Warner plant geheimnisvolle Serie aus dem Harry Potter Universum

27. Januar 2021, Christian Westhus

Deadline.com will gelernt haben, dass man bei Warner Bros eine Serie aus dem Harry Potter Universum für HBO Max plant. Das ist nur aus dem Grund überraschend, dass es überhaupt so lange gedauert hat, bis man bei Warner die wertvolle Potter-IP mit dem TV- und Streaming-Trend zu kombinieren versucht. Disney hat es mit Spin Offs zu Marvel und Star Wars vorgemacht und bei den DC-Helden ist Warner schon dabei, den (quasi) hauseigenen Streamingkanal HBO Max mit Serienablegern zu füttern, aber bei Potter dauerte es noch. Bis jetzt. Natürlich erfordert eine Serie aus der Zauberwelt rund um Harry Potter das finale OK von Vorlagenautorin J.K. Rowling, doch es ist – wenn man einmal so frech sein darf – schwer vorstellbar, dass dieses „OK“ angesichts der Qualität der „Fantastic Beasts“ Ableger, die Rowling selbst als Drehbuchautorin anging, eine nennenswerte Hürde werden sollte.

© Warner Bros

Mehr als dieses vage Vorhaben gibt es noch nicht. Keine Figuren, keine historische Verortung, keine Mitarbeiter, keine aktive Produktion. Man plant es. Das lässt Raum für Spekulationen. Wir stellen drei theoretische Versionen vor, wie eine Potter Spin-Off Serie aussehen könnte:

#Version 1: Prequel/Origin-Story der Hauptreihe
Im Kino wurde der Spin-Off bereits versucht, griff schon in der Hauptfigur auf eine existierende Figur zurück und beschäftigte sich auch im weiteren Verlauf zunehmend mit Hogwarts, Dumbledore und ähnlichen Facetten, die in Prequel-Art die Hauptreihe rund um Harry Potter selbst betrafen. Soll heißen: Warner und Rowling sind an dieser Art von IP-Expansion interessiert. Und Fans (häufig) auch. Der Reiz einer Vorgeschichte ist so nachvollziehbar wie gefährlich. Star Wars vermochte beide Seiten zu bestätigen. Gehen wir einmal davon aus, dass das Spin-Off hauptsächlich in Hogwarts spielen wird, noch immer der zentrale Ort für weltweite Fan-Nostalgie und Identifikation. Mit Gryffindor, Hufflepuff, Ravenclaw und Slytherin kann jeder einigermaßen umgehen, doch wer weiß überhaupt, wie die Häuser in Ilvermorny heißen? Ach, wer wusste überhaupt, dass die amerikanische Schule Ilvermorny heißt? Hogwarts also. Vom jungen Dumbledore haben wir vermutlich vorerst genug gesehen, warum also nicht auf die Schülerjahre von Minerva McGonagall zurückblicken, auf ihre Zerrissenheit zwischen Gryffindor und Ravenclaw, auf ihr „Coming-of-Age“ oder dergleichen? Oder aber man nimmt die Idee eines Prequels beim Wort und geht noch weiter als die geplante „Game of Thrones“ Spin-Off Prequelserie, die ebenfalls auf HBO Max erscheinen wird. Die Entstehung von Hogwarts rund um die vier Begründer der Häuser könnte eine spannende, nostalgische und lukrative Angelegenheit sein. Der Streit und spätere Bruch mit Salazar Slytherin, die Führungsrolle von Godric Gryffindor, aber auch die Gelegenheit, Helga Hufflepuff und Rowena Ravenclaw dringend benötigte zusätzliche Dimensionen zu geben.

