. Dafür läuft aber das X-Men Universum auf Hochtouren und wird sicher auch nächstes Jahr wieder ordentlich Kohle bringen. Die zwei Nennungen, die ich unten noch bringe, stammen zudem von Fox, womit das Studio Mut bewiesen und verdientermaßen Erfolg gehabt hat. Ob sie das in Zukunft auch vermögen? Abwarten.
Warner Bros. Pictures: Hat 2013 mit „Man of Steel“ (Trailer: Trailer) das „DC Extended Universe“ (DCEU) gestartet und seitdem viele Ankündigungen gemacht. Gedämpft wird das Ganze aber noch(?) durch eher unterwältigende Resultate (den Erfolg von Nolans Batman-Trilogie konnte man nicht wiederholen oder gar übertreffen und auch die Kritiker-Resonanz fiel bis zum Soloauftritt von „Wonder Woman“ (2017, Trailer) recht dürftig aus). „Justice League“ (2017, Trailer) muss dieses Jahr einfach gut laufen, sonst sehe ich für das DCEU schwarz.
Sony / Columbia Pictures: Hat sich Starthilfe durch einen Deal bezüglich Spider-Man geholt, der dadurch in „Captain America: Civil War“ (2016, Trailer) bereits vorgestellt wurde. „Spider-Man: Homecoming“ (2017, Trailer) läuft in Kürze an und die ersten Kritiken sehen schon mal vielversprechend aus. Ob die Spinne aber im Erfolgsfall auch den ganzen Ablegern aus der Sony-Schmiede zum großen Erfolg verhelfen kann, steht noch in den Sternen.
Deadpool (2016) und Logan (2017)
Fakten Deadpool: Das Budget betrug 58 Mio. US-Dollar, das weltweite Einspiel kam auf knapp über 783 Mio. US-Dollar. Tomatometer: 84%.
Fakten Logan: Das Budget betrug 97 Mio. US-Dollar, das weltweite Einspiel kam auf knapp 616 Mio. US-Dollar. Tomatometer: 93%.
Trailer Deadpool:
Trailer Logan:
Prinzipiell bräuchte hier nur „Deadpool“ stehen, denn der Film war der Grund dafür, weshalb “Logan” sein R-Rating bekam und Wolverine dort seine Klingen endlich mal fachgerecht blutig einsetzen durfte. Aber abgesehen vom Rating gibt es nur wenig, was die beiden Filme verbindet, könnten sie doch in ihrer Richtung kaum unterschiedlicher gestaltet sein.
Weshalb ich sie hier nenne, hat aber dennoch einen gemeinsamen Grund: Beide Filme brechen mit dem Klischee, dass Comic-Adaptionen einem bestimmten Muster folgen müssen. So braucht es beispielsweise kein riesiges Budget und keinen CGI-Overkill, um den Figuren gerecht zu werden, viel Geld einzuspielen und das Publikum zufriedenzustellen. Einfach mal ein bisschen was außerhalb der Box bringen und die Leute machen lassen, die ihre Ideen auf die Leinwand bringen wollen. Ohne, dass das Studio sich zu sehr einmischt oder dem Ganzen ein (wie auch immer geartetes) Korsett aufzwingt. R-Rating? Durchbrechen der vierten Wand? Sich über das eigene Franchise/Studio lustig machen? Eine düstere Zukunft aufzeigen und dabei Hauptfiguren vom Franchise sterben lassen?
Das klingt alles vielleicht auf den ersten Blick nicht nach einer erfolgreichen Linie, aber die Zahlen oben sprechen für sich und zeigen, dass sich die Fragen durchaus mit „Ja“ beantworten lassen, ohne automatisch einen Flop abzuliefern. Hut ab, Fox, da hast du dich was getraut.
Punktestand DC V Marvel – 4:5
Das war dann auch alles, was ich hier verkünden wollte. Die wichtigsten Beiträge zum Genre. Was meint ihr, habe ich da etwas übersehen oder würdet ihr zustimmen?
Und dann ist da noch das (vorläufige) Endergebnis, bei dem Marvel-basierte Figuren die Nase leicht vorn haben. Gerechtfertigt oder nicht?
Im Thread zum Artikel gibt es übrigens noch eine kleine Umfrage. Welchen der zehn genannten Filme würdet ihr als euren Favoriten bezeichnen?
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