Treasure Tuesday Spezialkritik: Five Element Ninjas

18. Februar 2020, Christian Westhus

Beim Treasure Tuesday stellen wir filmische Schätze vor, eben „treasures“. Filme, die vergessen wurden, nie den ganz großen Durchbruch hatten, zu alt oder zu fremdsprachig sind, um im vielfältigen Angebot unserer Tage herauszuragen. Auch zu Großvaters Zeiten gab es schon sehenswerte Filme, wie es auch in anderen Ländern sehenswerte Filme gibt. Heute lassen wir uns einen Shaw Brothers Martial Arts Klassiker schmecken, das herrlich irre Spätwerk „Five Element Ninjas“ von 1982.

© Shaw Brothers

Five Element Ninjas
(Originaltitel: Ren zhe wu di (五遁忍術) Hongkong 1982)
Regie: Chang Che
Darsteller: Cheng Tien-Chi, Meng Lo, uvm.

Was ist das für ein Film?
Hongkong zur Zeit der Yuan Dynastie. Die Kampfkunstschule von Yuan Zeng (nein, nach ihm ist diese Dynastie nicht benannt) wird von Konkurrent Chief Hong herausgefordert, doch Zengs bestens trainierte Kämpfer können sich beweisen, selbst gegen den überraschenden Angriff eines japanischen Samurais. Daraufhin schwört Chief Hong Rache und verbündet sich mit einem mysteriösen Ninja Klan, um Zeng aus dem Weg zu räumen und sich mit seiner Schule an die Spitze zu setzen. Und die Ninjas meinen es ernst, wie auch Zeng und seine Kämpfer herausfinden müssen. Die Ninjas sind mit Geheimtaktiken und speziellen Angriffen in Verbindung der fünf Elemente (Gold, Wasser, Erde, Holz und Feuer) ausgestattet und dezimieren die Zeng Kampfschule.

Dies ist in etwa der Aufhänger für einen der legendärsten und besten der Shaw Brothers Martial Arts Actionfilme. Regielegende Chang Che hält sich nur minimal mit dem Plot auf und verknüpft selbst diesen, wie in der ausgedehnten Einleitungssequenz, mit Kampfszenen. Das eher rhythmische als elegant fließende Schlagen, Treten, Hacken und Stechen mag nach heutigen Actionstandards etwas gewöhnungsbedürftig sein, ist aber spätestens dann eine Wucht, wenn die ersten Zeng Krieger nach und nach in „Takeshi’s Castle“ Manier auf die Element Ninjas treffen und größtenteils baden gehen. Das liegt auch daran, dass Chang Che ein kleiner Wahnsinniger ist, der diese Actionpracht nicht nur in satten Farben präsentiert, mit wunderbar kuriosen Kostümen, herrlich unechten Bärten und grell-künstlichem Kunstblut, sondern auch mit einem Hang zum Augenzwinkern, zur Übertreibung und zu Absurdität ausstattet. Die Nebenhandlung um eine Spionin innerhalb der Zeng Schule ist sagenhaft affektiert und nahezu komplett bedeutungslos, abgesehen davon, dass aus dieser Handlung erwartungsgemäß erneut große Klopperei und blutigstes Massensterben folgt. Denn „Five Element Ninjas“ ist selbst für „One Armed Swordsman“ Regisseur Chang Che eine außerordentlich blutige und blutrünstige Angelegenheit, bei der man auch schon mal über seine eigenen Innereien stolpert. Es ist ein Film von rund 100 Minuten Länge, der grob geschätzt 80 Minuten herrlich überzeichneter Action bietet. Ein wortwörtlich mordsmäßig unterhaltsamer Film.

Warum sollte mich das interessieren?
Vielleicht, weil „Five Element Ninjas“ mindestens so gut ist, wie es der depperte Titel hoffen lässt? Weil es, wie erwähnt, ein mordsmäßig unterhaltsamer Film ist? Die Shaw Brothers Studio sind so legendär wie einflussreich, aber mit einem gewaltigen – und hierzulande oft schwer erreichbaren – Output auch oft kompliziert zu greifen. Dieser Film ist ein Spätwerk, aber eines der am höchsten angesehenen Werke von Chang Che, dem neben King Hu wohl größten Hongkong Action-Regisseur dieser Zeit. Man kennt vielleicht den Kampfkunstklassiker „Die 36 Kammern der Shaolin“, dessen ernsthafte Dramatik und (verhältnismäßig) humorlose Zurschaustellung von Kampfkunst eine Seite dieser Kino-Welt darstellt. Auf der anderen Seite steht die bunt-blutige Unterhaltungsabsurdität von „Five Element Ninjas“, die so etwas wie das andere Spektrumsende darstellen könnte.

Noch dazu gibt es diesen Film zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Artikels bei Netflix Deutschland und lädt somit direkt dazu ein, mal ein wenig auf Entdeckungstour in Fernost zu gehen. Wie so oft, bei Filmen dieser Art, ist Quentin Tarantino ein großer Fan. Bei Netflix müssen wir zwar mit der etwas holprigen englischen (!) Synchro Vorlieb nehmen, doch gerade in Kombination mit der deutlich freieren und lockeren Untertitel-Übersetzung entsteht nur eine weitere Unterhaltungsebene für diesen Film. Und nur darum geht es wirklich. Das Script lässt die fraglos eher als Kämpfer denn als Schauspieler gecasteten Protagonisten eifrig von allseits beliebten Kernideen sprechen, von Mut, Tapferkeit, Ehre und Pflichtgefühl, doch auch diese „dramatischen“ Ideen sind nur Dekoration, nur Mittel zum Zweck innerhalb eines wahnsinnig unterhaltsamen Actionfilms.

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Autor: Christian Westhus

Ein echter Ostwestfale. Gebürtig aus einer kleinen Doppelstadt, die niemand kennt, studierte Literatur in einer Stadt, die es angeblich nicht gibt (Bielefeld). Arbeitet seit 2006 für BereitsGesehen, schreibt Kritiken und Kolumnen, gehört zum Podcast Team und ist einmal im Monat beim KultKino in Lippstadt zu sehen.

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