#Version 2: Ilvermorny Spin-Off
Klar, wir haben gerade erst behauptet, die allermeisten Fans würden insbesondere an Hogwarts hängen, an den vier ursprünglichen Häusern und an den berühmten Lehrern der Hauptreihe, aber einen Ozean entfernt gibt es eben doch eine andere semi-etablierte Schule für Hexerei und Zauberei. Die „Tierwesen“ Reihe gab uns Ilvermorny und beließ es größtenteils dabei. Eine Serie könnte ein Weg sein, diese andere Schule endlich einmal näher kennen zu lernen. Noch dazu gibt es ein wirtschaftliches Argument: HBO Max ist (noch) ein rein amerikanischer Anbieter. Natürlich wird es in absehbarer Zeit internationale Ableger und Kooperationen zur Ausstrahlung geben, doch die Hauptidentifikation und das HBO Max „Branding“ sind zunächst einmal amerikanisch. Warum also eine Serie in England spielen lassen, wenn man Ilvermorny quasi vor der Haustür hat? Noch dazu ist die neue Schule nahezu komplett frei von narrativen Vorgaben oder strikten Fan-Erwartungen. Die Verantwortlichen können hier frei entscheiden und erschaffen, ohne sich selbst um Kopf und Kragen zu argumentieren, wenn das rigide Hogwarts Haussystem aufgebrochen werden soll. Weil Slytherins sind ja bekanntlich immer X und Gryffindors bekanntlich immer Y. So jedenfalls die weit verbreitete Idee. Das alles betrifft die Welt von Ilvermorny (fast) gar nicht. Eine neue Schule, neue Häuser, neue Lehrer und eine neue Schüler-Hauptfigur, die endlich einmal nichts mit Harry, Tom Riddle, Grindelwald oder Dumbledore zu tun haben muss. Durch das Serienformat hätte man endlich einmal die Möglichkeit, ein echtes Schuljahr an einer Zauberschule zu verbringen und miterleben zu können. Mehr Unterrichtsszenen, mehr Schul-Alltag, mehr Freizeit und Traditionen der Häuser, inmitten einer neuen romantischen bis bedrohlichen Haupthandlung.

#Version 3: Hogwarts 2021 und darüber hinaus
Mit „Harry Potter und das verwunschene Kind“ („Cursed Child“) gibt es eine solche Geschichte bereits als Theaterstück und als Script in Buchform. Auf den ersten Blick scheint es naheliegend hier anzusetzen und den Weg fortzusetzen, doch immer wieder auf Potter und Co. zurück zu fallen ist irgendwann so originell wie eine Star Wars Welt, die sich einzig um die Skywalkers dreht. Noch dazu wären mit einer konkreten Fortsetzung einige logistische und/oder finanzielle Hürden zu nehmen. Es bräuchte einige bekannte Gesichter, mindestens Robbie Coltrone als Hagrid und Maggie Smith als McGonagall, die nun einmal noch immer Schulleiterin ist, aber eigentlich reicht das noch nicht. Diese bekannten Gesichter will der Fan eben sehen, diese werden erwartet. Natürlich könnte man sich so gut es geht von Verbindungen zu Harry und seinen Kindern befreien, vielleicht die Abenteuer einer Hufflepuff Schülerin im Jahr 2023 erzählen und damit die in Version 2 geschilderten Möglichkeiten einer Schulserie erhalten, nur eben in den vertrauten Wänden von Hogwarts. Oder aber man lässt die Schule größtenteils hinter sich und verfolgt ein Hexerei und Zauberei Abenteuer in der Außenwelt, im Ministerium, in der Muggelwelt usw. Ein junger Auror vielleicht, der einer neuen Bedrohung der dunklen Künste nachgeht und regelmäßig seinem Vorgesetzten Harry Potter Bericht erstattet. Warners Geld sollte ausreichen, um Daniel Radcliffe für ein paar Episoden zu einem mittelgroßen Gastauftritt zu überreden.Oder aber mal eine Geschichte aus Sicht eines Muggels, welche den magischen Vorgängen langsam auf die Schliche kommen könnten.

Was sagt ihr zu diesen drei Grundausrichtungen? Oder wie sähe euer Serien Spin-Off aus? Braucht es Harry Potter als Person? Braucht es Hogwarts? Diskutiert mit!

Autor: Christian Westhus

Ein echter Ostwestfale. Gebürtig aus einer kleinen Doppelstadt, die niemand kennt, studierte Literatur in einer Stadt, die es angeblich nicht gibt (Bielefeld). Arbeitet seit 2006 für BereitsGesehen, schreibt Kritiken und Kolumnen, gehört zum Podcast Team und ist einmal im Monat beim KultKino in Lippstadt zu sehen.

Um an dieser Diskussion teilzunehmen, registriere dich bitte im Forum:
Zur Registrierung