Fast gemachte Filme: „Alarmstufe Rot 3“

21. August 2020, Christian Mester

In Hollywood werden immer neue Filme geplant, doch nur die wenigsten davon kommen je ins Kino. Wir werfen einen kleinen Blick auf ein paar der auffälligsten Titel, die es aus verschiedensten Gründen (bisher) leider nicht geschafft haben. Heute: Steven Seagals zweiter Comebackversuch „Alarmstufe Rot 3“.

© Warner Bros

Im Actionkosmos gehört Steven Seagal zweifellos zu den seltsamsten Erfolgsmenschen überhaupt. Trotz aller Skandale und Exzentrik muss man da auf jeden Fall würdigen, dass er legendär startete. Mit „Nico/Above the Law“ schaffte er es als einziger, direkt mit einer Hauptrolle in einem Kinofilm zu starten, ohne wie seine Kollegen erst in Nebenrollen arbeiten zu müssen. Ende der 80er/Anfang der 90er hatte er dann so einige Hits, ehe es Ende der 90er nach „Exit Wounds“ und „Half Past Dead“ gen Heimkinomarkt ging – den er nach wie vor immer noch bedient. In 20 Jahren hat er gefühlt 50 Filme veröffentlicht.

Was nicht jeder weiß: hin und wieder gab es Versuche, ihn doch noch mal ins Kino zurückzuholen. Geplant war ein weiteres Sequel zu „Alarmstufe Rot“, in dem er als ehemaliger Elitesoldat und jetziger Chefkoch Casey Ryback einmal mehr eine Geiselsituation klären sollte. In Teil 1 befreite er bereits einen überfallenen Zerstörer, in Teil 2 einen Zug. Teil 3 mit dem Originaltitel „Under Siege 3: Plane Danger“ hätte ihn auf ein Flugzeug verfrachtet, das er dann aus der Hand muslimischer Terroristen befreien sollte.

Wieso es nie zum Film kam? Das hat mehrere Gründe, die sich alle summieren:

1) bei seinen Heimkinotiteln ist er der Boss und darf sich alles erlauben, beispielsweise, sich in allen Szenen außer Dialogszenen doubeln zu lassen; in einer Studioproduktion müsste er sich unterordnen und käme nicht so faul davon. Seagal ist ausgesprochen exzentrisch, was die Zusammenarbeit extrem erschwert

2) eine Heimkinoproduktion ist in gut 2 Wochen abgedreht und bringt Seagal pro Film 2-5 Millionen Dollar ein; bei einer Studioproduktion wäre er wesentlich länger beteiligt, müsste zudem PR machen und er würd sogar weit weniger verdienen – darauf hat er keine Lust

3) in Relation gesehen verdient er bei seinen kleinen Filmen, von denen er rund 2 pro Jahr macht, bedeutend mehr und lebt ungemein reich. Sein Vermögen wird auf bis zu 600 Mio Dollar geschätzt

4) Seagals Kinokarriere ist 20 Jahre her, und da er mittlerweile rund 200 kg wiegt, sehen Studios wenig Potenzial. Der erste „Alarmstufe“ spielte damals 150 Mio ein, der zweite schon nur noch 100 Mio. Niemand traut ihm heut zu, einen 100 Mio Erfolg zu schaffen.

5) es werden ohnehin kaum noch mittelteure Actiontitel wie etwa die „London Has Fallen“ oder „Taken“ Filme produziert, und selbst Bruce Willis und Mel Gibson haben Probleme, neue Teile von „Stirb Langsam“ und „Lethal Weapon“ produziert zu kriegen

6) seit 2000 hat er mehrere Klagen und Untersuchungen am Hals gehabt, u.a. mehrfach wegen sexueller Belästigung

Die höchsten Chancen auf diesen Film gab es wahrscheinlich 2010, als „Machete“ anlief, in dem Seagal eine kleine Nebenrolle hat. Kurzzeitig war er wieder in aller Munde, ehe er wieder von der Bildfläche verschwand.

Autor: Christian Mester

Dieser Filmenthusiast (*1982) liebt es, manchmal auch mit Blödsinn, Leute für Filme zu begeistern. Hat BG im Jahr 2004 gegründet und ist dann für Pressevorstellungen, Interviews und Premieren viel rumgereist, hat als Redakteur u.a. für GameStar geschrieben, war dann mal Projektleiter in einer Werbeagentur mit Schwerpunkt dt, Kinostarts und - schaut gerad vermutlich schon wieder was.

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