Schinzigs mörderischer Blu-ray Tipp
Es ist Muttertag. Heute steht ein ganz besonderer Mensch im Fokus, dem wir – so hoffe ich – das ganze Jahr viel Aufmerksamkeit und Liebe schenken, aber eben heute vielleicht noch ein Stück mehr. Das Scheinwerferlicht sollten wir mal einfach auf unsere Mamas richten und die anderen Sachen im Schwarz drumherum verschwinden lassen. Da passt es doch, dass auch im heutigen Blu-ray Check nur ein einziger Film im Fokus steht und wie die anderen Veröffentlichungen der vergangenen Woche an den Rand drücken. Heute darf das mal so sein. In der Realität ist Muttertag. In der Heimkinowelt ist Messer-Raushol-Tag.
Harlan Thrombey ist tot. Damit wollen wir beginnen. Und so kommt die ganze liebe Familie zusammen. Damals ging das noch. Damals, vor Corona. Und so war auch kein Virus am Tod des Familienoberhaupts beteiligt. Nein, es war vermeintlicher Selbstmord. Die ganz unterschiedlichen, aber alle unter zu viel Reichtum leidenden Familienmitglieder werden natürlich trotzdem von der Polizei befragt. Ebenfalls dabei: Privatdetektiv Benoit Blanc, der anonym auf den Fall angesetzt worden ist. Nicht erst im Gespräch mit Harlan Thrombeys Pflegerin Marta, die eine wichtige Rolle in der Entwicklung des Falls haben wird, wird Blanc deutlich: Hier ist etwas ganz gehörig faul.
Ich hoffe, wenn ich diesen Namen nun ausschreibe, werden nicht die Messer gewetzt. Ich meine es auch wirklich nicht böse. Ganz ehrlich. Also los. Bereit? Rian Johnson! (*dramatische Pause*) Was wurde in den vergangenen Jahren nicht alles über den Filmemacher geschrieben. Freundlich ausgedrückt: Johnson war der Grund für leicht polarisierende Gespräche innerhalb und teils auch außerhalb der Fanbase einer beliebten Weltraum-Saga. Doch ich will hier gar nicht über Johnsons „Star Wars“-Eintrag schreiben. Nicht schon wieder. Wer da nochmal seinen Puls nach oben schnellen lassen möchte, darf gerne meine Blu-ray Tipps vom vergangenen Sonntag noch einmal lesen.
Zum Glück steht Johnson nicht nur für „Die letzten Jedi“, sondern auch für einen – ebenfalls umstrittenen – frechen kleinen Zeitreise-Thriller, für einen Film-Noir in High-School-Umgebung, für betrügerische Brüder und nicht zuletzt für einige der beeindruckendsten „Breaking Bad“-Episoden. Seinen Höhepunkt – diesmal sowohl aus Kritiker- als auch aus Zuschauersicht – hat er aber jüngst mit „Knives Out“ erreicht. Irgendwo zwischen Verneigung vor den kultigen Hercule-Poirot-Fällen, ironischer Brechung typischer Whodunit-Dramaturgie und treffsicherer Gesellschaftskritik ist Johnsons aktuelle Schreib- und Regie-Arbeit vor allem eines: Ein riesengroßer Genuss.
Das liegt neben Johnsons Schreib- und Inszenierungskunst vor allem an der sensatioenllen Besetzung. Lasst uns mal einfach stumpf aufzählen: Daniel Craig, Jamie Lee Curtis, Christopher Plummer, Toni Collette, Michael Shannon, Katherine Langford, Don Johnson, Ana de Armas, Chris Evans… Noch fragen? Wie? Wer Ana de Armas ist? Das werdet ihr nach diesem Film nicht mehr fragen, denn sie bildet mitunter Herz und Seele des satirischen Krimis und ist für uns Zuschauer ein immens wichtiger Halt inmitten des familiären Gewusels, in dem sich selbst die Figur des grandios aufspielenden Daniel Craig von Zeit zu Zeit zu verirren droht.
„Knives Out“ ist ein in nahezu allen Belangen riesiger Triumph und zeigt, was für eine mächtige Wirkung sich entfalten kann, wenn talentierte Filmschaffende größtmögliche kreative Freiheit genießen. Da ist es doch schön, dass uns Rian Johnson im Bonussektor der Blu-ray hautnah an der Entstehung des Films teilhaben lässt. Rund drei Stunden Bonusmaterial ist vorhanden, darunter die knapp zweistündige Dokumentation „Making a Murder“.
„Knives Out“ – seit 8. Mai 2020 auf Blu-ray, 4K UHD und DVD.
Wie schnell habt ihr den Mörder erraten? Verratet es uns im Forum. In den Blu-ray Tipps am nächsten Sonntag schauen wir mal, was passiert, wenn eine Woche lang keine wirklich großen Titel auf Blu-ray erscheinen und besonders kuriose Veröffentlichungen unsere Aufmerksamkeit bekommen. Seid gespannt. Ich bin es auch…
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