Schinzigs Blu-ray Tipps und der Aufstieg des Nicolas Cage

3. Mai 2020, Daniel Schinzig

Es war einmal vor langer Zeit in einer weit weit entfernten Filmwelt, da gab es einen Schauspieler namens Nicolas Cage. Der überzeugte erst mit oscarprämierten Auftritten in Dramen, avancierte dann zum Actionhelden in einigen der besten Krach-Bumm-Filme der 1990er Jahre. Welcher Fan von cineastischen Schusswechseln und Explosionen bekommt kein Pipi in den Augen beim Gedanken an „The Rock“, „Con Air“ und „Im Körper des Feindes“? Ich erwähne das alles nicht, weil neue coole Neuauflagen dieser oder ähnlicher Titel auf den Markt kamen, sondern weil ich noch einmal daran erinnern wollte, welch hohen Stellenwert der gute Mann mal hatte. Mittlerweile – ich zitiere hier meinen Freund und Musikerkollegen Maik Goth – „hat Cage eine Wandlung vom Schauspieler hin zum Gesamtkunstwerk gemacht“. Das musste der geneigte Zuschauer bei der Sichtung mitunter miserabler Machwerke feststellen. Doch seit einiger Zeit mehren sich die kuriosen Fälle, dass Cage mit seinem ihm angeborenen Overacting keine künstlerischen Totalausfälle veredelt, sondern abgefahrene Arthaus-Experimente auf ein neues Level des Irrsinns hebt. Einen dieser Fälle stelle ich heute vor. Aber zuerst starten wir mit der Blockbusterreihe aller Blockbusterreihen.

Jetzt wird es hart. Schaffe ich es, über die neunte Star-Wars-Episode zu schreiben, ohne überkritisch oder zynisch zu klingen? Ich versuche es mal: Mit „Der Aufstieg Skywalkers“ endet – zumindest vorerst – die Hauptreihe des „Star Wars“-Franchises. Und das ist auch gut so… Mist. Schon versaut.
Ich höre lieber mal auf, es zu versuchen, und sage, wie es ist: „Episode 9“ hat mir einen riesigen Schlag in die Magengrube versetzt, den viele andere Zuschauer schon bei dem Vorgänger „Die letzten Jedi“ gespürt haben. Ich wiederum halte „Episode 8“ für den mit Abstand besten Sternenkrieg-Beitrag der Disney-Ära, und auch darüber hinaus spielt der Ableger von Rian Johnson für mich ganz oben mit. Daher missfällt es mir auf so ziemlich allen Ebenen, wie die Geschichte um Luke, Rey, Leia und Finn hier weitergesponnen wird. So vieles hat Johnson grandios in Stellung gebracht, so vieles wird nun einfach ignoriert. Es schmerzt noch mehr, wenn man ein wenig recherchiert und feststellen muss, dass die ursprünglich geplante Episode-9-Variante unter Regie von Colin Trevorrow vielleicht nicht das Zeug zum Meisterwerk gehabt, aber viel stimmiger an beide Vorgänger angeschlossen hätte.
Stattdessen bekamen die Schlipsträger, die hoch oben in Büros weit über der Sphäre schweben, in der kreative Entscheidungen aus Liebe zum Werk entstehen, Angst und hörten auf die teils etwas zu drastisch formulierten Beschimpfungen erboster „Fans“. „Der Aufstieg Skywalkers“ wurde somit zum Film, der eigentlich keinen mehr restlos gefallen dürfte: Ungeschickt wird versucht, unbeliebte Entscheidungen aus Episode 8 rückgängig zu machen, viel zu hektisch werden komplett neue Handlungsstränge aus dem Hut gezaubert, jede Sekunde Filmmaterial schreit den Zuschauer quasi an: „Habe uns wieder lieb!“. Mit Sicherheit werden die vielen „Die letzten Jedi“-Gegner nun einigermaßen besänftigt sein und mit „Der Aufstieg Skywalkers“ wieder mehr anzufangen wissen. Aber die neue Trilogie wirkt nun endgültig wie ein Trümmerfeld. Mit Wohlwollen könnte man auch sagen: Es ist spannend zu sehen, wie alle drei neuen Hauptfilme aufzeigen, welche für das Gesamtwerk vernichtende Auswirkungen es hat, wenn mehrere künstlerische Visionen sichtbar gegeneinander antreten.
Was aber das Schlimmste ist – und dafür können keine Filmemacher und keine Studiobosse etwas: Der teilweise hässliche Krieg unter den Star-Wars-„Fans“ geht weiter, ist nun eventuell härter denn je. Aber genau solche Reaktionen sollten Filme nicht auslösen. Über Filme darf und soll leidenschaftlich diskutiert werden, verschiedene Meinungen sollten beim jeweils Anderen Interesse auslösen. Jedoch niemals Hass. Denn Hass führt bekanntlich auf die dunkle Seite der Macht. Und so enttäuschend dieser letzte Teil der „Skywalker Saga“ nun für mich auch ist: Noch enttäuschender sind seit einigen Jahren die teils drastisch formulierten, persönlich werdenden „Diskussionen“ in der Star-Wars-Fanbase. Ich freue mich auf jeden Fall für jeden, der viel Spaß mit „Der Aufstieg Skywalkers“ hat. Ich habe gesprochen.

„Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers“ – seit 30. April 2020 auf Blu-ray, 4K UHD, 3D Blu-ray und DVD.

Und wenn nun schon eine so übergroße Reihe wie die „Skywalker Saga“ aus dem „Star Wars“-Universum ihr vorläufiges Ende findet, dann darf natürlich auch die fette Gesamtbox nicht fehlen. Wer nicht warten kann: Es gibt sie nun. Holt sie euch. Freut euch.
Leider aber ist auch hier nicht alles Gold was glänzt. Denn so schön es ist, dieses hübsche Teil nun im Regal stehen zu haben: Über einige merkwürdige Entscheidungen kann man leider nicht hinwegsehen. Da wäre zum einen die Geschichte mit der Anzahl der Discs. Wer die DVD-Box kauft, für den macht alles noch Sinn. Neun DVDs in der Box. Logisch. Die Käufer der Blu-ray-Box erwarten direkt schon 18 Discs. Denn die neun DVDs sind ebenfalls an Bord. Die Käufer der 4K UHD Variante dürfen sich dann direkt über 27 Discs „freuen“. Denn neben den neun 4K UHDs sind noch die neun Blu-rays und die neun DVDs dabei. Das treibt den Preis nach oben für mindestens neun, für viele Käufer wahrscheinlich sogar 18 unnötige Discs. Dazu kommt, dass der deutsche Ton bei einigen der Filme aus rein technischer Sicht ein Downgrade zur Blu-ray-Box aus dem Jahr 2011 darstellt – wobei das fairerweise in der Praxis kaum bis gar nicht zu spüren ist. Interessant auch die Entscheidung, die 4K UHDs nicht mit Dolby Vision auszustatten, sondern nur mit HDR 10, wo DV auf Disney+ doch geboten wird.
Ja, die Box ist sicher besser, als es die arg negative Durchschnittsbewertung bei Amazon aktuell vermuten lässt. Aber der Geschmack, dass Disney bei seinen optischen Datenträgern bewusst unter den Möglichkeiten bleibt, um den neuen hauseigenen Streamingdienst besser dastehen zu lassen, bleibt. Und das sorgt für ein leicht kotziges Gefühl bei uns Filmsammlern. Zumal in der Praxis der Dolby-Vision-HDR-Stream bei Disney+ trotzdem nicht das Ergebnis der HDR-10-Varianten erreicht, die es auf die 4K UHDs geschafft haben. Keine schöne neue Welt gerade.

„Star Wars: Die Skywalker Saga“ – seit 30. April 2020 auf Blu-ray, 4K UHD und DVD.

Aber kommen wir zurück zu Nicolag Cage. Mit den haben wir angefangen, mit dem hören wir auf. Denn mit „Die Farbe aus dem All“ kommt die Neuverfilmung eines Kurzgeschichte des kultisch verehrten Horrorautors H.P. Lovecraft von den „Mandy“-Produzenten auf uns zu. Reicht das nicht eigentlich schon aus, um hier einen Blindkauf zu wagen? Nein? Dann klickt auf den verlinkten Trailer? Noch immer nicht überzeugt? Dann schaut mal, welche tollen Varianten es von dem Film alles gibt! Neben der Standard-DVD und -Blu-ray hat es eine üppig gefüllte Ultimate-Box in die Händlerregale geschafft. Hier findet ihr den Film auch in der 4K-Variante auf UHD (wobei hier dringend zu erwähnen ist, dass es den Film nicht in HDR gibt und somit der in meinen Augen größte Vorteil einer 4K UHD wegfällt), natürlich liegen massig Extras bei und sogar bisherige ältere Verfilmungen des Stoffes fehlen nicht. Wem die Standard-Blu-ray nicht reicht, die Ultimate-Edition aber zu teuer ist, muss sich noch etwas gedulden. Denn im Mai folgen noch zwei sich im Design unterscheidende Mediabooks. Schön zu sehen, dass es noch Vertriebe gibt, die viel Wert auf die Heimkinoveröffentlichung legen. Danke, Koch Media Home Entertainment!

„Die Farbe aus dem All“ – seit 30. April 2020 auf Blu-ray und DVD sowie in der Ultimate Edition inklusive 4K UHD. Am 14. Mai folgen zwei Mediabooks, ebenfalls inklusive 4K UHD.

Na, werdet ihr auch mit Nicolas Cage durch das eigene Schädeldach fliegen? Verratet es uns im Forum. In den Blu-ray Tipps am nächsten Sonntag holen wird die Messer raus. Denn ja, es geht noch einmal um Rian Johnson…

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